richt auf deutschen Grund und Boden, in Beyseyn des iungen Barons, einiger der Physiognomiekundiger Männer, nämlich eines Landpredigers, eines Chirurgus, und eines Kunstmalers, desgleichen des judicis ordinarii und der gewöhnlichen Schöppen, unter Freund Spörtlers Vorsitz geheget wurde.
Eh und bevor die Sitzung ihren Anfang nahm, gabs noch einige Debatten über die Zulassung des Malers als Beysitzers, ab- sonderlich in Absicht des Stimmrechtes, welches ihm das Judicium nicht zugestehen wollte: angesehen der physiognomische Ca- non die Maler namentlich von der Physio- gnomistengilde ausschlösse. Trat auf der Prediger, ein starker Orientalist, der allent- halben Anspielungen auf die morgenländi- sche Litteratur anbrachte, und mit einer Ue- bersetzung des Talmuds umgehen soll, weils ihm sein Landsmann Herr Rabe mit seiner
meister-
richt auf deutſchen Grund und Boden, in Beyſeyn des iungen Barons, einiger der Phyſiognomiekundiger Maͤnner, naͤmlich eines Landpredigers, eines Chirurgus, und eines Kunſtmalers, desgleichen des judicis ordinarii und der gewoͤhnlichen Schoͤppen, unter Freund Spoͤrtlers Vorſitz geheget wurde.
Eh und bevor die Sitzung ihren Anfang nahm, gabs noch einige Debatten uͤber die Zulaſſung des Malers als Beyſitzers, ab- ſonderlich in Abſicht des Stimmrechtes, welches ihm das Judicium nicht zugeſtehen wollte: angeſehen der phyſiognomiſche Ca- non die Maler namentlich von der Phyſio- gnomiſtengilde ausſchloͤſſe. Trat auf der Prediger, ein ſtarker Orientaliſt, der allent- halben Anſpielungen auf die morgenlaͤndi- ſche Litteratur anbrachte, und mit einer Ue- berſetzung des Talmuds umgehen ſoll, weils ihm ſein Landsmann Herr Rabe mit ſeiner
meiſter-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0036"n="28"/>
richt auf deutſchen Grund und Boden, in<lb/>
Beyſeyn des iungen Barons, einiger der<lb/>
Phyſiognomiekundiger Maͤnner, naͤmlich<lb/>
eines Landpredigers, eines Chirurgus, und<lb/>
eines Kunſtmalers, desgleichen des <hirendition="#aq">judicis<lb/>
ordinarii</hi> und der gewoͤhnlichen Schoͤppen,<lb/>
unter Freund Spoͤrtlers Vorſitz geheget<lb/>
wurde.</p><lb/><p>Eh und bevor die Sitzung ihren Anfang<lb/>
nahm, gabs noch einige Debatten uͤber die<lb/>
Zulaſſung des Malers als Beyſitzers, ab-<lb/>ſonderlich in Abſicht des Stimmrechtes,<lb/>
welches ihm das Judicium nicht zugeſtehen<lb/>
wollte: angeſehen der phyſiognomiſche Ca-<lb/>
non die Maler namentlich von der Phyſio-<lb/>
gnomiſtengilde ausſchloͤſſe. Trat auf der<lb/>
Prediger, ein ſtarker Orientaliſt, der allent-<lb/>
halben Anſpielungen auf die morgenlaͤndi-<lb/>ſche Litteratur anbrachte, und mit einer Ue-<lb/>
berſetzung des Talmuds umgehen ſoll, weils<lb/>
ihm ſein Landsmann Herr Rabe mit ſeiner<lb/><fwplace="bottom"type="catch">meiſter-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[28/0036]
richt auf deutſchen Grund und Boden, in
Beyſeyn des iungen Barons, einiger der
Phyſiognomiekundiger Maͤnner, naͤmlich
eines Landpredigers, eines Chirurgus, und
eines Kunſtmalers, desgleichen des judicis
ordinarii und der gewoͤhnlichen Schoͤppen,
unter Freund Spoͤrtlers Vorſitz geheget
wurde.
Eh und bevor die Sitzung ihren Anfang
nahm, gabs noch einige Debatten uͤber die
Zulaſſung des Malers als Beyſitzers, ab-
ſonderlich in Abſicht des Stimmrechtes,
welches ihm das Judicium nicht zugeſtehen
wollte: angeſehen der phyſiognomiſche Ca-
non die Maler namentlich von der Phyſio-
gnomiſtengilde ausſchloͤſſe. Trat auf der
Prediger, ein ſtarker Orientaliſt, der allent-
halben Anſpielungen auf die morgenlaͤndi-
ſche Litteratur anbrachte, und mit einer Ue-
berſetzung des Talmuds umgehen ſoll, weils
ihm ſein Landsmann Herr Rabe mit ſeiner
meiſter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/36>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.