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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
habe. Unter andern Türckischen Büchern ist auch hier vorhanden ein sau-
ber geschriebener Alcoran, in dem bey ieder Zeile auch die Ubersetzung mit ein-
gerückt. B. S. IIX. Oeffn. p. 613.

F.
Fesula.

AUs den uralten Ruinen der weiland berühmten Stadt Fesula, nahe bey
Florentz, ist mit der Zeit ein Collegium aufgerichtet worden, darin-
nen siehet man gleicher Gestalt eine herrliche Bibliotheque. Der berühm-
te Petrus Martyr hat hier 3. Jahr zugebracht. Happel. Part. II. p. 309.

Ferrara.

Der wohl gereiste Engeländer R. Lassel schreibet p. 520. daß er bey den
Carmelitern eine Bibliotheque und in derselben die MScta zweyer berühm-
ten Engeländer, als Iohann. Bac und Thom. Waldensis gesehen. Ioh. Lim-
berg
gedencket dieser Bibliotheque pag. 476. in seiner Reise-Beschreibung
auch, daß darinnen allerhand MScta, wie auch rare Müntzen zu finden.

Fez.

Eine dem Namen nach nicht gar unbekandte Arabische Stadt in Mau-
ritani
en. Erpenius erzehlet, daß in dieser gewaltigen Stadt eine Bibliothe-
que,
darinnen bey die 32000. Bücher zu sehen. Es sollen darinnen die übri-
ge Decades des Titi Livii, so uns bishero noch gemangelt, wie auch des Pappi
Alexandrini, Hippocratis, Galeni
und bey 2000. andre rare Schrifften zu fin-
den seyn. Doch vor nicht gar vielen Jahren hat ein Schiffer von Marsili-
en diese Arabische Bibliotheque des Königs in Mauritanien nach Spanien
übergeführet, allwo solche der Königlichen Spanischen Bibliotheque ein-
verleibet worden. Obgleich dieselbe lange nicht mehr vorgedachte Grösse
gehabt, weiln sie nachgehends distrahiret worden; so hat man doch aus dem
Munde eines Mauritanischen Abgesandten eine zuverläßige Nachricht, daß
solche um das Jahr 1610. noch in 7800. sehr schönen Büchern bestanden. Es
sind in dieser Stadt auch sehr viele Mahomethische Studenten, aber keine
Buch-Läden; hingegen haben sie alle Freytage, (welcher bey ihnen der
Sabbath oder Sonntag ist,) nach gehaltenem Gottes-Dienst, bey der gros-
sen Kirchen, eine Bücher-Auction, da versammlen sich alsdenn viele Käuf-
fer und Verkäuffer. Es kömmt aber selten ein altes Buch an den Tag:
Denn von 200. Jahren her sind die von Fez im Schreiben etwas nachläßig

und

III. Theil von Bibliothequen.
habe. Unter andern Tuͤrckiſchen Buͤchern iſt auch hier vorhanden ein ſau-
ber geſchriebener Alcoran, in dem bey ieder Zeile auch die Uberſetzung mit ein-
geruͤckt. B. S. IIX. Oeffn. p. 613.

F.
Feſula.

AUs den uralten Ruinen der weiland beruͤhmten Stadt Feſula, nahe bey
Florentz, iſt mit der Zeit ein Collegium aufgerichtet worden, darin-
nen ſiehet man gleicher Geſtalt eine herrliche Bibliotheque. Der beruͤhm-
te Petrus Martyr hat hier 3. Jahr zugebracht. Happel. Part. II. p. 309.

Ferrara.

Der wohl gereiſte Engelaͤnder R. Laſſel ſchreibet p. 520. daß er bey den
Carmelitern eine Bibliotheque und in derſelben die MScta zweyer beruͤhm-
ten Engelaͤnder, als Iohann. Bac und Thom. Waldenſis geſehen. Ioh. Lim-
berg
gedencket dieſer Bibliotheque pag. 476. in ſeiner Reiſe-Beſchreibung
auch, daß darinnen allerhand MScta, wie auch rare Muͤntzen zu finden.

Fez.

