Die vortreffliche Bibliothec dieser Stadt meritirt eine genaue Be- schreibung. Nicht weniger ist das Joachimsthalische Gymnasium Aca- demicum besehens-würdig. Was die erste belanget, so sind mir davon folgende Particularia bekandt gemacht: Der Durchl. Printz Friederich Wilhelm soll diese Bibliothec wieder in Stand gebracht haben; dazu ist kommen die Croyanische und Spanheimische Bibliothec, welche etwa im Anfang des 1700. Jahres für 12000. Rthlr. gekaufft worden; nachge- hends ist dieselbe durch den treuen Fleiß der Churfürstlichen Bibliothecario- rum in Zusammenbringung und Aufkauffung vieler herrlichen Bücher um ein grosses vermehret worden, unter deren Zahl Johannes Vorstius, Laurentius Be- gerus, Cl. Crellius, Johannes Casimirus Philippi, Christophorus Hendreich, Johannes Carolus Schottus, Maturinus Veysiere la Croze, Philippus Antonius Brusenius & c. als Bibliothecarii dieser Bibliothec, um ein merckliches empor geholffen. Was die Bücher anbetrifft, so hat man darinn einen Apparat von allerhand Sprachen, Sclavonisch, Armenisch, Arabisch, Syrisch etc. Von Bibli- schen Editionibus hat man hier nicht allein die Polyglotta, sondern auch die raresten Editiones in allerley Sprachen. Unter den raren Büchern excel- liren vor andern Davidis Georgii van der Boeck, Jordani Brunii und Julii Caesaris Vanini Opera. Des Königes Ludovici Frantzösische Historie bestehet in zehen grossen Volum. vortrefflich eingebunden. Unter den MSctis sind son- derlich rar, der geschriebene Alcoran mit goldenen Buchstaben; deßgleichen des Brandenburgischen Bischofs Stephani Boedeker unedirte Commenta- rii über das Gebet des HErrn, item den Englischen Gruß, und ein Tractat wider die Juden. Dieser Bischoff ist gebohren 1384. und gestorben 1449. dieser Mann ist vortrefflich der Hebräischen Sprache kundig gewesen, wo- von allhier sein MSctum eines Hebräischen Lexicons und dergleichen Bi- bel in 3. Volum. auf Pergament sauber geschrieben Zeugniß geben. Fer- ner werden allda auch D. Lutheri, Melanchthons, Reuchlini, Erasmi, Josephi Sca- ligers und vieler andern Autographa aufbehalten. Unter den vielen raren Sinesischen Büchern ist vor allen andern merckwürdig Cl. Christiani Men- tzelii Clavis, vermittelst dieses über die Massen raren Buchs, kan einer in gar kurtzer Zeit von dieser schweren Sprache einen grossen Begriff erlangen. Von den raren alten Codicibus will ich nur eines gedencken, nemlich eines uralten Codicis der 4. Evangelisten, dessen iegliches erste Evangelium-Sei- te über die Massen schön und sauber mit Purpur angemacht, und mit grossen goldenen Buchstaben geschrieben ist. Jn Summa diese Bibliothec kan
über
J i 2
III. Theil vonBibliothequen.
Berlin.
