Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Theil von Bibliothequen.
Abagamedra,

Welche in dem Kloster neben der berühmten Kirche, des Seligma-
chers
genannt, befindlich, in welcher alle so böse, als gute Bücher des gan-
tzen Abyssinien, samt den Zeit-Büchern oder Chronicken bewahret werden.
Ob dieses vielleicht jene kurtz zuvor gemeldete grosse Abyssinische Bibliothe-
que
sey, welche Gricus und Cremones besucht haben, lasse ich ungesagt.

Alcala des Henares.

Von einigen wird auch diese Spanische Stadt Complutum genannt:
Thuanus schreibet in Histor. lib. 2. daß Ferdinandus Nominus eine vortreffliche
Bibliotheque für eine grosse Summa Geldes in Jtalien gesammlet. Ab-
sonderlich hat er viel auf die Griechischen Autores gehalten, und dieselben
am ersten auf denen Spanischen Academien introduciret. Eine gar be-
rühmte Bibliotheque hat auch allhier der Ertz-Bischoff und Cardinal Fran-
ciscus Ximenes,
nebst der Universität, welche die Complutensische genannt
wird, An. 1517. gestifftet. Wir gehen weiter nach

Allgau,

Woselbst in dem Kloster, zu S. Urban genannt, eine ansehnliche Bibli-
otheque,
welche An. 1194. von Leone und Werner, Freyherrn von Lan-
genstein,
mit grossen Kosten aufgerichtet worden, deren insonderheit Conr.
Lycosthenes
gedencket.

Algier.

Viele Peregrinanten bezeugen, daß in den Türckischen Händen man-
ches schönes Buch zu finden. Unter andern bezeuget auch Sommab in Praefat.
ad Thomam de Kemp.
daß ein gewisser Jesuit bey dem Algierischen Gouver-
neur
eine wohlbestellte Bibliothec gefunden, darinnen sind allerley schöne
Bücher gewesen, unter welchen auch ein Christliches Buch, nemlich Thom.
de Kempis
von der Nachfolge Christi, in Türckischer Sprache, welches
der Mahometische Gouverneur für das schönste unter allen seinen Büchern
gehalten. Doch ist zu wissen, daß derselbe ein Renegat oder abgefallener
Christ gewesen.

Alexandria.

Unter denen Arabern hat man iederzeit berühmte Männer und vor-
treffliche Bibliothequen gefunden. Dieses Alexandria war in ihrem Flor
die allerbeste Stadt nach Rom, und wird von den Alt-Vätern offt genannt

ein
H h 2
III. Theil von Bibliothequen.
Abagamedra,

Welche in dem Kloſter neben der beruͤhmten Kirche, des Seligma-
chers
genannt, befindlich, in welcher alle ſo boͤſe, als gute Buͤcher des gan-
tzen Abyſſinien, ſamt den Zeit-Buͤchern oder Chronicken bewahret werden.
Ob dieſes vielleicht jene kurtz zuvor gemeldete groſſe Abysſiniſche Bibliothe-
que
ſey, welche Gricus und Cremones beſucht haben, laſſe ich ungeſagt.

Alcala des Henares.

Von einigen wird auch dieſe Spaniſche Stadt Complutum genannt:
Thuanus ſchreibet in Hiſtor. lib. 2. daß Ferdinandus Nominus eine vortreffliche
Bibliotheque fuͤr eine groſſe Summa Geldes in Jtalien geſammlet. Ab-
ſonderlich hat er viel auf die Griechiſchen Autores gehalten, und dieſelben
am erſten auf denen Spaniſchen Academien introduciret. Eine gar be-
ruͤhmte Bibliotheque hat auch allhier der Ertz-Biſchoff und Cardinal Fran-
ciſcus Ximenes,
nebſt der Univerſität, welche die Complutenſiſche genannt
wird, An. 1517. geſtifftet. Wir gehen weiter nach

Allgau,

Woſelbſt in dem Kloſter, zu S. Urban genannt, eine anſehnliche Bibli-
otheque,
welche An. 1194. von Leone und Werner, Freyherrn von Lan-
genſtein,
mit groſſen Koſten aufgerichtet worden, deren inſonderheit Conr.
Lycoſthenes
gedencket.

Algier.

