Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Von Museis I. Theil halben Fuß hoch, und gantz ohne den geringsten Schaden. Monsr. Missonbeschreibet diese kleine Göttin also: Sa Fottune Panthee est un petit si- gnum debronze, haut d'un demipied, & autant bien conserve qu'il se puisse. Quelle imagination des Payens? Les Dieux ont l'Empire du Monde, & ces mesmes Dieux sont eux mesmes assujettis au caprices de la Fortune! Weiter beschreibt er diese Göttin also: Daß sie fast von allen göttlichen Kennzeichen und Characteren der andern Götter, so zu reden, zu- sammen gesetzt sey; massen sie der Venus Schönheit, der Juno Crone, den Mond der Diana, die Haube der Isis, das Horn des Uberflusses der Ceres, den Rock der Minervae, die Flügel der Fama oder der Victoria, des Cupi- do Köcher, des Bacchus Bocks-Haut, AEsculapii Schlange, der Fortunae Fahne, und mehr anderer Götter und Göttinnen Trachten an sich habe. Die Magnamater, oder Natura rerum Parens, die mit ihren Brüsten un- terschiedliche Thiere ernährt, nicht weniger die Faustina, und Göttin Fortu- na, in einer Hand das Cornu Copiae, und in der andern den Nagel der Nothwendigkeit haltend. Ein junger Römischer Signor mit seiner gölde- nen Bulla am Halse hangend: Die Cithar, ein Instrument, womit die E- gypter vor der Römer Zeiten ihr Volck zusammen rieffen; sind allesamt sol- che Raritäten, die man gar rar und überall nicht findet. Das alte Gefäß von brauner, aber feiner und klingender Erde, ist ein rares Stück in diesem Cabinet, nebst dem Weibe, welche eine Strigil in der einen Hand, in der an- dern aber ein Gefäß, Guttum genannt, hält. Von Begräbniß-Lampen, Urnen, Thränen-Gefässen, raren Gemählden, und hundert andern Sa- chen, ist allhier ein auserlesener Vorrath zu finden. Jn Aldobrandini Hause, welches zwar klein, aber mit Statuen und Ge- Steine
Von Muſeis I. Theil halben Fuß hoch, und gantz ohne den geringſten Schaden. Monſr. Miſſonbeſchreibet dieſe kleine Goͤttin alſo: Sa Fottune Panthée eſt un petit ſi- gnum debronze, haut d’un demipied, & autant bien conſervé qu’il ſe puiſſe. Quelle imagination des Payens? Les Dieux ont l’Empire du Monde, & ces mesmes Dieux ſont eux mesmes aſſujettis au caprices de la Fortune! Weiter beſchreibt er dieſe Goͤttin alſo: Daß ſie faſt von allen goͤttlichen Kennzeichen und Characteren der andern Goͤtter, ſo zu reden, zu- ſammen geſetzt ſey; maſſen ſie der Venus Schoͤnheit, der Juno Crone, den Mond der Diana, die Haube der Iſis, das Horn des Uberfluſſes der Ceres, den Rock der Minervæ, die Fluͤgel der Fama oder der Victoria, des Cupi- do Koͤcher, des Bacchus Bocks-Haut, Æſculapii Schlange, der Fortunæ Fahne, und mehr anderer Goͤtter und Goͤttinnen Trachten an ſich habe. Die Magnamater, oder Natura rerum Parens, die mit ihren Bruͤſten un- terſchiedliche Thiere ernaͤhrt, nicht weniger die Fauſtina, und Goͤttin Fortu- na, in einer Hand das Cornu Copiæ, und in der andern den Nagel der Nothwendigkeit haltend. Ein junger Roͤmiſcher Signor mit ſeiner goͤlde- nen Bulla am Halſe hangend: Die Cithar, ein Inſtrument, womit die E- gypter vor der Roͤmer Zeiten ihr Volck zuſammen rieffen; ſind alleſamt ſol- che Raritaͤten, die man gar rar und uͤberall nicht findet. Das alte Gefaͤß von brauner, aber feiner und klingender Erde, iſt ein rares Stuͤck in dieſem Cabinet, nebſt dem Weibe, welche eine Strigil in der einen Hand, in der an- dern aber ein Gefaͤß, Guttum genannt, haͤlt. Von Begraͤbniß-Lampen, Urnen, Thraͤnen-Gefaͤſſen, raren Gemaͤhlden, und hundert andern Sa- chen, iſt allhier ein auserleſener Vorrath zu finden. Jn Aldobrandini Hauſe, welches zwar klein, aber mit Statuen und Ge- Steine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0122" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Muſeis I.