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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.

So hat ein Tag verderbt, was man bey Tag und Nacht

Jn vieler Jahre Zeit mit Müh zusammen bracht.

Jndessen ist dennoch mitten unter den Flammen gleichwol vorbeschriebene
Ubersetzung der 72. Dolmetscher, sonder Zweifel durch Göttliche Gna-
de und Vorsorge, errettet und erhalten worden. Ein anderer Patriarch
zu Alexandria, Cyrillus genannt, hat, wie er von Alexandria nach Constanti-
nop
el gezogen, eine grosse Menge Bücher mit sich dahin gebracht. Caro-
lus I.
König in Engeland, hat ihm hernach durch den Ritter Thomas Roe,
als Gesandten an der Ottomannischen Pforte, einen Hauffen gedruckte Bü-
cher geschickt; welche Verehrung dieser Patriarch reichlich vergolten durch
die übersandte Ubersetzung der 72. Dolmetscher, welche zu Zeiten des Nicae-
ni
schen Concilii ist geschrieben worden; deßgleichen des Neuen Testaments,
welches um dieselbe Zeit von einer edlen Matron, Thecla genannt, in Egy-
pten
geschrieben worden, welchem am Ende beygefüget war der Brief Cle-
mentis Romani
an die Corinthier, den man vorher in Europa nicht gesehen,
hernach aber in Latein und Niederländisch übergesetzt ist. Walton. Dissert. de
Ling. Orient.
§. 65. Ein anders Schreiben, welches dieser Cyrillus an Job.
Utenbogardum
geschrieben, ist zu finden unter den geistlichen Briefen, welche
die Remonstranten ausgegeben, pag. 369.

Antiochia.

Zu Antiochia war vor Zeiten in dem Tempel, dem Trajano geweihet,
eine kostbare Bibliothec, welche aber Jovinianus auf Anhalten seiner Gemah-
lin zu verbrennen befohlen, wozu seine Kebs-Weiber mit brennenden Fackeln
treulich geholffen, daß also der Tempel mit allen raren Büchern zu einem
jämmerlichen Asch-Hauffen worden; welches die Antiochier nicht wenig ver-
drossen, und deßwegen viele Schmäh-Schrifften allenthalben auf die Gassen
gestreuet, und an die Mauren geklebt. Suid. p. 167. & Lomeier de Biblioth. c. 7.

Athos,

Ein Berg am Golfo di Salonichi wird für den höchsten in der gantzen
Welt gehalten, und soll seinen Schatten etliche 40. Meilen bis in die Jnsul
Lemnus werffen: Heutiges Tages heißt er Monte Santo, weil ihn lauter
Mönche und Einsiedler bewohnen, und 22. Clöster darauf befindlich. M.
Anton. Antimachus in epist. ad patr. ubi praef. & c.
und andere schreiben, daß un-
terschiedliche Bibliothequen bey ihnen zu sehen, deren Bücher mehrentheils
in lauter MSS. bestehen. Lom. c. 11.

Achen,
III. Theil von Bibliothequen.

So hat ein Tag verderbt, was man bey Tag und Nacht

Jn vieler Jahre Zeit mit Muͤh zuſammen bracht.

Jndeſſen iſt dennoch mitten unter den Flammen gleichwol vorbeſchriebene
Uberſetzung der 72. Dolmetſcher, ſonder Zweifel durch Goͤttliche Gna-
de und Vorſorge, errettet und erhalten worden. Ein anderer Patriarch
zu Alexandria, Cyrillus genannt, hat, wie er von Alexandria nach Conſtanti-
nop
el gezogen, eine groſſe Menge Buͤcher mit ſich dahin gebracht. Caro-
lus I.
Koͤnig in Engeland, hat ihm hernach durch den Ritter Thomas Roë,
als Geſandten an der Ottomanniſchen Pforte, einen Hauffen gedruckte Buͤ-
cher geſchickt; welche Verehrung dieſer Patriarch reichlich vergolten durch
die uͤberſandte Uberſetzung der 72. Dolmetſcher, welche zu Zeiten des Nicæ-
ni
ſchen Concilii iſt geſchrieben worden; deßgleichen des Neuen Teſtaments,
welches um dieſelbe Zeit von einer edlen Matron, Thecla genannt, in Egy-
pten
geſchrieben worden, welchem am Ende beygefuͤget war der Brief Cle-
mentis Romani
an die Corinthier, den man vorher in Europa nicht geſehen,
hernach aber in Latein und Niederlaͤndiſch uͤbergeſetzt iſt. Walton. Diſſert. de
Ling. Orient.
§. 65. Ein anders Schreiben, welches dieſer Cyrillus an Job.
Utenbogardum
geſchrieben, iſt zu finden unter den geiſtlichen Briefen, welche
die Remonſtranten ausgegeben, pag. 369.

