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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
Folianten, und grosser Quartanten, welche alle mit Silber beschlagen sind.
Darunter ist auch sonderlich rar dasjenige Buch, welches von Alberto I. Her-
tzogen in Preussen geschrieben worden, seinem Sohn zur Nachricht, um
daraus zu lernen, wie er seine Unterthanen wohl und Christlich regieren soll.
Man siehet hier auch als eine sonderbare Curiosität das Messer des soge-
nannten Messer-Schluckers von Preussen, der Anno 1635. dieses Messer
verschlucket, welches ihm aber durch einen behutsamen Schnitt glücklich
wieder heraus genommen worden. Mit keiner geringen Verwunderung
ist auch das Stücklein von einem Pfeil zu sehen, (einige schreiben, es sey ohn-
gefähr fünffte halb Finger breit,) mit welchem Erasmus von Ritzenstein, ein
Obrister, in einer Feld-Schlacht auf dem Haupt verwundet worden, und
nachdem er diesen gefährlichen Splitter gantzer 14. Jahr in seinem Haupt
getragen, ist er ihm endlich zum Gaumen heraus gefallen. Der Salvus Con-
ductus Lutheri
in Original,
als er von Carol. V. nach Worms gefodert wur-
de, und welcher von dem Kayser mit eigner Hand unterschrieben worden,
wird hier gleichfals aufbehalten. Jn der Dom-Kirche wird die vortreffli-
che Wallenrodische Bibliothec bewahret, welche man wöchentlich zweymal
besuchen und besehen kan. Cellar. Descr. Polon. p. 561. Berckenm. Antiq.
pag.
852.

L.
Lauingen.

EJne der schönsten Städte in Schwaben. Die Bibliothec daselbst
wird gelobet. Seript. Acad. Wittenb. Tom. 3. Fol. 21. Berühmt ist
diese Stadt auch, weil der Welt-kündige Albertus Magnus darinn des Tages
Licht am ersten erblicket. Sein 30jährig Meister-Stück ist bey curieusen
und gelehrten Künstlern annoch unvergessen. Es bestund in dem Bildniß ei-
nes Menschen, andre setzen nur allein einen Menschen-Kopff von Holtz verfer-
tiget, und vermittelst künstlicher Gewichte und Räder also zubereitet, daß es
die Zunge gar artlich regieren und deutlich reden können. Als aber Thomas
von Aquin des Alberti Discipul einsmals allein in der Kammer war, wo die-
ses Bild stunde, und solches unversehens mit klarer Stimm zu reden anfing,
erschrack er so sehr darüber, daß er mit dem Stecken, welchen er zum Unglück
in der Hand hatte, darnach zugeschlagen, und also dieses inventieuse und
miraculeuse Meister-und Kunst-Stück von 30jähriger Arbeit in einer fa-
tal
en Minute zerbrochen. Limb. R. B. pag. 881.

Leipzig.

III. Theil von Bibliothequen.
Folianten, und groſſer Quartanten, welche alle mit Silber beſchlagen ſind.
Darunter iſt auch ſonderlich rar dasjenige Buch, welches von Alberto I. Her-
tzogen in Preuſſen geſchrieben worden, ſeinem Sohn zur Nachricht, um
daraus zu lernen, wie er ſeine Unterthanen wohl und Chriſtlich regieren ſoll.
Man ſiehet hier auch als eine ſonderbare Curioſität das Meſſer des ſoge-
nannten Meſſer-Schluckers von Preuſſen, der Anno 1635. dieſes Meſſer
verſchlucket, welches ihm aber durch einen behutſamen Schnitt gluͤcklich
wieder heraus genommen worden. Mit keiner geringen Verwunderung
iſt auch das Stuͤcklein von einem Pfeil zu ſehen, (einige ſchreiben, es ſey ohn-
gefaͤhr fuͤnffte halb Finger breit,) mit welchem Eraſmus von Ritzenſtein, ein
Obriſter, in einer Feld-Schlacht auf dem Haupt verwundet worden, und
nachdem er dieſen gefaͤhrlichen Splitter gantzer 14. Jahr in ſeinem Haupt
getragen, iſt er ihm endlich zum Gaumen heraus gefallen. Der Salvus Con-
ductus Lutheri
in Original,
als er von Carol. V. nach Worms gefodert wur-
de, und welcher von dem Kayſer mit eigner Hand unterſchrieben worden,
wird hier gleichfals aufbehalten. Jn der Dom-Kirche wird die vortreffli-
che Wallenrodiſche Bibliothec bewahret, welche man woͤchentlich zweymal
beſuchen und beſehen kan. Cellar. Deſcr. Polon. p. 561. Berckenm. Antiq.
pag.
852.