Die vortreffliche Bibliothec dieſer Stadt meritirt eine genaue Be- ſchreibung. Nicht weniger iſt das Joachimsthaliſche Gymnaſium Aca- demicum beſehens-wuͤrdig. Was die erſte belanget, ſo ſind mir davon folgende Particularia bekandt gemacht: Der Durchl. Printz Friederich Wilhelm ſoll dieſe Bibliothec wieder in Stand gebracht haben; dazu iſt kommen die Croyaniſche und Spanheimiſche Bibliothec, welche etwa im Anfang des 1700. Jahres fuͤr 12000. Rthlr. gekaufft worden; nachge- hends iſt dieſelbe durch den treuen Fleiß der Churfuͤrſtlichen Bibliothecario- rum in Zuſammenbringung und Aufkauffung vieler herrlichen Buͤcher um ein groſſes vermehret worden, unter deren Zahl Johannes Vorſtius, Laurentius Be- gerus, Cl. Crellius, Johannes Caſimirus Philippi, Chriſtophorus Hendreich, Johannes Carolus Schottus, Maturinus Veyſiere la Croze, Philippus Antonius Bruſenius & c. als Bibliothecarii dieſer Bibliothec, um ein merckliches empor geholffen. Was die Buͤcher anbetrifft, ſo hat man darinn einen Apparat von allerhand Sprachen, Sclavoniſch, Armeniſch, Arabiſch, Syriſch ꝛc. Von Bibli- ſchen Editionibus hat man hier nicht allein die Polyglotta, ſondern auch die rareſten Editiones in allerley Sprachen. Unter den raren Buͤchern excel- liren vor andern Davidis Georgii van der Boeck, Jordani Brunii und Julii Cæſaris Vanini Opera. Des Koͤniges Ludovici Frantzoͤſiſche Hiſtorie beſtehet in zehen groſſen Volum. vortrefflich eingebunden. Unter den MSctis ſind ſon- derlich rar, der geſchriebene Alcoran mit goldenen Buchſtaben; deßgleichen des Brandenburgiſchen Biſchofs Stephani Boedeker unedirte Commenta- rii uͤber das Gebet des HErrn, item den Engliſchen Gruß, und ein Tractat wider die Juden. Dieſer Biſchoff iſt gebohren 1384. und geſtorben 1449. dieſer Mann iſt vortrefflich der Hebraͤiſchen Sprache kundig geweſen, wo- von allhier ſein MSctum eines Hebraͤiſchen Lexicons und dergleichen Bi- bel in 3. Volum. auf Pergament ſauber geſchrieben Zeugniß geben. Fer- ner werden allda auch D. Lutheri, Melanchthons, Reuchlini, Eraſmi, Joſephi Sca- ligers und vieler andern Autographa aufbehalten. Unter den vielen raren Sineſiſchen Buͤchern iſt vor allen andern merckwuͤrdig Cl. Chriſtiani Men- tzelii Clavis, vermittelſt dieſes uͤber die Maſſen raren Buchs, kan einer in gar kurtzer Zeit von dieſer ſchweren Sprache einen groſſen Begriff erlangen. Von den raren alten Codicibus will ich nur eines gedencken, nemlich eines uralten Codicis der 4. Evangeliſten, deſſen iegliches erſte Evangelium-Sei- te uͤber die Maſſen ſchoͤn und ſauber mit Purpur angemacht, und mit groſſen goldenen Buchſtaben geſchrieben iſt. Jn Summa dieſe Bibliothec kan
uͤber
J i 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0279"n="251"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Theil von</hi><hirendition="#aq">Bibliothequ</hi><hirendition="#b">en.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Berlin.</hi></head><lb/><p>Die vortreffliche <hirendition="#aq">Bibliothec</hi> dieſer Stadt <hirendition="#aq">meriti</hi>rt eine genaue Be-<lb/>ſchreibung. Nicht weniger iſt das Joachimsthaliſche <hirendition="#aq">Gymnaſium Aca-<lb/>
demicum</hi> beſehens-wuͤrdig. Was die erſte belanget, ſo ſind mir davon<lb/>
folgende <hirendition="#aq">Particularia</hi> bekandt gemacht: Der Durchl. Printz <hirendition="#fr">Friederich<lb/>
Wilhelm</hi>ſoll dieſe <hirendition="#aq">Bibliothec</hi> wieder in Stand gebracht haben; dazu iſt<lb/>
kommen die Croyaniſche und Spanheimiſche <hirendition="#aq">Bibliothec,</hi> welche etwa im<lb/>