Antiochia.

Zu Antiochia war vor Zeiten in dem Tempel, dem Trajano geweihet,
eine koſtbare Bibliothec, welche aber Jovinianus auf Anhalten ſeiner Gemah-
lin zu verbrennen befohlen, wozu ſeine Kebs-Weiber mit brennenden Fackeln
treulich geholffen, daß alſo der Tempel mit allen raren Buͤchern zu einem
jaͤmmerlichen Aſch-Hauffen worden; welches die Antiochier nicht wenig ver-
droſſen, und deßwegen viele Schmaͤh-Schrifften allenthalben auf die Gaſſen
geſtreuet, und an die Mauren geklebt. Suid. p. 167. & Lomeier de Biblioth. c. 7.

Athos,

Ein Berg am Golfo di Salonichi wird fuͤr den hoͤchſten in der gantzen
Welt gehalten, und ſoll ſeinen Schatten etliche 40. Meilen bis in die Jnſul
Lemnus werffen: Heutiges Tages heißt er Monte Santo, weil ihn lauter
Moͤnche und Einſiedler bewohnen, und 22. Cloͤſter darauf befindlich. M.
Anton. Antimachus in epiſt. ad patr. ubi præf. & c.
und andere ſchreiben, daß un-
terſchiedliche Bibliothequen bey ihnen zu ſehen, deren Buͤcher mehrentheils
in lauter MSS. beſtehen. Lom. c. 11.

Achen,
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[246/0274] III. Theil von Bibliothequen. So hat ein Tag verderbt, was man bey Tag und Nacht Jn vieler Jahre Zeit mit Muͤh zuſammen bracht. Jndeſſen iſt dennoch mitten unter den Flammen gleichwol vorbeſchriebene Uberſetzung der 72. Dolmetſcher, ſonder Zweifel durch Goͤttliche Gna- de und Vorſorge, errettet und erhalten worden. Ein anderer Patriarch zu Alexandria, Cyrillus genannt, hat, wie er von Alexandria nach Conſtanti- nopel gezogen, eine groſſe Menge Buͤcher mit ſich dahin gebracht. Caro- lus I. Koͤnig in Engeland, hat ihm hernach durch den Ritter Thomas Roë, als Geſandten an der Ottomanniſchen Pforte, einen Hauffen gedruckte Buͤ- cher geſchickt; welche Verehrung dieſer Patriarch reichlich vergolten durch die uͤberſandte Uberſetzung der 72. Dolmetſcher, welche zu Zeiten des Nicæ- niſchen Concilii iſt geſchrieben worden; deßgleichen des Neuen Teſtaments, welches um dieſelbe Zeit von einer edlen Matron, Thecla genannt, in Egy- pten geſchrieben worden, welchem am Ende beygefuͤget war der Brief Cle- mentis Romani an die Corinthier, den man vorher in Europa nicht geſehen, hernach aber in Latein und Niederlaͤndiſch uͤbergeſetzt iſt. Walton. Diſſert. de Ling. Orient. §. 65. Ein anders Schreiben, welches dieſer Cyrillus an Job. Utenbogardum geſchrieben, iſt zu finden unter den geiſtlichen Briefen, welche die Remonſtranten ausgegeben, pag. 369. Antiochia. Zu Antiochia war vor Zeiten in dem Tempel, dem Trajano geweihet, eine koſtbare Bibliothec, welche aber Jovinianus auf Anhalten ſeiner Gemah- lin zu verbrennen befohlen, wozu ſeine Kebs-Weiber mit brennenden Fackeln treulich geholffen, daß alſo der Tempel mit allen raren Buͤchern zu einem jaͤmmerlichen Aſch-Hauffen worden; welches die Antiochier nicht wenig ver- droſſen, und deßwegen viele Schmaͤh-Schrifften allenthalben auf die Gaſſen geſtreuet, und an die Mauren geklebt. Suid. p. 167. & Lomeier de Biblioth. c. 7. Athos, Ein Berg am Golfo di Salonichi wird fuͤr den hoͤchſten in der gantzen Welt gehalten, und ſoll ſeinen Schatten etliche 40. Meilen bis in die Jnſul Lemnus werffen: Heutiges Tages heißt er Monte Santo, weil ihn lauter Moͤnche und Einſiedler bewohnen, und 22. Cloͤſter darauf befindlich. M. Anton. Antimachus in epiſt. ad patr. ubi præf. & c. und andere ſchreiben, daß un- terſchiedliche Bibliothequen bey ihnen zu ſehen, deren Buͤcher mehrentheils in lauter MSS. beſtehen. Lom. c. 11. Achen,

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/274>, abgerufen am 20.05.2024.