L.
Lauingen.

EJne der ſchoͤnſten Staͤdte in Schwaben. Die Bibliothec daſelbſt
wird gelobet. Seript. Acad. Wittenb. Tom. 3. Fol. 21. Beruͤhmt iſt
dieſe Stadt auch, weil der Welt-kuͤndige Albertus Magnus darinn des Tages
Licht am erſten erblicket. Sein 30jaͤhrig Meiſter-Stuͤck iſt bey curieuſen
und gelehrten Kuͤnſtlern annoch unvergeſſen. Es beſtund in dem Bildniß ei-
nes Menſchen, andre ſetzen nur allein einen Menſchen-Kopff von Holtz verfer-
tiget, und vermittelſt kuͤnſtlicher Gewichte und Raͤder alſo zubereitet, daß es
die Zunge gar artlich regieren und deutlich reden koͤnnen. Als aber Thomas
von Aquin des Alberti Diſcipul einsmals allein in der Kammer war, wo die-
ſes Bild ſtunde, und ſolches unverſehens mit klarer Stimm zu reden anfing,
erſchrack er ſo ſehr daruͤber, daß er mit dem Stecken, welchen er zum Ungluͤck
in der Hand hatte, darnach zugeſchlagen, und alſo dieſes inventieuſe und
miraculeuſe Meiſter-und Kunſt-Stuͤck von 30jaͤhriger Arbeit in einer fa-
tal
en Minute zerbrochen. Limb. R. B. pag. 881.

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[288/0316] III. Theil von Bibliothequen. Folianten, und groſſer Quartanten, welche alle mit Silber beſchlagen ſind. Darunter iſt auch ſonderlich rar dasjenige Buch, welches von Alberto I. Her- tzogen in Preuſſen geſchrieben worden, ſeinem Sohn zur Nachricht, um daraus zu lernen, wie er ſeine Unterthanen wohl und Chriſtlich regieren ſoll. Man ſiehet hier auch als eine ſonderbare Curioſität das Meſſer des ſoge- nannten Meſſer-Schluckers von Preuſſen, der Anno 1635. dieſes Meſſer verſchlucket, welches ihm aber durch einen behutſamen Schnitt gluͤcklich wieder heraus genommen worden. Mit keiner geringen Verwunderung iſt auch das Stuͤcklein von einem Pfeil zu ſehen, (einige ſchreiben, es ſey ohn- gefaͤhr fuͤnffte halb Finger breit,) mit welchem Eraſmus von Ritzenſtein, ein Obriſter, in einer Feld-Schlacht auf dem Haupt verwundet worden, und nachdem er dieſen gefaͤhrlichen Splitter gantzer 14. Jahr in ſeinem Haupt getragen, iſt er ihm endlich zum Gaumen heraus gefallen. Der Salvus Con- ductus Lutheri in Original, als er von Carol. V. nach Worms gefodert wur- de, und welcher von dem Kayſer mit eigner Hand unterſchrieben worden, wird hier gleichfals aufbehalten. Jn der Dom-Kirche wird die vortreffli- che Wallenrodiſche Bibliothec bewahret, welche man woͤchentlich zweymal beſuchen und beſehen kan. Cellar. Deſcr. Polon. p. 561. Berckenm. Antiq. pag. 852. L. Lauingen. EJne der ſchoͤnſten Staͤdte in Schwaben. Die Bibliothec daſelbſt wird gelobet. Seript. Acad. Wittenb. Tom. 3. Fol. 21. Beruͤhmt iſt dieſe Stadt auch, weil der Welt-kuͤndige Albertus Magnus darinn des Tages Licht am erſten erblicket. Sein 30jaͤhrig Meiſter-Stuͤck iſt bey curieuſen und gelehrten Kuͤnſtlern annoch unvergeſſen. Es beſtund in dem Bildniß ei- nes Menſchen, andre ſetzen nur allein einen Menſchen-Kopff von Holtz verfer- tiget, und vermittelſt kuͤnſtlicher Gewichte und Raͤder alſo zubereitet, daß es die Zunge gar artlich regieren und deutlich reden koͤnnen. Als aber Thomas von Aquin des Alberti Diſcipul einsmals allein in der Kammer war, wo die- ſes Bild ſtunde, und ſolches unverſehens mit klarer Stimm zu reden anfing, erſchrack er ſo ſehr daruͤber, daß er mit dem Stecken, welchen er zum Ungluͤck in der Hand hatte, darnach zugeſchlagen, und alſo dieſes inventieuſe und miraculeuſe Meiſter-und Kunſt-Stuͤck von 30jaͤhriger Arbeit in einer fa- talen Minute zerbrochen. Limb. R. B. pag. 881. Leipzig.

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/316>, abgerufen am 26.11.2024.