Anfang des 1700. Jahres fuͤr 12000. Rthlr. gekaufft worden; nachge-<lb/>
hends iſt dieſelbe durch den treuen Fleiß der Churfuͤrſtlichen <hirendition="#aq">Bibliothecario-<lb/>
rum</hi> in Zuſammenbringung und Aufkauffung vieler herrlichen Buͤcher um ein<lb/>
groſſes vermehret worden, unter deren Zahl <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Johannes Vorſtius, Laurentius Be-<lb/>
gerus, Cl. Crellius, Johannes Caſimirus Philippi, Chriſtophorus Hendreich, Johannes<lb/>
Carolus Schottus, Maturinus Veyſiere la Croze, Philippus Antonius Bruſenius & c.</hi></hi><lb/>
als <hirendition="#aq">Bibliothecarii</hi> dieſer <hirendition="#aq">Bibliothec,</hi> um ein merckliches empor geholffen.<lb/>
Was die Buͤcher anbetrifft, ſo hat man darinn einen <hirendition="#aq">Apparat</hi> von allerhand<lb/>
Sprachen, Sclavoniſch, Armeniſch, Arabiſch, Syriſch ꝛc. Von Bibli-<lb/>ſchen <hirendition="#aq">Editionibus</hi> hat man hier nicht allein die <hirendition="#aq">Polyglotta,</hi>ſondern auch die<lb/>
rareſten <hirendition="#aq">Editiones</hi> in allerley Sprachen. Unter den raren Buͤchern <hirendition="#aq">excel-<lb/>
li</hi>ren vor andern <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Davidis Georgii van der Boeck, Jordani Brunii</hi></hi> und <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Julii Cæſaris<lb/>
Vanini Opera.</hi></hi> Des Koͤniges <hirendition="#aq">Ludovici</hi> Frantzoͤſiſche Hiſtorie beſtehet in<lb/>
zehen groſſen <hirendition="#aq">Volum.</hi> vortrefflich eingebunden. Unter den <hirendition="#aq">MSctis</hi>ſind ſon-<lb/>
derlich rar, der geſchriebene <hirendition="#aq">Alcoran</hi> mit goldenen Buchſtaben; deßgleichen<lb/>
des Brandenburgiſchen Biſchofs <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Stephani Boedeker</hi></hi> un<hirendition="#aq">edir</hi>te <hirendition="#aq">Commenta-<lb/>
rii</hi> uͤber das Gebet des HErrn, <hirendition="#aq">item</hi> den Engliſchen Gruß, und ein <hirendition="#aq">Tractat</hi><lb/>
wider die Juden. Dieſer Biſchoff iſt gebohren 1384. und geſtorben 1449.<lb/>
dieſer Mann iſt vortrefflich der Hebraͤiſchen Sprache kundig geweſen, wo-<lb/>
von allhier ſein <hirendition="#aq">MSctum</hi> eines Hebraͤiſchen <hirendition="#aq">Lexicons</hi> und dergleichen Bi-<lb/>
bel in 3. <hirendition="#aq">Volum.</hi> auf Pergament ſauber geſchrieben Zeugniß geben. Fer-<lb/>
ner werden allda auch <hirendition="#aq"><hirendition="#i">D. Lutheri, Melanchthons, Reuchlini, Eraſmi, Joſephi Sca-<lb/>
ligers</hi></hi> und vieler andern <hirendition="#aq">Autographa</hi> aufbehalten. Unter den vielen raren<lb/>
Sineſiſchen Buͤchern iſt vor allen andern merckwuͤrdig <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Cl. Chriſtiani Men-<lb/>
tzelii Clavis,</hi></hi> vermittelſt dieſes uͤber die Maſſen raren Buchs, kan einer in gar<lb/>
kurtzer Zeit von dieſer ſchweren Sprache einen groſſen Begriff erlangen.<lb/>
Von den raren alten <hirendition="#aq">Codicibus</hi> will ich nur eines gedencken, nemlich eines<lb/>
uralten <hirendition="#aq">Codicis</hi> der 4. Evangeliſten, deſſen iegliches erſte Evangelium-Sei-<lb/>
te uͤber die Maſſen ſchoͤn und ſauber mit Purpur angemacht, und mit groſſen<lb/>
goldenen Buchſtaben geſchrieben iſt. Jn Summa dieſe <hirendition="#aq">Bibliothec</hi> kan<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">uͤber</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[251/0279]
III. Theil von Bibliothequen.
Berlin.
