spruch hebt, nicht das Denkgeschehen, aber die Einheit des Denkinhalts und damit jeden Sinn einer Aussage "Es ist" auf. Oder, wenn A = B und B = C, so ist A = C; ich kann sehr wohl die Vordersätze denken, ohne dass sich die Folge- rung in meinem Denken thatsächlich daran knüpft; es ist auch nicht der Fall, dass ich sie unter allen Umständen daran knüpfen sollte; ich habe die Folgerung im augenblicklichen Zusammenhang meines Denkens vielleicht nicht nötig, oder ich kann die Gleichheit von A und C auch direkt einsehen, ohne des Umweges über B zu bedürfen; allein, wenn das Eine, so ist auch das Andre, und dies sehe ich ein, indem ich nichts als die zu vergleichenden Termini und deren dadurch zugleich gegebene Relationen vor Augen habe, ohne irgend an den sei es thatsächlichen oder seinsollenden Verlauf oder Vollzug eines entsprechenden Denkens dabei denken zu müssen.
Um das zu leugnen, müsste man schliesslich in Abrede stellen, dass man sich überhaupt einen Denkinhalt zu Be- wusstsein bringen könne, ohne zugleich über das Denkge- schehen etwas voraussetzen zu müssen. Das wäre jedoch eine sehr wunderliche Ansicht, denn das Denkgeschehen wäre dann ja wiederum ein Denkinhalt, und von diesem würde, der These zufolge, dasselbe gelten wie vom ersten, d. h. es müsste wiederum dessen Denken hinzugedacht werden und so ins Un- endliche. Kann ich aber überhaupt einen Inhalt denken, ohne das Denken dieses Inhalts auch mitdenken zu müssen, so ist nicht einzusehen, weshalb ich es nicht von Anfang an könnte. Jene Ansicht macht den Mathematiker, den Physiker, den Forscher jedes Fachs, ja jeden, der überhaupt irgend etwas denkt, zum unbewussten Psychologen. Aber das ist doch eine extravagante Annahme, dass man niemals beim Denken einfach die Sache, um die es sich jedesmal handelt, sollte vor Augen haben können, ohne zugleich das Denken dieser Sache, und folgerecht das Denken dieses Denkens und so in infinitum hinzuzudenken. Selbst wenn das wäre, so ist doch hoffentlich die Sache auch im Gedanken; kann ich nun zeigen, dass sie allein genügt, die logischen Verhältnisse daran einzusehen, so gehen mich, sofern es sich eben um die
spruch hebt, nicht das Denkgeschehen, aber die Einheit des Denkinhalts und damit jeden Sinn einer Aussage „Es ist“ auf. Oder, wenn A = B und B = C, so ist A = C; ich kann sehr wohl die Vordersätze denken, ohne dass sich die Folge- rung in meinem Denken thatsächlich daran knüpft; es ist auch nicht der Fall, dass ich sie unter allen Umständen daran knüpfen sollte; ich habe die Folgerung im augenblicklichen Zusammenhang meines Denkens vielleicht nicht nötig, oder ich kann die Gleichheit von A und C auch direkt einsehen, ohne des Umweges über B zu bedürfen; allein, wenn das Eine, so ist auch das Andre, und dies sehe ich ein, indem ich nichts als die zu vergleichenden Termini und deren dadurch zugleich gegebene Relationen vor Augen habe, ohne irgend an den sei es thatsächlichen oder seinsollenden Verlauf oder Vollzug eines entsprechenden Denkens dabei denken zu müssen.
Um das zu leugnen, müsste man schliesslich in Abrede stellen, dass man sich überhaupt einen Denkinhalt zu Be- wusstsein bringen könne, ohne zugleich über das Denkge- schehen etwas voraussetzen zu müssen. Das wäre jedoch eine sehr wunderliche Ansicht, denn das Denkgeschehen wäre dann ja wiederum ein Denkinhalt, und von diesem würde, der These zufolge, dasselbe gelten wie vom ersten, d. h. es müsste wiederum dessen Denken hinzugedacht werden und so ins Un- endliche. Kann ich aber überhaupt einen Inhalt denken, ohne das Denken dieses Inhalts auch mitdenken zu müssen, so ist nicht einzusehen, weshalb ich es nicht von Anfang an könnte. Jene Ansicht macht den Mathematiker, den Physiker, den Forscher jedes Fachs, ja jeden, der überhaupt irgend etwas denkt, zum unbewussten Psychologen. Aber das ist doch eine extravagante Annahme, dass man niemals beim Denken einfach die Sache, um die es sich jedesmal handelt, sollte vor Augen haben können, ohne zugleich das Denken dieser Sache, und folgerecht das Denken dieses Denkens und so in infinitum hinzuzudenken. Selbst wenn das wäre, so ist doch hoffentlich die Sache auch im Gedanken; kann ich nun zeigen, dass sie allein genügt, die logischen Verhältnisse daran einzusehen, so gehen mich, sofern es sich eben um die
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„Es ist“ auf. Oder, wenn A = B und B = C, so ist A = C; ich kann
sehr wohl die Vordersätze denken, ohne dass sich die Folge-
rung in meinem Denken thatsächlich daran knüpft; es ist auch
nicht der Fall, dass ich sie unter allen Umständen daran
knüpfen sollte; ich habe die Folgerung im augenblicklichen
Zusammenhang meines Denkens vielleicht nicht nötig, oder
ich kann die Gleichheit von A und C auch direkt einsehen,
ohne des Umweges über B zu bedürfen; allein, wenn das Eine,
so ist auch das Andre, und dies sehe ich ein, indem ich nichts
als die zu vergleichenden Termini und deren dadurch zugleich
gegebene Relationen vor Augen habe, ohne irgend an den sei
es thatsächlichen oder seinsollenden Verlauf oder Vollzug
eines entsprechenden Denkens dabei denken zu müssen.
Um das zu leugnen, müsste man schliesslich in Abrede
stellen, dass man sich überhaupt einen Denkinhalt zu Be-
wusstsein bringen könne, ohne zugleich über das Denkge-
schehen etwas voraussetzen zu müssen. Das wäre jedoch
eine sehr wunderliche Ansicht, denn das Denkgeschehen wäre
dann ja wiederum ein Denkinhalt, und von diesem würde, der
These zufolge, dasselbe gelten wie vom ersten, d. h. es müsste
wiederum dessen Denken hinzugedacht werden und so ins Un-
endliche. Kann ich aber überhaupt einen Inhalt denken, ohne
das Denken dieses Inhalts auch mitdenken zu müssen, so ist
nicht einzusehen, weshalb ich es nicht von Anfang an könnte.
Jene Ansicht macht den Mathematiker, den Physiker, den
Forscher jedes Fachs, ja jeden, der überhaupt irgend etwas
denkt, zum unbewussten Psychologen. Aber das ist doch eine
extravagante Annahme, dass man niemals beim Denken einfach
die Sache, um die es sich jedesmal handelt, sollte vor Augen
haben können, ohne zugleich das Denken dieser Sache, und
folgerecht das Denken dieses Denkens und so in infinitum
hinzuzudenken. Selbst wenn das wäre, so ist doch hoffentlich
die Sache auch im Gedanken; kann ich nun zeigen, dass sie
allein genügt, die logischen Verhältnisse daran
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Natorp, Paul: Sozialpädagogik. Stuttgart, 1899, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/natorp_sozialpaedagogik_1899/37>, abgerufen am 03.12.2024.
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