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Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709.

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Von dem Recht der Eheleuthen.
woltend) so macht er sich unfehig einige Ehren-Aempter
zu bedienen/ zu mahlen der so nicht fehig/ seinem Ehe-
Weib vorzustehen/ viel weniger dem gemeinen Wesen zu
dienen tüchtig. Statt Bern Satz. fol. 94.

Der halbige Theil deß Guts/ so das Ehe-Weib/ es
seye durch Ehe-Steur/ Erb-oder andere Fähl dem Ehe-
Mann zubringt/ bleibt dem Ehe-Weib also gefristet/ daß
der Ehe-Mann kein Recht hat/ dasselbig an dem Haupt-Halbe
Weiber-
Gut wie
es gefristet

Gut zu verbrauchen oder zu versetzen/ es wäre dann sach/
daß der Ehe-Mann durch böse Unfähl/ Straff und Ge-
walt GOttes/ und nicht auß Muthwillen oder Liederlich-
keit in Verlurst seines Guts und auf solche Noht käme/
daß ein Oberkeit auß wichtigen Ursachen erkennen möchte/
daß der Mann seiner Frauen befreyt Gut zu seiner Un-
derhaltung oder zu Bezahlung seiner Schulden anzugreif-
fen gezwungen wäre: Jn welchem fahl die Hohe Ober-
keit sich Gewalt vorbehaltet/ dergleichen nöthigen Hauß-
Vätteren zu bewilligen/ von ihrer Ehe-Weiberen freyem
Gut so viel als sie thunlich und zuläßlich erachten/ anzu-
greiffen und ihre Nohtdurfft darmit zustellen. Statt
Bern Satz. fol. 12.

Diesere Fristung erstreckt sich so weit/ daß den Ehe-
Weiberen aller Gewalt gäntzlich benommen ist/ für ihre
Ehe-Männer oder sonsten einiger gestalten sich verbürgenErläute-
rung.

oder verschreiben zu können/ es seye dann sach/ daß ein
Ehe-Weib sich persöhnlich in Beywesen zweyer oder dreyer
ihrer ehrlicher nächster Verwandten in der Haupt-Statt
und dero Statt-Gericht/ und anderen Stätten deß Lands
vor Raht/ so sich in dergleichen fählen in möglichst grosser
Versamblung befinden soll; Auf dem Land aber vor dem
Gericht in beyseyn deß Ober-Amptsmanns oder Gerichts-

Herren
B 2

Von dem Recht der Eheleuthen.
woltend) ſo macht er ſich unfehig einige Ehren-Aempter
zu bedienen/ zu mahlen der ſo nicht fehig/ ſeinem Ehe-
Weib vorzuſtehen/ viel weniger dem gemeinen Weſen zu
dienen tuͤchtig. Statt Bern Satz. fol. 94.

Der halbige Theil deß Guts/ ſo das Ehe-Weib/ es
ſeye durch Ehe-Steur/ Erb-oder andere Faͤhl dem Ehe-
Mann zubringt/ bleibt dem Ehe-Weib alſo gefriſtet/ daß
der Ehe-Mann kein Recht hat/ daſſelbig an dem Haupt-Halbe
Weiber-
Gut wie
es gefriſtet

Gut zu verbrauchen oder zu verſetzen/ es waͤre dann ſach/
daß der Ehe-Mann durch boͤſe Unfaͤhl/ Straff und Ge-
walt GOttes/ und nicht auß Muthwillen oder Liederlich-
keit in Verlurſt ſeines Guts und auf ſolche Noht kaͤme/
daß ein Oberkeit auß wichtigen Urſachen erkennen moͤchte/
daß der Mann ſeiner Frauen befreyt Gut zu ſeiner Un-
derhaltung oder zu Bezahlung ſeiner Schulden anzugreif-
fen gezwungen waͤre: Jn welchem fahl die Hohe Ober-
keit ſich Gewalt vorbehaltet/ dergleichen noͤthigen Hauß-
Vaͤtteren zu bewilligen/ von ihrer Ehe-Weiberen freyem
Gut ſo viel als ſie thunlich und zulaͤßlich erachten/ anzu-
greiffen und ihre Nohtdurfft darmit zuſtellen. Statt
Bern Satz. fol. 12.