</hi> Theil</hi></fw><lb/> halben Fuß hoch, und gantz ohne den geringſten Schaden. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monſr. Miſſon</hi></hi><lb/> beſchreibet dieſe kleine Goͤttin alſo: <hi rendition="#aq">Sa Fottune Panthée eſt un petit ſi-<lb/> gnum debronze, haut d’un demipied, & autant bien conſervé qu’il ſe<lb/> puiſſe. Quelle imagination des Payens? Les Dieux ont l’Empire du<lb/> Monde, & ces mesmes Dieux ſont eux mesmes aſſujettis au caprices de<lb/> la Fortune!</hi> Weiter beſchreibt er dieſe Goͤttin alſo: Daß ſie faſt von allen<lb/> goͤttlichen Kennzeichen und <hi rendition="#aq">Characte</hi>ren der andern Goͤtter, ſo zu reden, zu-<lb/> ſammen geſetzt ſey; maſſen ſie der <hi rendition="#aq">Venus</hi> Schoͤnheit, der <hi rendition="#aq">Juno</hi> Crone, den<lb/> Mond der <hi rendition="#aq">Diana,</hi> die Haube der <hi rendition="#aq">Iſis,</hi> das Horn des Uberfluſſes der <hi rendition="#aq">Ceres,</hi><lb/> den Rock der <hi rendition="#aq">Minervæ,</hi> die Fluͤgel der <hi rendition="#aq">Fama</hi> oder der <hi rendition="#aq">Victoria,</hi> des <hi rendition="#aq">Cupi-<lb/> do</hi> Koͤcher, des <hi rendition="#aq">Bacchus</hi> Bocks-Haut, <hi rendition="#aq">Æſculapii</hi> Schlange, der <hi rendition="#aq">Fortunæ</hi><lb/> Fahne, und mehr anderer Goͤtter und Goͤttinnen Trachten an ſich habe.<lb/> Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Magnamater</hi>,</hi> oder <hi rendition="#aq">Natura rerum Parens,</hi> die mit ihren Bruͤſten un-<lb/> terſchiedliche Thiere ernaͤhrt, nicht weniger die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fauſtina</hi>,</hi> und Goͤttin <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fortu-<lb/> na</hi>,</hi> in einer Hand das <hi rendition="#aq">Cornu Copiæ,</hi> und in der andern den Nagel der<lb/> Nothwendigkeit haltend. Ein junger Roͤmiſcher <hi rendition="#aq">Signor</hi> mit ſeiner goͤlde-<lb/> nen <hi rendition="#aq">Bulla</hi> am Halſe hangend: Die Cithar, ein <hi rendition="#aq">Inſtrument,</hi> womit die E-<lb/> gypter vor der Roͤmer Zeiten ihr Volck zuſammen rieffen; ſind alleſamt ſol-<lb/> che Raritaͤten, die man gar rar und uͤberall nicht findet. Das alte Gefaͤß<lb/> von brauner, aber feiner und klingender Erde, iſt ein rares Stuͤck in dieſem<lb/><hi rendition="#aq">Cabinet,</hi> nebſt dem Weibe, welche eine <hi rendition="#aq">Strigil</hi> in der einen Hand, in der an-<lb/> dern aber ein Gefaͤß, <hi rendition="#aq">Guttum</hi> genannt, haͤlt. Von Begraͤbniß-Lampen,<lb/><hi rendition="#aq">Urn</hi>en, Thraͤnen-Gefaͤſſen, raren Gemaͤhlden, und hundert andern Sa-<lb/> chen, iſt allhier ein auserleſener Vorrath zu finden.</p><lb/> <p>Jn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aldobrandini</hi></hi> Hauſe, welches zwar klein, aber mit <hi rendition="#aq">Statu</hi>en und Ge-<lb/> maͤhlden ſchoͤn und nett ausgezieret, iſt unter andern zu <hi rendition="#aq">remarqui</hi>ren ein alt<lb/> Gemaͤhlde bey der Heiden Zeiten gemacht, welches eine alte Roͤmiſche<lb/> Hochzeit und Ehe-Verloͤbniß vorſtellet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laſſel</hi></hi> haͤlt dafuͤr, daß es, wo nicht<lb/> das alleraͤlteſte, dennoch eines mit von den aͤlteſten Gemaͤhlden in <hi rendition="#fr">Rom</hi> ſey.