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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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Von Museis I. Theil
den. Nicht weniger ist darinnen remarquable ein Buch, welches A. 1459.
zu Speyer weder gedruckt, noch geschrieben, sondern durch ein besonderes
admirables Secret oder geheime Invention verfertiget worden. Auf dieser
Bibliothec werden viele Curiosa gezeiget, worunter ein kleines Mexicani-
sches Götzen-Bild von Metall, welches ein Kröten- oder vielmehr Katzen-
Gesichte, auch einen solchen Schwantz hat, in beyden Ohren ein Par Per-
len, am Halse einen rothen Edelstein, und auf dem Rücken einen Spiegel,
darein die Rathfragende geschauet haben. (t) Auch wird hier noch die
Schreibe-Tafel gewiesen, darinnen der fromme Chur-Fürst zu Sachsen,
Johannes, die Predigten Lutheri aufgeschrieben hat. Die Liebhaber von
Cabinettern finden hier das Volckamerische, Welserische und Viatische,
welches letztere ehedem so vollständig von allen ersinnlichen Raritäten gewe-
sen, daß kein König einen solchen curiösen Vorrath, wie dieser, außuweisen
gehabt: Allein man saget, daß es itzund viel abnehme, und den Fremden
nicht so willig mehr gezeiget werde. Des Hrn. Ebeners Antiquitaeten-
Cabinet, des Hrn. Hantsch mechanisches Raritäten-Cabinet, und des
Hrn. Stöberleins Naturalien-Cabinet, wie nicht weniger das vortreff-
liche Beslerische, sind allesamt sehr berühmt. Bey verschiedenen Hand-
werckern findet man hin und wieder in dieser Stadt manche schöne Sachen
von besonderer Kunst und Invention, die bey diesen Leuten gar leicht zu er-
fragen sind. (u)

O. Ol-
(t) Dieses Idolum, so wie andere in dieser Bibliothec befindliche Curiosa, ist beschrie-
ben und in Kupffer zu finden in den memor abilibus Bibliothecae Noriberg. des Hrn.
Joh. Jac. Leibnizii, adit. cum Annotat. Christoph. Arnoldi Noriberg. 1674. p. 22.
Das allegirte Buch von Speyer ist nicht allda, sondern in Mayntz edirt, und sol-
len die Worte: Wider gedruckt, billig weggelassen werden, indem es nur heissen
soll: Nicht mit der Hand geschrieben, sondern durch ein neu erfundenes
Geheimniß gedruckt.
Vid. Misson p. 52. 53.
(u) Diese allegirte Kunst-Kammern, wie auch noch mehrere, so Hr. Paullini in Philos.
Lust-Stunden p. 420. citiret, z. E. die Sandrartische, Velserische, Volcka-
merische, Wurftbeinische,
sind vor dem berühmt gewesen; ob sie aber noch sämtl.
heut zu Tage also im Stande befindlich seyn, solches ist mir unbekandt. Doch so
viel kan ich melden, daß der berühmte Hr. Prof. Doppelmeyer in Nürnberg mir
nur von 4. Kunst-Kammern, so heut zu Tage allda am meisten bekandt seyn, Mel-
dung gethan, nemlich von der Jmhofischen, Praunischen, Volckamerischen und
Ebermeyerischen, von welcher letzteren auch vor wenig Jahren ein Catalogus
Gemmarum affabre sculptarum, sub titulo: Gemmarum affabre sculptarum Thesau-
rus, quem suis sumtibus haud exiguis nec parvo ftudio collegit Joh. Mart. ab Ebermeyer.
Norimb, Digessit & recensuit Joh. Jac. Baierus P. & M. D. hujusque in Acad. Altorff.

Profess.