Dieſere Friſtung erſtreckt ſich ſo weit/ daß den Ehe-
Weiberen aller Gewalt gaͤntzlich benommen iſt/ fuͤr ihre
Ehe-Maͤnner oder ſonſten einiger geſtalten ſich verbuͤrgenErlaͤute-
rung.

oder verſchreiben zu koͤnnen/ es ſeye dann ſach/ daß ein
Ehe-Weib ſich perſoͤhnlich in Beyweſen zweyer oder dreyer
ihrer ehrlicher naͤchſter Verwandten in der Haupt-Statt
und dero Statt-Gericht/ und anderen Staͤtten deß Lands
vor Raht/ ſo ſich in dergleichen faͤhlen in moͤglichſt groſſer
Verſamblung befinden ſoll; Auf dem Land aber vor dem
Gericht in beyſeyn deß Ober-Amptsmanns oder Gerichts-

Herꝛen
B 2
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[11/0027] Von dem Recht der Eheleuthen. woltend) ſo macht er ſich unfehig einige Ehren-Aempter zu bedienen/ zu mahlen der ſo nicht fehig/ ſeinem Ehe- Weib vorzuſtehen/ viel weniger dem gemeinen Weſen zu dienen tuͤchtig. Statt Bern Satz. fol. 94. Der halbige Theil deß Guts/ ſo das Ehe-Weib/ es ſeye durch Ehe-Steur/ Erb-oder andere Faͤhl dem Ehe- Mann zubringt/ bleibt dem Ehe-Weib alſo gefriſtet/ daß der Ehe-Mann kein Recht hat/ daſſelbig an dem Haupt- Gut zu verbrauchen oder zu verſetzen/ es waͤre dann ſach/ daß der Ehe-Mann durch boͤſe Unfaͤhl/ Straff und Ge- walt GOttes/ und nicht auß Muthwillen oder Liederlich- keit in Verlurſt ſeines Guts und auf ſolche Noht kaͤme/ daß ein Oberkeit auß wichtigen Urſachen erkennen moͤchte/ daß der Mann ſeiner Frauen befreyt Gut zu ſeiner Un- derhaltung oder zu Bezahlung ſeiner Schulden anzugreif- fen gezwungen waͤre: Jn welchem fahl die Hohe Ober- keit ſich Gewalt vorbehaltet/ dergleichen noͤthigen Hauß- Vaͤtteren zu bewilligen/ von ihrer Ehe-Weiberen freyem Gut ſo viel als ſie thunlich und zulaͤßlich erachten/ anzu- greiffen und ihre Nohtdurfft darmit zuſtellen. Statt Bern Satz. fol. 12. Halbe Weiber- Gut wie es gefriſtet Dieſere Friſtung erſtreckt ſich ſo weit/ daß den Ehe- Weiberen aller Gewalt gaͤntzlich benommen iſt/ fuͤr ihre Ehe-Maͤnner oder ſonſten einiger geſtalten ſich verbuͤrgen oder verſchreiben zu koͤnnen/ es ſeye dann ſach/ daß ein Ehe-Weib ſich perſoͤhnlich in Beyweſen zweyer oder dreyer ihrer ehrlicher naͤchſter Verwandten in der Haupt-Statt und dero Statt-Gericht/ und anderen Staͤtten deß Lands vor Raht/ ſo ſich in dergleichen faͤhlen in moͤglichſt groſſer Verſamblung befinden ſoll; Auf dem Land aber vor dem Gericht in beyſeyn deß Ober-Amptsmanns oder Gerichts- Herꝛen Erlaͤute- rung. B 2

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Zitationshilfe: Mutach, Samuel: Substantzlicher Vnderricht/ Von Gerichts- und Rechts-Sachen. Bern, 1709, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mutach_underricht_1709/27>, abgerufen am 05.05.2024.