Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.Procedur in Criminal-Sachen halben gnugsamme Anzeigung und Vermuthung von we-gen derselben Missethat auf ihn glaubwürdig gemacht: Peinliche Halß-Grichts-Ordnung. Art. VI. und XX. Derowegen nach der Statt Bern Gewohnheit jeder Rich- ter/ wann er jemand von verdachten Ubelthaten wegen ge- fänglich angenommen hat/ schuldig ist/ deß Gefangenen Behändigung samt dem vorhandenen Argwohn/ eine Ho- he Oberkeit vor aller Peinlicher Frag zuberichten/ und Befelchs zu erwarten/ ob und auf was Weis er den Ge- fangenen Peinlich fragen solle. Eher nun ein Richter die Peinliche Frag erkennen So dann der Beklagte Kundschafft und Beweiß- Und so der Anklagte nach gnugsammem Beweißthum wiese- E e
Procedur in Criminal-Sachen halben gnugſamme Anzeigung und Vermuthung von we-gen derſelben Miſſethat auf ihn glaubwuͤrdig gemacht: Peinliche Halß-Grichts-Ordnung. Art. VI. und XX. Derowegen nach der Statt Bern Gewohnheit jeder Rich- ter/ wann er jemand von verdachten Ubelthaten wegen ge- faͤnglich angenommen hat/ ſchuldig iſt/ deß Gefangenen Behaͤndigung ſamt dem vorhandenen Argwohn/ eine Ho- he Oberkeit vor aller Peinlicher Frag zuberichten/ und Befelchs zu erwarten/ ob und auf was Weis er den Ge- fangenen Peinlich fragen ſolle. Eher nun ein Richter die Peinliche Frag erkennen So dann der Beklagte Kundſchafft und Beweiß- Und ſo der Anklagte nach gnugſammem Beweißthum wieſe- E e
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Procedur in Criminal-Sachen
halben gnugſamme Anzeigung und Vermuthung von we-
gen derſelben Miſſethat auf ihn glaubwuͤrdig gemacht:
Peinliche Halß-Grichts-Ordnung. Art. VI. und XX.
Derowegen nach der Statt Bern Gewohnheit jeder Rich-
ter/ wann er jemand von verdachten Ubelthaten wegen ge-
faͤnglich angenommen hat/ ſchuldig iſt/ deß Gefangenen
Behaͤndigung ſamt dem vorhandenen Argwohn/ eine Ho-
he Oberkeit vor aller Peinlicher Frag zuberichten/ und
Befelchs zu erwarten/ ob und auf was Weis er den Ge-
fangenen Peinlich fragen ſolle.
Eher nun ein Richter die Peinliche Frag erkennen
ſoll/ iſt ihme von noͤthen wol zu wuͤſſen/ ob die Anklag
nicht durch Zeugen oder anderer Gattung Beweißthumb
wieder den Angeklagten moͤge bewieſeu werden/ darzu
dann wenigſtens zwey oder drey glaubhaffte unverwuͤrff-
liche Zeugen erforderet werden/ die von einem wahren Wuͤſ-
ſen ſagen. Halßgr. Ord. 67. Art. Welche dann nach
auffgeſetzten Voroffnungen uͤber jeden Puncten befragt/
ihr Auſſag in Schrifft verfaßt/ und ihnen ob ſie Recht
verſtanden und verzeichnet worden ſeye/ abgeleſen werden
ſoll.
So dann der Beklagte Kundſchafft und Beweiß-
thum fuͤhren wolte/ die ihne von ſeiner verklagten Miſ-
ſethat entſchuldigen ſolte/ ſo wird ihme ſolche auch ver-
hoͤrt als obſtaht. Halßgr. Ord. 74. Art.
Und ſo der Anklagte nach gnugſammem Beweißthum
nicht bekennen wolte/ ſoll ihme angezeigt werden/ daß er
der Miſſethat uͤberwieſen ſeye/ ob man dardurch ſein Be-
kanntnuß deſto eher auch erlangen koͤnte; Da er aber dar-
uͤber nochmahl nicht bekennen wolte/ und doch gnugſamm
uͤberwieſen waͤre/ ſo wird er nichts deſto weniger der uͤber-
wieſe-
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