Viele Peregrinanten bezeugen, daß in den Tuͤrckiſchen Haͤnden man-
ches ſchoͤnes Buch zu finden. Unter andern bezeuget auch Sommab in Præfat.
ad Thomam de Kemp.
daß ein gewiſſer Jeſuit bey dem Algieriſchen Gouver-
neur
eine wohlbeſtellte Bibliothec gefunden, darinnen ſind allerley ſchoͤne
Buͤcher geweſen, unter welchen auch ein Chriſtliches Buch, nemlich Thom.
de Kempis
von der Nachfolge Chriſti, in Tuͤrckiſcher Sprache, welches
der Mahometiſche Gouverneur fuͤr das ſchoͤnſte unter allen ſeinen Buͤchern
gehalten. Doch iſt zu wiſſen, daß derſelbe ein Renegat oder abgefallener
Chriſt geweſen.

Alexandria.

Unter denen Arabern hat man iederzeit beruͤhmte Maͤnner und vor-
treffliche Bibliothequen gefunden. Dieſes Alexandria war in ihrem Flor
die allerbeſte Stadt nach Rom, und wird von den Alt-Vaͤtern offt genannt

ein
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0271" n="243"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Theil von</hi> <hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi> <hi rendition="#b">en.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">Abagamedra,</hi> </head><lb/>
            <p>Welche in dem Klo&#x017F;ter neben der beru&#x0364;hmten Kirche, des <hi rendition="#fr">Seligma-<lb/>
chers</hi> genannt, befindlich, in welcher alle &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;e, als gute Bu&#x0364;cher des gan-<lb/>
tzen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Aby&#x017F;&#x017F;ini</hi></hi><hi rendition="#fr">en,</hi> &#x017F;amt den Zeit-Bu&#x0364;chern oder Chronicken bewahret werden.<lb/>
Ob die&#x017F;es vielleicht jene kurtz zuvor gemeldete gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Abys&#x017F;ini</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Bibliothe-<lb/>
que</hi> &#x017F;ey, welche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gricus</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cremones</hi></hi> be&#x017F;ucht haben, la&#x017F;&#x017F;e ich unge&#x017F;agt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">Alcala des Henares.</hi> </head><lb/>
            <p>Von einigen wird auch die&#x017F;e Spani&#x017F;che Stadt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Complutum</hi></hi> genannt:<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Thuanus</hi></hi> &#x017F;chreibet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in Hi&#x017F;tor. lib. 2.</hi></hi> daß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ferdinandus Nominus</hi></hi> eine vortreffliche<lb/><hi rendition="#aq">Bibliotheque</hi> fu&#x0364;r eine gro&#x017F;&#x017F;e Summa Geldes in <hi rendition="#fr">Jtalien</hi> ge&#x017F;ammlet. Ab-<lb/>
&#x017F;onderlich hat er viel auf die Griechi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Autores</hi> gehalten, und die&#x017F;elben<lb/>
am er&#x017F;ten auf denen Spani&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Academi</hi>en <hi rendition="#aq">introduci</hi>ret. Eine gar be-<lb/>
ru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Bibliotheque</hi> hat auch allhier der Ertz-Bi&#x017F;choff und <hi rendition="#aq">Cardinal <hi rendition="#i">Fran-<lb/>
ci&#x017F;cus Ximenes,</hi></hi> neb&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;ität,</hi> welche die <hi rendition="#aq">Complut</hi>en&#x017F;i&#x017F;che genannt<lb/>
wird, <hi rendition="#aq">An.</hi> 1517. ge&#x017F;tifftet. Wir gehen weiter nach</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Allgau,</hi> </head><lb/>
            <p>Wo&#x017F;elb&#x017F;t in dem Klo&#x017F;ter, zu <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">S. Urban</hi></hi> genannt, eine an&#x017F;ehnliche <hi rendition="#aq">Bibli-<lb/>
otheque,</hi> welche <hi rendition="#aq">An.</hi> 1194. von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Leone</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Werner,</hi></hi> <hi rendition="#fr">Freyherrn von Lan-<lb/>
gen&#x017F;tein,</hi> mit gro&#x017F;&#x017F;en Ko&#x017F;ten aufgerichtet worden, deren in&#x017F;onderheit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Conr.<lb/>