Von Muſeis I. Theil
den. Nicht weniger iſt darinnen remarquable ein Buch, welches A. 1459.
zu Speyer weder gedruckt, noch geſchrieben, ſondern durch ein beſonderes
admirables Secret oder geheime Invention verfertiget worden. Auf dieſer
Bibliothec werden viele Curioſa gezeiget, worunter ein kleines Mexicani-
ſches Goͤtzen-Bild von Metall, welches ein Kroͤten- oder vielmehr Katzen-
Geſichte, auch einen ſolchen Schwantz hat, in beyden Ohren ein Par Per-
len, am Halſe einen rothen Edelſtein, und auf dem Ruͤcken einen Spiegel,
darein die Rathfragende geſchauet haben. (t) Auch wird hier noch die
Schreibe-Tafel gewieſen, darinnen der fromme Chur-Fuͤrſt zu Sachſen,
Johannes, die Predigten Lutheri aufgeſchrieben hat. Die Liebhaber von
Cabinettern finden hier das Volckameriſche, Welſeriſche und Viatiſche,
welches letztere ehedem ſo vollſtaͤndig von allen erſinnlichen Raritaͤten gewe-
ſen, daß kein Koͤnig einen ſolchen curiöſen Vorrath, wie dieſer, auſzuweiſen
gehabt: Allein man ſaget, daß es itzund viel abnehme, und den Fremden
nicht ſo willig mehr gezeiget werde. Des Hrn. Ebeners Antiquitæten-
Cabinet, des Hrn. Hantſch mechaniſches Raritaͤten-Cabinet, und des
Hrn. Stoͤberleins Naturalien-Cabinet, wie nicht weniger das vortreff-
liche Besleriſche, ſind alleſamt ſehr beruͤhmt. Bey verſchiedenen Hand-
werckern findet man hin und wieder in dieſer Stadt manche ſchoͤne Sachen
von beſonderer Kunſt und Invention, die bey dieſen Leuten gar leicht zu er-
fragen ſind. (u)

O. Ol-
(t) Dieſes Idolum, ſo wie andere in dieſer Bibliothec befindliche Curioſa, iſt beſchrie-
ben und in Kupffer zu finden in den memor abilibus Bibliothecæ Noriberg. des Hrn.
Joh. Jac. Leibnizii, adit. cum Annotat. Chriſtoph. Arnoldi Noriberg. 1674. p. 22.
Das allegirte Buch von Speyer iſt nicht allda, ſondern in Mayntz edirt, und ſol-
len die Worte: Wider gedruckt, billig weggelaſſen werden, indem es nur heiſſen
ſoll: Nicht mit der Hand geſchrieben, ſondern durch ein neu erfundenes
Geheimniß gedruckt.
Vid. Miſſon p. 52. 53.
(u) Dieſe allegirte Kunſt-Kammern, wie auch noch mehrere, ſo Hr. Paullini in Philoſ.
Luſt-Stunden p. 420. citiret, z. E. die Sandrartiſche, Velſeriſche, Volcka-
meriſche, Wurftbeiniſche,
ſind vor dem beruͤhmt geweſen; ob ſie aber noch ſaͤmtl.
heut zu Tage alſo im Stande befindlich ſeyn, ſolches iſt mir unbekandt. Doch ſo
viel kan ich melden, daß der beruͤhmte Hr. Prof. Doppelmeyer in Nuͤrnberg mir
nur von 4. Kunſt-Kammern, ſo heut zu Tage allda am meiſten bekandt ſeyn, Mel-
dung gethan, nemlich von der Jmhofiſchen, Prauniſchen, Volckameriſchen und
Ebermeyeriſchen, von welcher letzteren auch vor wenig Jahren ein Catalogus
Gemmarum affabre ſculptarum, ſub titulo: Gemmarum affabre ſculptarum Theſau-
rus, quem ſuis ſumtibus haud exiguis nec parvo ftudio collegit Joh. Mart. ab Ebermeyer.
