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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
Figuren herum geschrieben, welche für das pur lauterste und älteste Exem-
plar
in Europa, und woraus man sich des Grund-Tertes sicherlich zu erholen,
gehalten wird. Es haben die Juden einsmals 20000. Thaler dafür ge-
ben wollen. Sie wird nicht allein von den Universitäten hier zu Lande ge-
braucht, sondern man hat sich auch so gar aus Spanien daraus Raths er-
holet. Ein anders rares Buch wird hier gewiesen in 2. Bänden, da ein
iegliches Blat einen Regal-Bogen macht, in welches der Psalter in 22.
Sprachen gantz sauber und zierlich geschrieben. Eine andere Bibel auf
Pergament gedruckt und gemahlt. Ferner das Neue Testament in aller
Zungen Sprache. Die Pandecten lateinisch und teutsch. Ein groß ge-
mahltes Kräuter-Buch, in welchem die Blumen, Früchte und Kräuter so
natürlich abgemahlt, daß man darnach greiffen möchte. Octavii Stradii
Symbola
aus freyer Hand gerissen; und viele andere herrliche MSct. und ge-
druckte Wercke durch alle Facultäten in vielen 1000. Tomis, zumal das
Inventarium dieser Bibliothec Ao. 1670. schon in IV. grossen Volumini-
bus
bestanden. Idem Limb. & Tob. Beutel. Cedret. Saxon.

Der gelehrte Bibliothecarius, Gottlob Sigismund Sebisch, hat
eine ausführliche Nachricht von der Königl. und Chur- Sächs. Bibliothec
vor einigen Jahren heraus zu geben schon versprochen, welches auch anitzo
schon sonder Zweifel wird geschehen seyn.

Dillingen.

Die Universität daselbst ist A. 1549. gestifftet, und durch Otto
Truchseß von Waldburg
Ao. 1563. denen Jesuiten übergeben worden:
Diese, nebst dem vortrefflichen Jesuiter- Collegio, allwo eine feine Biblio-
thec,
machet die Stadt berühmt.

E.
Escurial.

DJe vortreffliche Bibliotheque, so allhier zu finden, habe ich bereits im
vorhergehenden Theil der Kunst- und Naturalien-Kammer mit weni-
gen angeführt; doch die herrliche Schönheit dieser Königlichen Bibliothec
(allermassen dieselbe, wie auch das Kloster, von dem mächtigen König
Philippo II. gestifftet,) veranlasset mich noch etwas weitläufftiger davon zu
schreiben. Es ist dieselbe, wie gedacht, von itzt gemeldetem König aufge-
richtet worden: Derohalben siehet man unter andern in dieser Bibliotheque
annoch ein Register über die Bücher, in welchem hochgedachter König mit

eigner
L l

III. Theil von Bibliothequen.
Figuren herum geſchrieben, welche fuͤr das pur lauterſte und aͤlteſte Exem-
plar
in Europa, und woraus man ſich des Grund-Tertes ſicherlich zu erholen,
gehalten wird. Es haben die Juden einsmals 20000. Thaler dafuͤr ge-
ben wollen. Sie wird nicht allein von den Univerſitäten hier zu Lande ge-
braucht, ſondern man hat ſich auch ſo gar aus Spanien daraus Raths er-
holet. Ein anders rares Buch wird hier gewieſen in 2. Baͤnden, da ein
iegliches Blat einen Regal-Bogen macht, in welches der Pſalter in 22.
Sprachen gantz ſauber und zierlich geſchrieben. Eine andere Bibel auf
Pergament gedruckt und gemahlt. Ferner das Neue Teſtament in aller
Zungen Sprache. Die Pandecten lateiniſch und teutſch. Ein groß ge-
mahltes Kraͤuter-Buch, in welchem die Blumen, Fruͤchte und Kraͤuter ſo
natuͤrlich abgemahlt, daß man darnach greiffen moͤchte. Octavii Stradii
Symbola
aus freyer Hand geriſſen; und viele andere herrliche MSct. und ge-
druckte Wercke durch alle Facultäten in vielen 1000. Tomis, zumal das
Inventarium dieſer Bibliothec Ao. 1670. ſchon in IV. groſſen Volumini-
bus
beſtanden. Idem Limb. & Tob. Beutel. Cedret. Saxon.

Der gelehrte Bibliothecarius, Gottlob Sigismund Sebiſch, hat
eine ausfuͤhrliche Nachricht von der Koͤnigl. und Chur- Saͤchſ. Bibliothec
vor einigen Jahren heraus zu geben ſchon verſprochen, welches auch anitzo
ſchon ſonder Zweifel wird geſchehen ſeyn.

