Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.die blauen Früchte über sie herfielen. Fritz schwang Ich liebe Dich von ganzem Herzen, fuhr er fort, Gretchen neigte den Kopf und dachte: ich bin ja Jetzt wollen wir zur Tante gehen, sprach er wei¬ 7
die blauen Früchte über ſie herfielen. Fritz ſchwang Ich liebe Dich von ganzem Herzen, fuhr er fort, Gretchen neigte den Kopf und dachte: ich bin ja Jetzt wollen wir zur Tante gehen, ſprach er wei¬ 7
<TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0103" n="79"/> die blauen Früchte über ſie herfielen. Fritz ſchwang<lb/> ſich über das Stacket. Soll ich Dir helfen? fragte<lb/> er. Gretchen nickte, und er ſuchte die Pflaumen mit<lb/> in ihre Schürze. Als ſie mit ihrer Arbeit fertig wa¬<lb/> ren, nahm Fritz Gretchens Hand, ſah ihr bewegt in<lb/> die Augen und ſagte: Gretchen, Du weißt ſchon<lb/> längſt die Gedanken meines Herzens. — Gretchen<lb/> nickte.</p><lb/> <p>Ich liebe Dich von ganzem Herzen, fuhr er fort,<lb/> und der Herr wird mir Kraft geben, Dich ſo glücklich<lb/> zu machen, wie Du es verdienſt und wie ich es ſo<lb/> gern möchte.</p><lb/> <p>Gretchen neigte den Kopf und dachte: ich bin ja<lb/> nicht werth ſolches Glückes.</p><lb/> <p>Jetzt wollen wir zur Tante gehen, ſprach er wei¬<lb/> ter, legte Gretchens Arm in den ſeinen, nahm ihre<lb/> Hand mit beiden Händen; ſo gingen ſie durch den<lb/> Garten. Da öffnete ſich oben ein Fenſterlein, der<lb/> Staarmatz hupfte auf das Brett und ſchnarrte: Jung¬<lb/> fer Braut! — Ja, Du alter Benjamin ſteckſt Deine<lb/> Naſe immer zuerſt in alle Dinge. Diesmal zankte ſich<lb/> Gretchen nicht mit dem Matz; ſie lächelte hinauf und<lb/> Beide blieben ſtehen, denn die weiße Mütze mit dem<lb/> fröhlichen Angeſicht ſchaute auch zum Fenſter hinaus.<lb/> Der Herr ſegne Euch! rief er herunter, dann neigte<lb/> er den Kopf hin und her vor dem Dompfaffen, und<lb/> der begann ſogleich: „Lobe den Herrn, o meine See¬<lb/> le“ — ja da konnten es Fritz und Gretchen nicht laſ¬<lb/> ſen, mit heller Stimme ſtimmten ſie ein und Benja¬<lb/> min ebenfalls:</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">7<lb/></fw> </body> </text> </TEI> [79/0103]
die blauen Früchte über ſie herfielen. Fritz ſchwang
ſich über das Stacket. Soll ich Dir helfen? fragte
er. Gretchen nickte, und er ſuchte die Pflaumen mit
in ihre Schürze. Als ſie mit ihrer Arbeit fertig wa¬
ren, nahm Fritz Gretchens Hand, ſah ihr bewegt in
die Augen und ſagte: Gretchen, Du weißt ſchon
längſt die Gedanken meines Herzens. — Gretchen
nickte.
Ich liebe Dich von ganzem Herzen, fuhr er fort,
und der Herr wird mir Kraft geben, Dich ſo glücklich
zu machen, wie Du es verdienſt und wie ich es ſo
gern möchte.
Gretchen neigte den Kopf und dachte: ich bin ja
nicht werth ſolches Glückes.
Jetzt wollen wir zur Tante gehen, ſprach er wei¬
ter, legte Gretchens Arm in den ſeinen, nahm ihre
Hand mit beiden Händen; ſo gingen ſie durch den
Garten. Da öffnete ſich oben ein Fenſterlein, der
Staarmatz hupfte auf das Brett und ſchnarrte: Jung¬
fer Braut! — Ja, Du alter Benjamin ſteckſt Deine
Naſe immer zuerſt in alle Dinge. Diesmal zankte ſich
Gretchen nicht mit dem Matz; ſie lächelte hinauf und
Beide blieben ſtehen, denn die weiße Mütze mit dem
fröhlichen Angeſicht ſchaute auch zum Fenſter hinaus.
Der Herr ſegne Euch! rief er herunter, dann neigte
er den Kopf hin und her vor dem Dompfaffen, und
der begann ſogleich: „Lobe den Herrn, o meine See¬
le“ — ja da konnten es Fritz und Gretchen nicht laſ¬
ſen, mit heller Stimme ſtimmten ſie ein und Benja¬
min ebenfalls:
7
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |