Jst ein sehr reiches Benedictiner-Closter, 5. Meilen ohngefähr von München gelegen, in welchem ebenfals vornehme Schätze und Raritäten gezeiget werden; das meiste aber bestehet in Reliquien und Catholischen Heiligthümern. Aventinus im Teutschen Exemplar, Ao. 1566. zu Franck- furt gedruckt, gedencket dieses Closters, und eben desgleichen J. Limb. in seiner Reise-Beschreibungp. 845.
Augspurg
Jst eine Stadt, deren Einwohner fast lauter Künstler sind, dahero man in derselben bey sehr vielen berühmten Meistern sonderlich in subtiler Drechsler-Arbeit offtmals viele wunderns-würdige Dinge zu sehen bekom- met. Solche Leute haben auch mehrentheils ein besonders Cabinet, darinn sie ihre künstliche Hände-Wercke aufheben, und Curiösen auf Begehren zei- gen. Eines dergleichen Subtilitäten-Cabinets gedencket M. Misson, wel- ches er auf seinen Reisen in dieser Stadt besehen, in welchem er unter andern folgendes remarquiret, als: Hundert Trinck-Becher welche alle in einem mittelmäßigen Pfeffer-Korn verschlossen waren. Dieses subtile Kunst- Stück erfordert zwar einen subtilen Glauben; doch bezeuget gemeldter Au- tor, daß er solches offt mit einem Microscopio examiniret, und nicht allein die Zahl derselben wahr befunden, sondern er hat auch noch eigentlich die Striche und Linien von dem Werckzeuge, womit die Ausholung geschehen, und daß der oberste Rand eines ieden Bechers seinen vergöldeten Ring ge- habt, vermittelst eines solchen Vergrösserungs-Glases gantz deutlich daran wahrgenommen, also daß es kein Betrug oder Geheimniß, sondern ein auf- richtiges Meister-Stück gewesen, wozu eine behende geschickte Faust und scharf-sehende Augen erfordert werden. Noch ein ander subtiles Kunst-Stück hat er darin gesehen, nemlich einige Flöhe an kleinen stählernen Kettlein gefes- selt; diese Ketteob sie gleich bey nahe einer Spannen lang, ist doch so leicht und subtil gewesen, daß der Floh allenthalben damit hinspringen können etc. D. Georg Hieronymus Velschius hat hier ein weit und breit berühmtes Raritäten- Gemach gehabt, welches sonderlich in Medaillen und Antiquitäten, item in Bildnissen berühmter Leute, es vielen andern weit zuvor thunsollen Eines an- dern Raritäten-Cabinets gedencket auch der wohl-gereiste Hr. Monconysius in seiner Reise-Beschreibung, welches er in dieser Stadt bey einer Wit-
we
Von Muſeis II. Theil.
Andex.
Jſt ein ſehr reiches Benedictiner-Cloſter, 5. Meilen ohngefaͤhr von Muͤnchen gelegen, in welchem ebenfals vornehme Schaͤtze und Raritaͤten gezeiget werden; das meiſte aber beſtehet in Reliquien und Catholiſchen Heiligthuͤmern. Aventinus im Teutſchen Exemplar, Ao. 1566. zu Franck- furt gedruckt, gedencket dieſes Cloſters, und eben desgleichen J. Limb. in ſeiner Reiſe-Beſchreibungp. 845.