Dillingen.

Die Univerſität daſelbſt iſt A. 1549. geſtifftet, und durch Otto
Truchſeß von Waldburg
Ao. 1563. denen Jeſuiten uͤbergeben worden:
Dieſe, nebſt dem vortrefflichen Jeſuiter- Collegio, allwo eine feine Biblio-
thec,
machet die Stadt beruͤhmt.

E.
Eſcurial.

DJe vortreffliche Bibliotheque, ſo allhier zu finden, habe ich bereits im
vorhergehenden Theil der Kunſt- und Naturalien-Kammer mit weni-
gen angefuͤhrt; doch die herrliche Schoͤnheit dieſer Koͤniglichen Bibliothec
(allermaſſen dieſelbe, wie auch das Kloſter, von dem maͤchtigen Koͤnig
Philippo II. geſtifftet,) veranlaſſet mich noch etwas weitlaͤufftiger davon zu
ſchreiben. Es iſt dieſelbe, wie gedacht, von itzt gemeldetem Koͤnig aufge-
richtet worden: Derohalben ſiehet man unter andern in dieſer Bibliotheque
annoch ein Regiſter uͤber die Buͤcher, in welchem hochgedachter Koͤnig mit

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[265/0293] III. Theil von Bibliothequen. Figuren herum geſchrieben, welche fuͤr das pur lauterſte und aͤlteſte Exem- plar in Europa, und woraus man ſich des Grund-Tertes ſicherlich zu erholen, gehalten wird. Es haben die Juden einsmals 20000. Thaler dafuͤr ge- ben wollen. Sie wird nicht allein von den Univerſitäten hier zu Lande ge- braucht, ſondern man hat ſich auch ſo gar aus Spanien daraus Raths er- holet. Ein anders rares Buch wird hier gewieſen in 2. Baͤnden, da ein iegliches Blat einen Regal-Bogen macht, in welches der Pſalter in 22. Sprachen gantz ſauber und zierlich geſchrieben. Eine andere Bibel auf Pergament gedruckt und gemahlt. Ferner das Neue Teſtament in aller Zungen Sprache. Die Pandecten lateiniſch und teutſch. Ein groß ge- mahltes Kraͤuter-Buch, in welchem die Blumen, Fruͤchte und Kraͤuter ſo natuͤrlich abgemahlt, daß man darnach greiffen moͤchte. Octavii Stradii Symbola aus freyer Hand geriſſen; und viele andere herrliche MSct. und ge- druckte Wercke durch alle Facultäten in vielen 1000. Tomis, zumal das Inventarium dieſer Bibliothec Ao. 1670. ſchon in IV. groſſen Volumini- bus beſtanden. Idem Limb. & Tob. Beutel. Cedret. Saxon. Der gelehrte Bibliothecarius, Gottlob Sigismund Sebiſch, hat eine ausfuͤhrliche Nachricht von der Koͤnigl. und Chur- Saͤchſ. Bibliothec vor einigen Jahren heraus zu geben ſchon verſprochen, welches auch anitzo ſchon ſonder Zweifel wird geſchehen ſeyn. Dillingen. Die Univerſität daſelbſt iſt A. 1549. geſtifftet, und durch Otto Truchſeß von Waldburg Ao. 1563. denen Jeſuiten uͤbergeben worden: Dieſe, nebſt dem vortrefflichen Jeſuiter- Collegio, allwo eine feine Biblio- thec, machet die Stadt beruͤhmt. E. Eſcurial. DJe vortreffliche Bibliotheque, ſo allhier zu finden, habe ich bereits im vorhergehenden Theil der Kunſt- und Naturalien-Kammer mit weni- gen angefuͤhrt; doch die herrliche Schoͤnheit dieſer Koͤniglichen Bibliothec (allermaſſen dieſelbe, wie auch das Kloſter, von dem maͤchtigen Koͤnig Philippo II. geſtifftet,) veranlaſſet mich noch etwas weitlaͤufftiger davon zu ſchreiben. Es iſt dieſelbe, wie gedacht, von itzt gemeldetem Koͤnig aufge- richtet worden: Derohalben ſiehet man unter andern in dieſer Bibliotheque annoch ein Regiſter uͤber die Buͤcher, in welchem hochgedachter Koͤnig mit eigner L l

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/293>, abgerufen am 20.05.2024.