Lyco&#x017F;thenes</hi></hi> gedencket.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Algier.</hi> </head><lb/>
            <p>Viele <hi rendition="#aq">Peregrinan</hi>ten bezeugen, daß in den Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Ha&#x0364;nden man-<lb/>
ches &#x017F;cho&#x0364;nes Buch zu finden. Unter andern bezeuget auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sommab in Præfat.<lb/>
ad Thomam de Kemp.</hi></hi> daß ein gewi&#x017F;&#x017F;er Je&#x017F;uit bey dem Algieri&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Gouver-<lb/>
neur</hi> eine wohlbe&#x017F;tellte <hi rendition="#aq">Bibliothec</hi> gefunden, darinnen &#x017F;ind allerley &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Bu&#x0364;cher gewe&#x017F;en, unter welchen auch ein Chri&#x017F;tliches Buch, nemlich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Thom.<lb/>
de Kempis</hi></hi> <hi rendition="#fr">von der Nachfolge Chri&#x017F;ti,</hi> in Tu&#x0364;rcki&#x017F;cher Sprache, welches<lb/>
der <hi rendition="#aq">Mahometi</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Gouverneur</hi> fu&#x0364;r das &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te unter allen &#x017F;einen Bu&#x0364;chern<lb/>
gehalten. Doch i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß der&#x017F;elbe ein <hi rendition="#aq">Renegat</hi> oder abgefallener<lb/>
Chri&#x017F;t gewe&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">Alexandria.</hi> </head><lb/>
            <p>Unter denen Arabern hat man iederzeit beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner und vor-<lb/>
treffliche <hi rendition="#aq">Bibliothequ</hi>en gefunden. Die&#x017F;es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Alexandria</hi></hi> war in ihrem <hi rendition="#aq">Flor</hi><lb/>
die allerbe&#x017F;te Stadt nach <hi rendition="#fr">Rom,</hi> und wird von den Alt-Va&#x0364;tern offt genannt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[243/0271] III. Theil von Bibliothequen. Abagamedra, Welche in dem Kloſter neben der beruͤhmten Kirche, des Seligma- chers genannt, befindlich, in welcher alle ſo boͤſe, als gute Buͤcher des gan- tzen Abyſſinien, ſamt den Zeit-Buͤchern oder Chronicken bewahret werden. Ob dieſes vielleicht jene kurtz zuvor gemeldete groſſe Abysſiniſche Bibliothe- que ſey, welche Gricus und Cremones beſucht haben, laſſe ich ungeſagt. Alcala des Henares. Von einigen wird auch dieſe Spaniſche Stadt Complutum genannt: Thuanus ſchreibet in Hiſtor. lib. 2. daß Ferdinandus Nominus eine vortreffliche Bibliotheque fuͤr eine groſſe Summa Geldes in Jtalien geſammlet. Ab- ſonderlich hat er viel auf die Griechiſchen Autores gehalten, und dieſelben am erſten auf denen Spaniſchen Academien introduciret. Eine gar be- ruͤhmte Bibliotheque hat auch allhier der Ertz-Biſchoff und Cardinal Fran- ciſcus Ximenes, nebſt der Univerſität, welche die Complutenſiſche genannt wird, An. 1517. geſtifftet. Wir gehen weiter nach Allgau, Woſelbſt in dem Kloſter, zu S. Urban genannt, eine anſehnliche Bibli- otheque, welche An. 1194. von Leone und Werner, Freyherrn von Lan- genſtein, mit groſſen Koſten aufgerichtet worden, deren inſonderheit Conr. Lycoſthenes gedencket. Algier. Viele Peregrinanten bezeugen, daß in den Tuͤrckiſchen Haͤnden man- ches ſchoͤnes Buch zu finden. Unter andern bezeuget auch Sommab in Præfat. ad Thomam de Kemp. daß ein gewiſſer Jeſuit bey dem Algieriſchen Gouver- neur eine wohlbeſtellte Bibliothec gefunden, darinnen ſind allerley ſchoͤne Buͤcher geweſen, unter welchen auch ein Chriſtliches Buch, nemlich Thom. de Kempis von der Nachfolge Chriſti, in Tuͤrckiſcher Sprache, welches der Mahometiſche Gouverneur fuͤr das ſchoͤnſte unter allen ſeinen Buͤchern gehalten. Doch iſt zu wiſſen, daß derſelbe ein Renegat oder abgefallener Chriſt geweſen. Alexandria. Unter denen Arabern hat man iederzeit beruͤhmte Maͤnner und vor- treffliche Bibliothequen gefunden. Dieſes Alexandria war in ihrem Flor die allerbeſte Stadt nach Rom, und wird von den Alt-Vaͤtern offt genannt ein H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/271
Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/271>, abgerufen am 20.05.2024.