Die vortreffliche Bibliothec dieſer Stadt meritirt eine genaue Be-
ſchreibung. Nicht weniger iſt das Joachimsthaliſche Gymnaſium Aca-
demicum beſehens-wuͤrdig. Was die erſte belanget, ſo ſind mir davon
folgende Particularia bekandt gemacht: Der Durchl. Printz Friederich
Wilhelm ſoll dieſe Bibliothec wieder in Stand gebracht haben; dazu iſt
kommen die Croyaniſche und Spanheimiſche Bibliothec, welche etwa im
Anfang des 1700. Jahres fuͤr 12000. Rthlr. gekaufft worden; nachge-
hends iſt dieſelbe durch den treuen Fleiß der Churfuͤrſtlichen Bibliothecario-
rum in Zuſammenbringung und Aufkauffung vieler herrlichen Buͤcher um ein
groſſes vermehret worden, unter deren Zahl Johannes Vorſtius, Laurentius Be-
gerus, Cl. Crellius, Johannes Caſimirus Philippi, Chriſtophorus Hendreich, Johannes
Carolus Schottus, Maturinus Veyſiere la Croze, Philippus Antonius Bruſenius & c.
als Bibliothecarii dieſer Bibliothec, um ein merckliches empor geholffen.
Was die Buͤcher anbetrifft, ſo hat man darinn einen Apparat von allerhand
Sprachen, Sclavoniſch, Armeniſch, Arabiſch, Syriſch ꝛc. Von Bibli-
ſchen Editionibus hat man hier nicht allein die Polyglotta, ſondern auch die
rareſten Editiones in allerley Sprachen. Unter den raren Buͤchern excel-
liren vor andern Davidis Georgii van der Boeck, Jordani Brunii und Julii Cæſaris
Vanini Opera. Des Koͤniges Ludovici Frantzoͤſiſche Hiſtorie beſtehet in
zehen groſſen Volum. vortrefflich eingebunden. Unter den MSctis ſind ſon-
derlich rar, der geſchriebene Alcoran mit goldenen Buchſtaben; deßgleichen
des Brandenburgiſchen Biſchofs Stephani Boedeker unedirte Commenta-
rii uͤber das Gebet des HErrn, item den Engliſchen Gruß, und ein Tractat
wider die Juden. Dieſer Biſchoff iſt gebohren 1384. und geſtorben 1449.
dieſer Mann iſt vortrefflich der Hebraͤiſchen Sprache kundig geweſen, wo-
von allhier ſein MSctum eines Hebraͤiſchen Lexicons und dergleichen Bi-
bel in 3. Volum. auf Pergament ſauber geſchrieben Zeugniß geben. Fer-
ner werden allda auch D. Lutheri, Melanchthons, Reuchlini, Eraſmi, Joſephi Sca-
ligers und vieler andern Autographa aufbehalten. Unter den vielen raren
Sineſiſchen Buͤchern iſt vor allen andern merckwuͤrdig Cl. Chriſtiani Men-
tzelii Clavis, vermittelſt dieſes uͤber die Maſſen raren Buchs, kan einer in gar
kurtzer Zeit von dieſer ſchweren Sprache einen groſſen Begriff erlangen.
Von den raren alten Codicibus will ich nur eines gedencken, nemlich eines
uralten Codicis der 4. Evangeliſten, deſſen iegliches erſte Evangelium-Sei-
te uͤber die Maſſen ſchoͤn und ſauber mit Purpur angemacht, und mit groſſen
goldenen Buchſtaben geſchrieben iſt. Jn Summa dieſe Bibliothec kan
uͤber
J i 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/279>, abgerufen am 20.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.