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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
welche gleichfals von gemeldetem Churfürsten angeleget worden. Sie be-
stehet in 2. langen Gewölbern, die meisten Bücher sind von Wittenberg
hieher gebracht worden; die Bosische Bibliothec hat sie auch um ein gut
Theil vermehret. Jm Eingang der Bibliothec sind an einer Tafel zu sehen die
Bildnisse der H. Apost. Petri und Pauli, welche von dem H. Evangel. Luca
sollen gemahlt seyn. Das erste und vorderste Gewölbe hat die Theologi-
sche, Juristische und Philosophische Bücher, gleichwie das andere und hin-
terste die Medicinische und Mathematische. Jn dem obern Gewölbe sind die
Professores abgemahlt. Unter andern raren Büchern ist eines von Perga-
ment voller Figuren mit Gold angestrichen, darinnen die Geheimnisse der
Alchymie begriffen. Ferner die von D. M. Luther verteutschte, auf Perga-
ment mit vielen schönen Kupfferstichen gedruckte, von Luca Kranacber ge-
mahlte, und von Churfürst Johann Friderich zu Sachsen in seiner 5 jäh-
rigen Custodie wohl durchlesene Bibel. An raren MSctis kan sie einen
nicht geringen Vorrath aufweisen. Jn einem unter denselben ist vorne ein
künstlich Gemählde, und dabey ein so subtil gemahlter Wagen mit Heu, 4.
Pferden und Fuhrmann, daß eine kleine Fliege das gantze Werck mit ihren
Flügeln bedecken kan. Uberdiß findet man allhier Bücher von allerhand
Sprachen der Welt, über die 200. grosse geschriebene Volumina. Jn den
Büchern, welche aus der Gerhardinischen Bibliothec sind, findet man einen
Zettel, darauf ist geschrieben:

D. O. S.
Bibliothecae Gerhardinae
Pars sum.
Cave,
Ne macules,
Ne laceres,
Ultra mensem ne e dicta
Bibliotheca
Apud te retineas,
Furari noli.
K.
Königsberg.

AUf dem Schloß zu Königsberg findet man eine ansehnliche und köst-
liche Bibliothec, unter den vielen Repositoriis ist eins zu sehen voller

Fo-

III. Theil von Bibliothequen.
welche gleichfals von gemeldetem Churfuͤrſten angeleget worden. Sie be-
ſtehet in 2. langen Gewoͤlbern, die meiſten Buͤcher ſind von Wittenberg
hieher gebracht worden; die Boſiſche Bibliothec hat ſie auch um ein gut
Theil vermehret. Jm Eingang der Bibliothec ſind an einer Tafel zu ſehen die
Bildniſſe der H. Apoſt. Petri und Pauli, welche von dem H. Evangel. Luca
ſollen gemahlt ſeyn. Das erſte und vorderſte Gewoͤlbe hat die Theologi-
ſche, Juriſtiſche und Philoſophiſche Buͤcher, gleichwie das andere und hin-
terſte die Mediciniſche und Mathematiſche. Jn dem obern Gewoͤlbe ſind die
Profeſſores abgemahlt. Unter andern raren Buͤchern iſt eines von Perga-
ment voller Figuren mit Gold angeſtrichen, darinnen die Geheimniſſe der
Alchymie begriffen. Ferner die von D. M. Luther verteutſchte, auf Perga-
ment mit vielen ſchoͤnen Kupfferſtichen gedruckte, von Luca Kranacber ge-
mahlte, und von Churfuͤrſt Johann Friderich zu Sachſen in ſeiner 5 jaͤh-
rigen Cuſtodie wohl durchleſene Bibel. An raren MSctis kan ſie einen
nicht geringen Vorrath aufweiſen. Jn einem unter denſelben iſt vorne ein
kuͤnſtlich Gemaͤhlde, und dabey ein ſo ſubtil gemahlter Wagen mit Heu, 4.
Pferden und Fuhrmann, daß eine kleine Fliege das gantze Werck mit ihren
Fluͤgeln bedecken kan. Uberdiß findet man allhier Buͤcher von allerhand
Sprachen der Welt, uͤber die 200. groſſe geſchriebene Volumina. Jn den
Buͤchern, welche aus der Gerhardiniſchen Bibliothec ſind, findet man einen
Zettel, darauf iſt geſchrieben:

D. O. S.
Bibliothecæ Gerhardinæ
Pars ſum.
Cave,
Ne macules,
Ne laceres,
Ultra menſem ne e dicta
Bibliotheca
Apud te retineas,
Furari noli.
K.
Koͤnigsberg.

AUf dem Schloß zu Koͤnigsberg findet man eine anſehnliche und koͤſt-
liche Bibliothec, unter den vielen Repoſitoriis iſt eins zu ſehen voller

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[287/0315] III. Theil von Bibliothequen. welche gleichfals von gemeldetem Churfuͤrſten angeleget worden. Sie be- ſtehet in 2. langen Gewoͤlbern, die meiſten Buͤcher ſind von Wittenberg hieher gebracht worden; die Boſiſche Bibliothec hat ſie auch um ein gut Theil vermehret. Jm Eingang der Bibliothec ſind an einer Tafel zu ſehen die Bildniſſe der H. Apoſt. Petri und Pauli, welche von dem H. Evangel. Luca ſollen gemahlt ſeyn. Das erſte und vorderſte Gewoͤlbe hat die Theologi- ſche, Juriſtiſche und Philoſophiſche Buͤcher, gleichwie das andere und hin- terſte die Mediciniſche und Mathematiſche. Jn dem obern Gewoͤlbe ſind die Profeſſores abgemahlt. Unter andern raren Buͤchern iſt eines von Perga- ment voller Figuren mit Gold angeſtrichen, darinnen die Geheimniſſe der Alchymie begriffen. Ferner die von D. M. Luther verteutſchte, auf Perga- ment mit vielen ſchoͤnen Kupfferſtichen gedruckte, von Luca Kranacber ge- mahlte, und von Churfuͤrſt Johann Friderich zu Sachſen in ſeiner 5 jaͤh- rigen Cuſtodie wohl durchleſene Bibel. An raren MSctis kan ſie einen nicht geringen Vorrath aufweiſen. Jn einem unter denſelben iſt vorne ein kuͤnſtlich Gemaͤhlde, und dabey ein ſo ſubtil gemahlter Wagen mit Heu, 4. Pferden und Fuhrmann, daß eine kleine Fliege das gantze Werck mit ihren Fluͤgeln bedecken kan. Uberdiß findet man allhier Buͤcher von allerhand Sprachen der Welt, uͤber die 200. groſſe geſchriebene Volumina. Jn den Buͤchern, welche aus der Gerhardiniſchen Bibliothec ſind, findet man einen Zettel, darauf iſt geſchrieben: D. O. S. Bibliothecæ Gerhardinæ Pars ſum. Cave, Ne macules, Ne laceres, Ultra menſem ne e dicta Bibliotheca Apud te retineas, Furari noli. K. Koͤnigsberg. AUf dem Schloß zu Koͤnigsberg findet man eine anſehnliche und koͤſt- liche Bibliothec, unter den vielen Repoſitoriis iſt eins zu ſehen voller Fo-

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/315>, abgerufen am 26.11.2024.