Nathusius, Marie: Die Kammerjungfer. Eine Stadtgeschichte. Halle (Saale), 1851.zog. Fritz schaute das Alles mit den Augen seiner Gestern hatte er Klärchen trauen sehen. Klärchen Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und zog. Fritz ſchaute das Alles mit den Augen ſeiner Geſtern hatte er Klärchen trauen ſehen. Klärchen Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0102" n="96"/> zog. Fritz ſchaute das Alles mit den Augen ſeiner<lb/> Seele an, und Freude und Friede durchzitterten ſein<lb/> Herz. Hier war ſeine traute Heimath und hier ſollt'<lb/> es ihm vergönnt ſein, ſeinen Heerd zu bauen und dem<lb/> Herrn zu Ehr' und Liebe Bürger und Hausvater ſein.</p><lb/> <p>Geſtern hatte er Klärchen trauen ſehen. Klärchen<lb/> im weißen Kleide, grünen Kranze, mit den ſchönen,<lb/> blauen, kindlichen Augen hatte ſein Herz noch einmal<lb/> in Erinnerung und Theilnahme bewegt. Der ſchwarze,<lb/> bleiche Mann neben ihr ſchien ihm der Böſe zu ſein,<lb/> dem ſie ſich übergab, und ſein Herz konnte es nicht<lb/> laſſen, wiederum zu bitten: Herr, verlaſſe ſie dennoch<lb/> nicht, führe ſie, halte ſie; Weg haſt du aller Wege,<lb/> an Mitteln fehlt's Dir nicht.</p><lb/> <p>Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und<lb/> Gretchen zuſammen getroffen, und als er Gretchen ſah,<lb/> war Glück und Friede in ſeine Bruſt gezogen. Gret¬<lb/> chen hatte ihn angeſchaut mit den treuherzigen Augen<lb/> und der vielen Liebe darin, und auch ſeine Augen<lb/> ſprachen ſeine Gedanken aus. Ehen werden im Him¬<lb/> mel geſchloſſen. Gretchen, das fühlte er, war ihm<lb/> vom Himmel beſtimmt, mit ihr wollte er wallen den<lb/> Weg hinan, ſeine Liebe ſollte ſie führen, tröſten, ihr<lb/> dienen auf dem beſchwerlichen Weg, und ihr treues,<lb/> ſtarkes Herz ſollte ihn tragen mit allen ſeinen Fehlern.<lb/> Ja, ihr wollte er auch die Schmerzen ſeiner Jugend<lb/> ſagen, jetzt wo er ſie überwunden, wo Liebe und Freu¬<lb/> digkeit zu Gretchen ſein Herz beſeelte. In Sehnſucht<lb/> ſchaute er hinüber in den Nachbarsgarten, da trat Gret¬<lb/> chen ſingend drüben aus der Thür. Sie grüßte hin¬<lb/> über und ſchüttelte dann an einem Pflaumenbaum, daß<lb/></p> </body> </text> </TEI> [96/0102]
zog. Fritz ſchaute das Alles mit den Augen ſeiner
Seele an, und Freude und Friede durchzitterten ſein
Herz. Hier war ſeine traute Heimath und hier ſollt'
es ihm vergönnt ſein, ſeinen Heerd zu bauen und dem
Herrn zu Ehr' und Liebe Bürger und Hausvater ſein.
Geſtern hatte er Klärchen trauen ſehen. Klärchen
im weißen Kleide, grünen Kranze, mit den ſchönen,
blauen, kindlichen Augen hatte ſein Herz noch einmal
in Erinnerung und Theilnahme bewegt. Der ſchwarze,
bleiche Mann neben ihr ſchien ihm der Böſe zu ſein,
dem ſie ſich übergab, und ſein Herz konnte es nicht
laſſen, wiederum zu bitten: Herr, verlaſſe ſie dennoch
nicht, führe ſie, halte ſie; Weg haſt du aller Wege,
an Mitteln fehlt's Dir nicht.
Auf dem Heimwege war er mit Frau Bendler und
Gretchen zuſammen getroffen, und als er Gretchen ſah,
war Glück und Friede in ſeine Bruſt gezogen. Gret¬
chen hatte ihn angeſchaut mit den treuherzigen Augen
und der vielen Liebe darin, und auch ſeine Augen
ſprachen ſeine Gedanken aus. Ehen werden im Him¬
mel geſchloſſen. Gretchen, das fühlte er, war ihm
vom Himmel beſtimmt, mit ihr wollte er wallen den
Weg hinan, ſeine Liebe ſollte ſie führen, tröſten, ihr
dienen auf dem beſchwerlichen Weg, und ihr treues,
ſtarkes Herz ſollte ihn tragen mit allen ſeinen Fehlern.
Ja, ihr wollte er auch die Schmerzen ſeiner Jugend
ſagen, jetzt wo er ſie überwunden, wo Liebe und Freu¬
digkeit zu Gretchen ſein Herz beſeelte. In Sehnſucht
ſchaute er hinüber in den Nachbarsgarten, da trat Gret¬
chen ſingend drüben aus der Thür. Sie grüßte hin¬
über und ſchüttelte dann an einem Pflaumenbaum, daß
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