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[76/0104] Von Muſeis I. Theil den. Nicht weniger iſt darinnen remarquable ein Buch, welches A. 1459. zu Speyer weder gedruckt, noch geſchrieben, ſondern durch ein beſonderes admirables Secret oder geheime Invention verfertiget worden. Auf dieſer Bibliothec werden viele Curioſa gezeiget, worunter ein kleines Mexicani- ſches Goͤtzen-Bild von Metall, welches ein Kroͤten- oder vielmehr Katzen- Geſichte, auch einen ſolchen Schwantz hat, in beyden Ohren ein Par Per- len, am Halſe einen rothen Edelſtein, und auf dem Ruͤcken einen Spiegel, darein die Rathfragende geſchauet haben. (t) Auch wird hier noch die Schreibe-Tafel gewieſen, darinnen der fromme Chur-Fuͤrſt zu Sachſen, Johannes, die Predigten Lutheri aufgeſchrieben hat. Die Liebhaber von Cabinettern finden hier das Volckameriſche, Welſeriſche und Viatiſche, welches letztere ehedem ſo vollſtaͤndig von allen erſinnlichen Raritaͤten gewe- ſen, daß kein Koͤnig einen ſolchen curiöſen Vorrath, wie dieſer, auſzuweiſen gehabt: Allein man ſaget, daß es itzund viel abnehme, und den Fremden nicht ſo willig mehr gezeiget werde. Des Hrn. Ebeners Antiquitæten- Cabinet, des Hrn. Hantſch mechaniſches Raritaͤten-Cabinet, und des Hrn. Stoͤberleins Naturalien-Cabinet, wie nicht weniger das vortreff- liche Besleriſche, ſind alleſamt ſehr beruͤhmt. Bey verſchiedenen Hand- werckern findet man hin und wieder in dieſer Stadt manche ſchoͤne Sachen von beſonderer Kunſt und Invention, die bey dieſen Leuten gar leicht zu er- fragen ſind. (u) O. Ol- (t) Dieſes Idolum, ſo wie andere in dieſer Bibliothec befindliche Curioſa, iſt beſchrie- ben und in Kupffer zu finden in den memor abilibus Bibliothecæ Noriberg. des Hrn. Joh. Jac. Leibnizii, adit. cum Annotat. Chriſtoph. Arnoldi Noriberg. 1674. p. 22. Das allegirte Buch von Speyer iſt nicht allda, ſondern in Mayntz edirt, und ſol- len die Worte: Wider gedruckt, billig weggelaſſen werden, indem es nur heiſſen ſoll: Nicht mit der Hand geſchrieben, ſondern durch ein neu erfundenes Geheimniß gedruckt. Vid. Miſſon p. 52. 53. (u) Dieſe allegirte Kunſt-Kammern, wie auch noch mehrere, ſo Hr. Paullini in Philoſ. Luſt-Stunden p. 420. citiret, z. E. die Sandrartiſche, Velſeriſche, Volcka- meriſche, Wurftbeiniſche, ſind vor dem beruͤhmt geweſen; ob ſie aber noch ſaͤmtl. heut zu Tage alſo im Stande befindlich ſeyn, ſolches iſt mir unbekandt. Doch ſo viel kan ich melden, daß der beruͤhmte Hr. Prof. Doppelmeyer in Nuͤrnberg mir nur von 4. Kunſt-Kammern, ſo heut zu Tage allda am meiſten bekandt ſeyn, Mel- dung gethan, nemlich von der Jmhofiſchen, Prauniſchen, Volckameriſchen und Ebermeyeriſchen, von welcher letzteren auch vor wenig Jahren ein Catalogus Gemmarum affabre ſculptarum, ſub titulo: Gemmarum affabre ſculptarum Theſau- rus, quem ſuis ſumtibus haud exiguis nec parvo ftudio collegit Joh. Mart. ab Ebermeyer. Norimb, Digeſſit & recenſuit Joh. Jac. Baierus P. & M. D. hujusque in Acad. Altorff. Profeſſ.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/104>, abgerufen am 21.11.2024.