triotisch widersetzt hatte. Dieser Einfall wurde bey iedem Glaß Wein wiederholt, biß er zu Tode geiagt war. Mit den witzi- gen Einfällen, dacht ich, ists doch schier wie mit der Jalappeneichel, mit welcher ich meine Enten daheim zweymal im Jahr zu purgiren pflege. Denn wenn ich nach der Vorschrift des Pariser Dictionnaire de l'industrie, eine Eichel wohl mit Jalappen- wurz abgekocht habe, versammle ich mein Entenvolck; und wenn sie nun horchsam da stehn, und mit dem Verlangen eines un- gedultigen Parterres harren, was ihnen zum besten gegeben werden soll, werf ich meine Panazee unter sie, die denn gierig von einem Entvogel verschlungen wird, der sie vermög' ihrer wirksamen Kraft nicht lang bey sich behält, sondern bald unverdaut von sich giebt, da sie einem andern, der diesen herrlichen Bissen am ersten erhascht, zu Theil wird, ohne von ihrer Kraft etwas zu
ver-
triotiſch widerſetzt hatte. Dieſer Einfall wurde bey iedem Glaß Wein wiederholt, biß er zu Tode geiagt war. Mit den witzi- gen Einfaͤllen, dacht ich, iſts doch ſchier wie mit der Jalappeneichel, mit welcher ich meine Enten daheim zweymal im Jahr zu purgiren pflege. Denn wenn ich nach der Vorſchrift des Pariſer Dictionnaire de l’induſtrie, eine Eichel wohl mit Jalappen- wurz abgekocht habe, verſammle ich mein Entenvolck; und wenn ſie nun horchſam da ſtehn, und mit dem Verlangen eines un- gedultigen Parterres harren, was ihnen zum beſten gegeben werden ſoll, werf ich meine Panazee unter ſie, die denn gierig von einem Entvogel verſchlungen wird, der ſie vermoͤg’ ihrer wirkſamen Kraft nicht lang bey ſich behaͤlt, ſondern bald unverdaut von ſich giebt, da ſie einem andern, der dieſen herrlichen Biſſen am erſten erhaſcht, zu Theil wird, ohne von ihrer Kraft etwas zu
ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0250"n="242"/>
triotiſch widerſetzt hatte. Dieſer Einfall<lb/>
wurde bey iedem Glaß Wein wiederholt,<lb/>
biß er zu Tode geiagt war. Mit den witzi-<lb/>
gen Einfaͤllen, dacht ich, iſts doch ſchier<lb/>
wie mit der Jalappeneichel, mit welcher<lb/>
ich meine Enten daheim zweymal im Jahr<lb/>
zu purgiren pflege. Denn wenn ich nach<lb/>
der Vorſchrift des Pariſer <hirendition="#aq">Dictionnaire de<lb/>
l’induſtrie,</hi> eine Eichel wohl mit Jalappen-<lb/>
wurz abgekocht habe, verſammle ich mein<lb/>
Entenvolck; und wenn ſie nun horchſam da<lb/>ſtehn, und mit dem Verlangen eines un-<lb/>
gedultigen Parterres harren, was ihnen<lb/>
zum beſten gegeben werden ſoll, werf ich<lb/>
meine Panazee unter ſie, die denn gierig<lb/>
von einem Entvogel verſchlungen wird, der<lb/>ſie vermoͤg’ ihrer wirkſamen Kraft nicht lang<lb/>
bey ſich behaͤlt, ſondern bald unverdaut von<lb/>ſich giebt, da ſie einem andern, der dieſen<lb/>
herrlichen Biſſen am erſten erhaſcht, zu<lb/>
Theil wird, ohne von ihrer Kraft etwas zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[242/0250]
triotiſch widerſetzt hatte. Dieſer Einfall
wurde bey iedem Glaß Wein wiederholt,
biß er zu Tode geiagt war. Mit den witzi-
gen Einfaͤllen, dacht ich, iſts doch ſchier
wie mit der Jalappeneichel, mit welcher
ich meine Enten daheim zweymal im Jahr
zu purgiren pflege. Denn wenn ich nach
der Vorſchrift des Pariſer Dictionnaire de
l’induſtrie, eine Eichel wohl mit Jalappen-
wurz abgekocht habe, verſammle ich mein
Entenvolck; und wenn ſie nun horchſam da
ſtehn, und mit dem Verlangen eines un-
gedultigen Parterres harren, was ihnen
zum beſten gegeben werden ſoll, werf ich
meine Panazee unter ſie, die denn gierig
von einem Entvogel verſchlungen wird, der
ſie vermoͤg’ ihrer wirkſamen Kraft nicht lang
bey ſich behaͤlt, ſondern bald unverdaut von
ſich giebt, da ſie einem andern, der dieſen
herrlichen Biſſen am erſten erhaſcht, zu
Theil wird, ohne von ihrer Kraft etwas zu
ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/250>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.