Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

in dergleichen Fällen sonst gewöhnlichen Ce-
remoniels, mit großer Eilfertigkeit aus der
Gerichtsstube zum richterlichen Hegemahl
ins Speisegemach, aus welchem der Wie-
ner Hautgout, mit der fränkischen Provin-
zialküche vereinbart, den Kommenden ent-
gegen duftete. Woraus deutlich zu begrei-
fen war, daß Junker Theodor in der Küche
so gut als in der Gerichtsstube sein Wesen
hatte, und Beyden eine Reformation schien
zugedacht zu haben.

Nachdem ein' und die andere nahrhafte
Schüssel das gewöhnliche Stillschweigen des
ersten Jmbisses verscheucht, auch der Werth-
heimer die Lebensgeister wieder angefrischt
hatte, wurde die Tischgesellschaft ganz ge-
sprächig; und als beym Desert Junker
Theodor seinen Wiener Flaschenkeller auf-
thät, und die Liqueurs Fines in kleinen
Portionen ausspendete, so daß die Zwerg-
römer unter den hohen Stengegläsern mit

Doppel-

in dergleichen Faͤllen ſonſt gewoͤhnlichen Ce-
remoniels, mit großer Eilfertigkeit aus der
Gerichtsſtube zum richterlichen Hegemahl
ins Speiſegemach, aus welchem der Wie-
ner Hautgout, mit der fraͤnkiſchen Provin-
zialkuͤche vereinbart, den Kommenden ent-
gegen duftete. Woraus deutlich zu begrei-
fen war, daß Junker Theodor in der Kuͤche
ſo gut als in der Gerichtsſtube ſein Weſen
hatte, und Beyden eine Reformation ſchien
zugedacht zu haben.

Nachdem ein’ und die andere nahrhafte
Schuͤſſel das gewoͤhnliche Stillſchweigen des
erſten Jmbiſſes verſcheucht, auch der Werth-
heimer die Lebensgeiſter wieder angefriſcht
hatte, wurde die Tiſchgeſellſchaft ganz ge-
ſpraͤchig; und als beym Deſert Junker
Theodor ſeinen Wiener Flaſchenkeller auf-
thaͤt, und die Liqueurs Fines in kleinen
Portionen ausſpendete, ſo daß die Zwerg-
roͤmer unter den hohen Stengeglaͤſern mit

Doppel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0051" n="43"/>
in dergleichen Fa&#x0364;llen &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlichen Ce-<lb/>
remoniels, mit großer Eilfertigkeit aus der<lb/>
Gerichts&#x017F;tube zum richterlichen Hegemahl<lb/>
ins Spei&#x017F;egemach, aus welchem der Wie-<lb/>
ner Hautgout, mit der fra&#x0364;nki&#x017F;chen Provin-<lb/>
zialku&#x0364;che vereinbart, den Kommenden ent-<lb/>
gegen duftete. Woraus deutlich zu begrei-<lb/>
fen war, daß Junker Theodor in der Ku&#x0364;che<lb/>
&#x017F;o gut als in der Gerichts&#x017F;tube &#x017F;ein We&#x017F;en<lb/>
hatte, und Beyden eine Reformation &#x017F;chien<lb/>
zugedacht zu haben.</p><lb/>
        <p>Nachdem ein&#x2019; und die andere nahrhafte<lb/>
Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el das gewo&#x0364;hnliche Still&#x017F;chweigen des<lb/>
er&#x017F;ten Jmbi&#x017F;&#x017F;es ver&#x017F;cheucht, auch der Werth-<lb/>
heimer die Lebensgei&#x017F;ter wieder angefri&#x017F;cht<lb/>
hatte, wurde die Ti&#x017F;chge&#x017F;ell&#x017F;chaft ganz ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;chig; und als beym De&#x017F;ert Junker<lb/>
Theodor &#x017F;einen Wiener Fla&#x017F;chenkeller auf-<lb/>
tha&#x0364;t, und die Liqueurs Fines in kleinen<lb/>
Portionen aus&#x017F;pendete, &#x017F;o daß die Zwerg-<lb/>
ro&#x0364;mer unter den hohen Stengegla&#x0364;&#x017F;ern mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Doppel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0051] in dergleichen Faͤllen ſonſt gewoͤhnlichen Ce- remoniels, mit großer Eilfertigkeit aus der Gerichtsſtube zum richterlichen Hegemahl ins Speiſegemach, aus welchem der Wie- ner Hautgout, mit der fraͤnkiſchen Provin- zialkuͤche vereinbart, den Kommenden ent- gegen duftete. Woraus deutlich zu begrei- fen war, daß Junker Theodor in der Kuͤche ſo gut als in der Gerichtsſtube ſein Weſen hatte, und Beyden eine Reformation ſchien zugedacht zu haben. Nachdem ein’ und die andere nahrhafte Schuͤſſel das gewoͤhnliche Stillſchweigen des erſten Jmbiſſes verſcheucht, auch der Werth- heimer die Lebensgeiſter wieder angefriſcht hatte, wurde die Tiſchgeſellſchaft ganz ge- ſpraͤchig; und als beym Deſert Junker Theodor ſeinen Wiener Flaſchenkeller auf- thaͤt, und die Liqueurs Fines in kleinen Portionen ausſpendete, ſo daß die Zwerg- roͤmer unter den hohen Stengeglaͤſern mit Doppel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/51
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/51>, abgerufen am 22.12.2024.