Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

verliehren. So durchwandert die medizini-
sche Eichel nach und nach alle Entenmägen,
und kommt iedesmal mit neuen Kruditäten
verbunden zum Vorschein, wie ein witziger
Einfall der oft wiederholt wird. Auf dem
andern Flügel, den der Ritter komman-
dirte, gings nicht so lustig her, ob er schon
sehr bey Laune war; es schien daß er ieden
Einfall mit Mühe ausgebahr. Wenn da-
her auf der einen Seite der Tafelwitz einer
Jalappeneichel gleich, so war er auf der
andern der berüchtigten versteinerten Leibes-
frucht ähnlich, welche ein Weib als eine
eheliche Bürde, nach Bericht der Berliner
Memoiren ganzer 22 Jahr mit sich herum-
getragen haben soll, eh sie davon entbunden
wurde, und als dieselbe nun endlich aus
Licht kam, war doch weder Geist noch Le-
ben drinn, sondern war und blieb ein tod-
tes, schwerfälliges, unbehülfliches Wesen.

Kann
Q 2

verliehren. So durchwandert die medizini-
ſche Eichel nach und nach alle Entenmaͤgen,
und kommt iedesmal mit neuen Kruditaͤten
verbunden zum Vorſchein, wie ein witziger
Einfall der oft wiederholt wird. Auf dem
andern Fluͤgel, den der Ritter komman-
dirte, gings nicht ſo luſtig her, ob er ſchon
ſehr bey Laune war; es ſchien daß er ieden
Einfall mit Muͤhe ausgebahr. Wenn da-
her auf der einen Seite der Tafelwitz einer
Jalappeneichel gleich, ſo war er auf der
andern der beruͤchtigten verſteinerten Leibes-
frucht aͤhnlich, welche ein Weib als eine
eheliche Buͤrde, nach Bericht der Berliner
Memoiren ganzer 22 Jahr mit ſich herum-
getragen haben ſoll, eh ſie davon entbunden
wurde, und als dieſelbe nun endlich aus
Licht kam, war doch weder Geiſt noch Le-
ben drinn, ſondern war und blieb ein tod-
tes, ſchwerfaͤlliges, unbehuͤlfliches Weſen.

Kann
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0251" n="243"/>
verliehren. So durchwandert die medizini-<lb/>
&#x017F;che Eichel nach und nach alle Entenma&#x0364;gen,<lb/>
und kommt iedesmal mit neuen Krudita&#x0364;ten<lb/>
verbunden zum Vor&#x017F;chein, wie ein witziger<lb/>
Einfall der oft wiederholt wird. Auf dem<lb/>
andern Flu&#x0364;gel, den der Ritter komman-<lb/>
dirte, gings nicht &#x017F;o lu&#x017F;tig her, ob er &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;ehr bey Laune war; es &#x017F;chien daß er ieden<lb/>
Einfall mit Mu&#x0364;he ausgebahr. Wenn da-<lb/>
her auf der einen Seite der Tafelwitz einer<lb/>
Jalappeneichel gleich, &#x017F;o war er auf der<lb/>
andern der beru&#x0364;chtigten ver&#x017F;teinerten Leibes-<lb/>
frucht a&#x0364;hnlich, welche ein Weib als eine<lb/>
eheliche Bu&#x0364;rde, nach Bericht der Berliner<lb/>
Memoiren ganzer 22 Jahr mit &#x017F;ich herum-<lb/>
getragen haben &#x017F;oll, eh &#x017F;ie davon entbunden<lb/>
wurde, und als die&#x017F;elbe nun endlich aus<lb/>
Licht kam, war doch weder Gei&#x017F;t noch Le-<lb/>
ben drinn, &#x017F;ondern war und blieb ein tod-<lb/>
tes, &#x017F;chwerfa&#x0364;lliges, unbehu&#x0364;lfliches We&#x017F;en.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Kann</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0251] verliehren. So durchwandert die medizini- ſche Eichel nach und nach alle Entenmaͤgen, und kommt iedesmal mit neuen Kruditaͤten verbunden zum Vorſchein, wie ein witziger Einfall der oft wiederholt wird. Auf dem andern Fluͤgel, den der Ritter komman- dirte, gings nicht ſo luſtig her, ob er ſchon ſehr bey Laune war; es ſchien daß er ieden Einfall mit Muͤhe ausgebahr. Wenn da- her auf der einen Seite der Tafelwitz einer Jalappeneichel gleich, ſo war er auf der andern der beruͤchtigten verſteinerten Leibes- frucht aͤhnlich, welche ein Weib als eine eheliche Buͤrde, nach Bericht der Berliner Memoiren ganzer 22 Jahr mit ſich herum- getragen haben ſoll, eh ſie davon entbunden wurde, und als dieſelbe nun endlich aus Licht kam, war doch weder Geiſt noch Le- ben drinn, ſondern war und blieb ein tod- tes, ſchwerfaͤlliges, unbehuͤlfliches Weſen. Kann Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/251
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/251>, abgerufen am 22.12.2024.