Ganze stiller Adel, Reinheit, Gleichheit, Sanftheit, nicht fade Glattheit. Der Ue- bergang von der Stirn zur Nase, hier der Sitz seiner Mißkontemplationen, hier die Quelle der unüberlegten Länge seiner Pre- digten, besonders wenn er Sie im Kirch- stuhl der Kanzel gegenüber hat. Biß zum Nasenloche geht der reinste Ausdruck von ge- sundem Menschenverstand, erlöscht schon ein wenig unter der Nase, und im Munde fin- det man nicht mehr seine Stätte, besonders wenn er ihn zum Sprechen öffnet. -- Sehn Sie nur, das all trift unter einer geringfügigen Accomodation auf'n Haar zu, und demungeachtet ließ sich des Magisters Physiognomie, wenn sie nicht ganz sollt' umgeschmolzen werden, wohl schwerlich in Sir Wests Form drücken.
Sie. Jch dächte doch.
Jch. Wie? Sie finden auch hier in bey- den Gestalten Uebereinstimmung?
Sie.
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Ganze ſtiller Adel, Reinheit, Gleichheit, Sanftheit, nicht fade Glattheit. Der Ue- bergang von der Stirn zur Naſe, hier der Sitz ſeiner Mißkontemplationen, hier die Quelle der unuͤberlegten Laͤnge ſeiner Pre- digten, beſonders wenn er Sie im Kirch- ſtuhl der Kanzel gegenuͤber hat. Biß zum Naſenloche geht der reinſte Ausdruck von ge- ſundem Menſchenverſtand, erloͤſcht ſchon ein wenig unter der Naſe, und im Munde fin- det man nicht mehr ſeine Staͤtte, beſonders wenn er ihn zum Sprechen oͤffnet. — Sehn Sie nur, das all trift unter einer geringfuͤgigen Accomodation auf’n Haar zu, und demungeachtet ließ ſich des Magiſters Phyſiognomie, wenn ſie nicht ganz ſollt’ umgeſchmolzen werden, wohl ſchwerlich in Sir Weſts Form druͤcken.
Sie. Jch daͤchte doch.
Jch. Wie? Sie finden auch hier in bey- den Geſtalten Uebereinſtimmung?
Sie.
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Ganze ſtiller Adel, Reinheit, Gleichheit,
Sanftheit, nicht fade Glattheit. Der Ue-
bergang von der Stirn zur Naſe, hier der
Sitz ſeiner Mißkontemplationen, hier die
Quelle der unuͤberlegten Laͤnge ſeiner Pre-
digten, beſonders wenn er Sie im Kirch-
ſtuhl der Kanzel gegenuͤber hat. Biß zum
Naſenloche geht der reinſte Ausdruck von ge-
ſundem Menſchenverſtand, erloͤſcht ſchon ein
wenig unter der Naſe, und im Munde fin-
det man nicht mehr ſeine Staͤtte, beſonders
wenn er ihn zum Sprechen oͤffnet. —
Sehn Sie nur, das all trift unter einer
geringfuͤgigen Accomodation auf’n Haar zu,
und demungeachtet ließ ſich des Magiſters
Phyſiognomie, wenn ſie nicht ganz ſollt’
umgeſchmolzen werden, wohl ſchwerlich in
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/219>, abgerufen am 22.12.2024.
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