Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

gebracht; als er aber solches an mich zu
befördern Vorhabens gewesen, sey er durch
einen Unglücksfall daran verhindert worden:
Durch einen heftigen Windstoß sey das alte
baufällige Schulhauß im Ort eingestürzt.
Er habe dem gemeinen Besten und meiner
Denkungsart gemäßer zu seyn erachtet die
vorräthige Baarschaft, bey gegenwärtigen
Geldklemmen Zeiten, zu schleuniger Aufer-
bauung eines neuen dauerhaften Schulge-
bäudes herzuschießen, als solches zum Behuf
einer Lustreise ausserhalb zu versenden, und
verhoffe daß ich diesen, zu einer so edlen
Absicht abzweckenden Entschluß im Besten
vermerken würde.

Schlimme Botschaft! rief ich aus, wer
hätts gedacht daß der herrliche Schweizer-
plan vom Wind umgewehet, unter die Rui-
nen eines alten Schulhauses sollt' begraben
werden? Was war zu thun? Jch mußte
der Nothwendigkeit nachgeben, mein Kopf

wollte

gebracht; als er aber ſolches an mich zu
befoͤrdern Vorhabens geweſen, ſey er durch
einen Ungluͤcksfall daran verhindert worden:
Durch einen heftigen Windſtoß ſey das alte
baufaͤllige Schulhauß im Ort eingeſtuͤrzt.
Er habe dem gemeinen Beſten und meiner
Denkungsart gemaͤßer zu ſeyn erachtet die
vorraͤthige Baarſchaft, bey gegenwaͤrtigen
Geldklemmen Zeiten, zu ſchleuniger Aufer-
bauung eines neuen dauerhaften Schulge-
baͤudes herzuſchießen, als ſolches zum Behuf
einer Luſtreiſe auſſerhalb zu verſenden, und
verhoffe daß ich dieſen, zu einer ſo edlen
Abſicht abzweckenden Entſchluß im Beſten
vermerken wuͤrde.

Schlimme Botſchaft! rief ich aus, wer
haͤtts gedacht daß der herrliche Schweizer-
plan vom Wind umgewehet, unter die Rui-
nen eines alten Schulhauſes ſollt’ begraben
werden? Was war zu thun? Jch mußte
der Nothwendigkeit nachgeben, mein Kopf

wollte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="234"/>
gebracht; als er aber &#x017F;olches an mich zu<lb/>
befo&#x0364;rdern Vorhabens gewe&#x017F;en, &#x017F;ey er durch<lb/>
einen Unglu&#x0364;cksfall daran verhindert worden:<lb/>
Durch einen heftigen Wind&#x017F;toß &#x017F;ey das alte<lb/>
baufa&#x0364;llige Schulhauß im Ort einge&#x017F;tu&#x0364;rzt.<lb/>
Er habe dem gemeinen Be&#x017F;ten und meiner<lb/>
Denkungsart gema&#x0364;ßer zu &#x017F;eyn erachtet die<lb/>
vorra&#x0364;thige Baar&#x017F;chaft, bey gegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
Geldklemmen Zeiten, zu &#x017F;chleuniger Aufer-<lb/>
bauung eines neuen dauerhaften Schulge-<lb/>
ba&#x0364;udes herzu&#x017F;chießen, als &#x017F;olches zum Behuf<lb/>
einer Lu&#x017F;trei&#x017F;e au&#x017F;&#x017F;erhalb zu ver&#x017F;enden, und<lb/>
verhoffe daß ich die&#x017F;en, zu einer &#x017F;o edlen<lb/>
Ab&#x017F;icht abzweckenden Ent&#x017F;chluß im Be&#x017F;ten<lb/>
vermerken wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Schlimme Bot&#x017F;chaft! rief ich aus, wer<lb/>
ha&#x0364;tts gedacht daß der herrliche Schweizer-<lb/>
plan vom Wind umgewehet, unter die Rui-<lb/>
nen eines alten Schulhau&#x017F;es &#x017F;ollt&#x2019; begraben<lb/>
werden? Was war zu thun? Jch mußte<lb/>
der Nothwendigkeit nachgeben, mein Kopf<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wollte</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0242] gebracht; als er aber ſolches an mich zu befoͤrdern Vorhabens geweſen, ſey er durch einen Ungluͤcksfall daran verhindert worden: Durch einen heftigen Windſtoß ſey das alte baufaͤllige Schulhauß im Ort eingeſtuͤrzt. Er habe dem gemeinen Beſten und meiner Denkungsart gemaͤßer zu ſeyn erachtet die vorraͤthige Baarſchaft, bey gegenwaͤrtigen Geldklemmen Zeiten, zu ſchleuniger Aufer- bauung eines neuen dauerhaften Schulge- baͤudes herzuſchießen, als ſolches zum Behuf einer Luſtreiſe auſſerhalb zu verſenden, und verhoffe daß ich dieſen, zu einer ſo edlen Abſicht abzweckenden Entſchluß im Beſten vermerken wuͤrde. Schlimme Botſchaft! rief ich aus, wer haͤtts gedacht daß der herrliche Schweizer- plan vom Wind umgewehet, unter die Rui- nen eines alten Schulhauſes ſollt’ begraben werden? Was war zu thun? Jch mußte der Nothwendigkeit nachgeben, mein Kopf wollte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/242
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/242>, abgerufen am 22.12.2024.