Eine dem Namen nach nicht gar unbekandte Arabiſche Stadt in Mau-
ritani
en. Erpenius erzehlet, daß in dieſer gewaltigen Stadt eine Bibliothe-
que,
darinnen bey die 32000. Buͤcher zu ſehen. Es ſollen darinnen die uͤbri-
ge Decades des Titi Livii, ſo uns bishero noch gemangelt, wie auch des Pappi
Alexandrini, Hippocratis, Galeni
und bey 2000. andre rare Schrifften zu fin-
den ſeyn. Doch vor nicht gar vielen Jahren hat ein Schiffer von Marſili-
en dieſe Arabiſche Bibliotheque des Koͤnigs in Mauritanien nach Spanien
uͤbergefuͤhret, allwo ſolche der Koͤniglichen Spaniſchen Bibliotheque ein-
verleibet worden. Obgleich dieſelbe lange nicht mehr vorgedachte Groͤſſe
gehabt, weiln ſie nachgehends diſtrahiret worden; ſo hat man doch aus dem
Munde eines Mauritaniſchen Abgeſandten eine zuverlaͤßige Nachricht, daß
ſolche um das Jahr 1610. noch in 7800. ſehr ſchoͤnen Buͤchern beſtanden. Es
ſind in dieſer Stadt auch ſehr viele Mahomethiſche Studenten, aber keine
Buch-Laͤden; hingegen haben ſie alle Freytage, (welcher bey ihnen der
Sabbath oder Sonntag iſt,) nach gehaltenem Gottes-Dienſt, bey der groſ-
ſen Kirchen, eine Buͤcher-Auction, da verſammlen ſich alsdenn viele Kaͤuf-
fer und Verkaͤuffer. Es koͤmmt aber ſelten ein altes Buch an den Tag:
Denn von 200. Jahren her ſind die von Fez im Schreiben etwas nachlaͤßig

und
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[268/0296] III. Theil von Bibliothequen. habe. Unter andern Tuͤrckiſchen Buͤchern iſt auch hier vorhanden ein ſau- ber geſchriebener Alcoran, in dem bey ieder Zeile auch die Uberſetzung mit ein- geruͤckt. B. S. IIX. Oeffn. p. 613. F. Feſula. AUs den uralten Ruinen der weiland beruͤhmten Stadt Feſula, nahe bey Florentz, iſt mit der Zeit ein Collegium aufgerichtet worden, darin- nen ſiehet man gleicher Geſtalt eine herrliche Bibliotheque. Der beruͤhm- te Petrus Martyr hat hier 3. Jahr zugebracht. Happel. Part. II. p. 309. Ferrara. Der wohl gereiſte Engelaͤnder R. Laſſel ſchreibet p. 520. daß er bey den Carmelitern eine Bibliotheque und in derſelben die MScta zweyer beruͤhm- ten Engelaͤnder, als Iohann. Bac und Thom. Waldenſis geſehen. Ioh. Lim- berg gedencket dieſer Bibliotheque pag. 476. in ſeiner Reiſe-Beſchreibung auch, daß darinnen allerhand MScta, wie auch rare Muͤntzen zu finden. Fez. Eine dem Namen nach nicht gar unbekandte Arabiſche Stadt in Mau- ritanien. Erpenius erzehlet, daß in dieſer gewaltigen Stadt eine Bibliothe- que, darinnen bey die 32000. Buͤcher zu ſehen. Es ſollen darinnen die uͤbri- ge Decades des Titi Livii, ſo uns bishero noch gemangelt, wie auch des Pappi Alexandrini, Hippocratis, Galeni und bey 2000. andre rare Schrifften zu fin- den ſeyn. Doch vor nicht gar vielen Jahren hat ein Schiffer von Marſili- en dieſe Arabiſche Bibliotheque des Koͤnigs in Mauritanien nach Spanien uͤbergefuͤhret, allwo ſolche der Koͤniglichen Spaniſchen Bibliotheque ein- verleibet worden. Obgleich dieſelbe lange nicht mehr vorgedachte Groͤſſe gehabt, weiln ſie nachgehends diſtrahiret worden; ſo hat man doch aus dem Munde eines Mauritaniſchen Abgeſandten eine zuverlaͤßige Nachricht, daß ſolche um das Jahr 1610. noch in 7800. ſehr ſchoͤnen Buͤchern beſtanden. Es ſind in dieſer Stadt auch ſehr viele Mahomethiſche Studenten, aber keine Buch-Laͤden; hingegen haben ſie alle Freytage, (welcher bey ihnen der Sabbath oder Sonntag iſt,) nach gehaltenem Gottes-Dienſt, bey der groſ- ſen Kirchen, eine Buͤcher-Auction, da verſammlen ſich alsdenn viele Kaͤuf- fer und Verkaͤuffer. Es koͤmmt aber ſelten ein altes Buch an den Tag: Denn von 200. Jahren her ſind die von Fez im Schreiben etwas nachlaͤßig und

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/296>, abgerufen am 22.11.2024.