Augſpurg
Jſt eine Stadt, deren Einwohner faſt lauter Kuͤnſtler ſind, dahero man in derſelben bey ſehr vielen beruͤhmten Meiſtern ſonderlich in ſubtiler Drechsler-Arbeit offtmals viele wunderns-wuͤrdige Dinge zu ſehen bekom- met. Solche Leute haben auch mehrentheils ein beſonders Cabinet, darinn ſie ihre kuͤnſtliche Haͤnde-Wercke aufheben, und Curiöſen auf Begehren zei- gen. Eines dergleichen Subtilitäten-Cabinets gedencket M. Miſſon, wel- ches er auf ſeinen Reiſen in dieſer Stadt beſehen, in welchem er unter andern folgendes remarquiret, als: Hundert Trinck-Becher welche alle in einem mittelmaͤßigen Pfeffer-Korn verſchloſſen waren. Dieſes ſubtile Kunſt- Stuͤck erfordert zwar einen ſubtilen Glauben; doch bezeuget gemeldter Au- tor, daß er ſolches offt mit einem Microſcopio examiniret, und nicht allein die Zahl derſelben wahr befunden, ſondern er hat auch noch eigentlich die Striche und Linien von dem Werckzeuge, womit die Ausholung geſchehen, und daß der oberſte Rand eines ieden Bechers ſeinen vergoͤldeten Ring ge- habt, vermittelſt eines ſolchen Vergroͤſſerungs-Glaſes gantz deutlich daran wahrgenommen, alſo daß es kein Betrug oder Geheimniß, ſondern ein auf- richtiges Meiſter-Stuͤck geweſen, wozu eine behende geſchickte Fauſt und ſcharf-ſehende Augen erfordert werden. Noch ein ander ſubtiles Kunſt-Stuͤck hat er darin geſehen, nemlich einige Floͤhe an kleinen ſtaͤhlernen Kettlein gefeſ- ſelt; dieſe Ketteob ſie gleich bey nahe einer Spañen lang, iſt doch ſo leicht und ſubtil geweſen, daß der Floh allenthalben damit hinſpringen koͤnnen ꝛc. D. Georg Hieronymus Velſchius hat hier ein weit und breit beruͤhmtes Raritaͤten- Gemach gehabt, welches ſonderlich in Medaillen und Antiquitäten, item in Bildniſſen beruͤhmter Leute, es vielen andern weit zuvor thunſollen Eines an- dern Raritaͤten-Cabinets gedencket auch der wohl-gereiſte Hr. Monconyſius in ſeiner Reiſe-Beſchreibung, welches er in dieſer Stadt bey einer Wit-
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[184/0212]
Von Muſeis II. Theil.
Andex.
Jſt ein ſehr reiches Benedictiner-Cloſter, 5. Meilen ohngefaͤhr von
Muͤnchen gelegen, in welchem ebenfals vornehme Schaͤtze und Raritaͤten
gezeiget werden; das meiſte aber beſtehet in Reliquien und Catholiſchen
Heiligthuͤmern. Aventinus im Teutſchen Exemplar, Ao. 1566. zu Franck-
furt gedruckt, gedencket dieſes Cloſters, und eben desgleichen J. Limb.
in ſeiner Reiſe-Beſchreibung p. 845.
Augſpurg
Jſt eine Stadt, deren Einwohner faſt lauter Kuͤnſtler ſind, dahero
man in derſelben bey ſehr vielen beruͤhmten Meiſtern ſonderlich in ſubtiler
Drechsler-Arbeit offtmals viele wunderns-wuͤrdige Dinge zu ſehen bekom-
met. Solche Leute haben auch mehrentheils ein beſonders Cabinet, darinn
ſie ihre kuͤnſtliche Haͤnde-Wercke aufheben, und Curiöſen auf Begehren zei-
gen. Eines dergleichen Subtilitäten-Cabinets gedencket M. Miſſon, wel-
ches er auf ſeinen Reiſen in dieſer Stadt beſehen, in welchem er unter andern
folgendes remarquiret, als: Hundert Trinck-Becher welche alle in einem
mittelmaͤßigen Pfeffer-Korn verſchloſſen waren. Dieſes ſubtile Kunſt-
Stuͤck erfordert zwar einen ſubtilen Glauben; doch bezeuget gemeldter Au-
tor, daß er ſolches offt mit einem Microſcopio examiniret, und nicht allein
die Zahl derſelben wahr befunden, ſondern er hat auch noch eigentlich die
Striche und Linien von dem Werckzeuge, womit die Ausholung geſchehen,
und daß der oberſte Rand eines ieden Bechers ſeinen vergoͤldeten Ring ge-
habt, vermittelſt eines ſolchen Vergroͤſſerungs-Glaſes gantz deutlich daran
wahrgenommen, alſo daß es kein Betrug oder Geheimniß, ſondern ein auf-
richtiges Meiſter-Stuͤck geweſen, wozu eine behende geſchickte Fauſt und
ſcharf-ſehende Augen erfordert werden. Noch ein ander ſubtiles Kunſt-Stuͤck
hat er darin geſehen, nemlich einige Floͤhe an kleinen ſtaͤhlernen Kettlein gefeſ-
ſelt; dieſe Ketteob ſie gleich bey nahe einer Spañen lang, iſt doch ſo leicht und
ſubtil geweſen, daß der Floh allenthalben damit hinſpringen koͤnnen ꝛc. D.
Georg Hieronymus Velſchius hat hier ein weit und breit beruͤhmtes Raritaͤten-
Gemach gehabt, welches ſonderlich in Medaillen und Antiquitäten, item in
Bildniſſen beruͤhmter Leute, es vielen andern weit zuvor thunſollen Eines an-
dern Raritaͤten-Cabinets gedencket auch der wohl-gereiſte Hr. Monconyſius
in ſeiner Reiſe-Beſchreibung, welches er in dieſer Stadt bey einer Wit-
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/212>, abgerufen am 13.05.2024.
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