<lb/> Es iſt mit ſamt dem Stuͤck der Mauer, worauf es gemacht, hieher gebracht,<lb/> und ſowol wegen ſeiner <hi rendition="#aq">Antiquitæt,</hi> als ſchoͤnen Mahlerey, ſonderlich zu<lb/><hi rendition="#aq">æſtimi</hi>ren: Ja die Raritaͤt deſſelben ſoll ſo groß ſeyn, daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Monſr. Pozzo</hi>,</hi><lb/> ein beruͤhmter von Adel und groſſer <hi rendition="#aq">Virtuoſus,</hi> Erlaubniß gebeten, ſolches<lb/> ab<hi rendition="#aq">copi</hi>en zu laſſen, welche Copey man in ſeines Bruders Haus unter an-<lb/> dern Raritaͤten mehr ſiehet. Ein <hi rendition="#aq">Curiöſ</hi>er kan die Copey davon umſonſt<lb/> und naͤher als in <hi rendition="#fr">Rom</hi> bey <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Miſſon</hi> in 2. Parte pag.</hi> 40. <hi rendition="#fr">ſeiner Jtalien.<lb/> Reiſe-Beſchreibung</hi> beſehen. Das rechte <hi rendition="#aq">Contrefait <hi rendition="#i">D. Mart. Lutheri</hi></hi><lb/> von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Raphaël</hi>,</hi> und ein Manns-Bild, das an den Haͤnden haͤngt, und groſſe<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Steine</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0122]
Von Muſeis I. Theil
halben Fuß hoch, und gantz ohne den geringſten Schaden. Monſr. Miſſon
beſchreibet dieſe kleine Goͤttin alſo: Sa Fottune Panthée eſt un petit ſi-
gnum debronze, haut d’un demipied, & autant bien conſervé qu’il ſe
puiſſe. Quelle imagination des Payens? Les Dieux ont l’Empire du
Monde, & ces mesmes Dieux ſont eux mesmes aſſujettis au caprices de
la Fortune! Weiter beſchreibt er dieſe Goͤttin alſo: Daß ſie faſt von allen
goͤttlichen Kennzeichen und Characteren der andern Goͤtter, ſo zu reden, zu-
ſammen geſetzt ſey; maſſen ſie der Venus Schoͤnheit, der Juno Crone, den
Mond der Diana, die Haube der Iſis, das Horn des Uberfluſſes der Ceres,
den Rock der Minervæ, die Fluͤgel der Fama oder der Victoria, des Cupi-
do Koͤcher, des Bacchus Bocks-Haut, Æſculapii Schlange, der Fortunæ
Fahne, und mehr anderer Goͤtter und Goͤttinnen Trachten an ſich habe.
Die Magnamater, oder Natura rerum Parens, die mit ihren Bruͤſten un-
terſchiedliche Thiere ernaͤhrt, nicht weniger die Fauſtina, und Goͤttin Fortu-
na, in einer Hand das Cornu Copiæ, und in der andern den Nagel der
Nothwendigkeit haltend. Ein junger Roͤmiſcher Signor mit ſeiner goͤlde-
nen Bulla am Halſe hangend: Die Cithar, ein Inſtrument, womit die E-
gypter vor der Roͤmer Zeiten ihr Volck zuſammen rieffen; ſind alleſamt ſol-
che Raritaͤten, die man gar rar und uͤberall nicht findet. Das alte Gefaͤß
von brauner, aber feiner und klingender Erde, iſt ein rares Stuͤck in dieſem
Cabinet, nebſt dem Weibe, welche eine Strigil in der einen Hand, in der an-
dern aber ein Gefaͤß, Guttum genannt, haͤlt. Von Begraͤbniß-Lampen,
Urnen, Thraͤnen-Gefaͤſſen, raren Gemaͤhlden, und hundert andern Sa-
chen, iſt allhier ein auserleſener Vorrath zu finden.
Jn Aldobrandini Hauſe, welches zwar klein, aber mit Statuen und Ge-
maͤhlden ſchoͤn und nett ausgezieret, iſt unter andern zu remarquiren ein alt
Gemaͤhlde bey der Heiden Zeiten gemacht, welches eine alte Roͤmiſche
Hochzeit und Ehe-Verloͤbniß vorſtellet. Laſſel haͤlt dafuͤr, daß es, wo nicht
das alleraͤlteſte, dennoch eines mit von den aͤlteſten Gemaͤhlden in Rom ſey.
Es iſt mit ſamt dem Stuͤck der Mauer, worauf es gemacht, hieher gebracht,
und ſowol wegen ſeiner Antiquitæt, als ſchoͤnen Mahlerey, ſonderlich zu
æſtimiren: Ja die Raritaͤt deſſelben ſoll ſo groß ſeyn, daß Monſr. Pozzo,
ein beruͤhmter von Adel und groſſer Virtuoſus, Erlaubniß gebeten, ſolches
abcopien zu laſſen, welche Copey man in ſeines Bruders Haus unter an-
dern Raritaͤten mehr ſiehet. Ein Curiöſer kan die Copey davon umſonſt
und naͤher als in Rom bey Miſſon in 2. Parte pag. 40. ſeiner Jtalien.
Reiſe-Beſchreibung beſehen. Das rechte Contrefait D. Mart. Lutheri
von Raphaël, und ein Manns-Bild, das an den Haͤnden haͤngt, und groſſe
Steine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |