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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
tzet man den Verlust auf 200000. Livres. Wer mehr von den Parisischen
Bibliothequen zu wissen begehret, der lese Danielis Maichelii introduction. ad
Histor. Literar. de praecip. Biblioth. Parisiens.
&c.
(*) Von den Frantzösischen
Bibliothequen wenden wir uns nach den Jtalienischen, und zwar zuerst
nach

Padua,

Daselbst ist in dem Kloster bey der Kirchen S. Justinae eine gute Biblio-
thec
zu sehen. Lassel in seiner Jtal. Reis. Beschr. p. 584. Eben derselbe
gedencket noch einer andern stattlichen Bibliothec in dem Pallast des Ca-
pitain Grande.
Die Universität allhier hat Kayser Frideric. I. aufrichten
lassen, und obwol die Venetianer eine grosse Anzahl Professores daselbst un-
terhalten, so finden sich dennoch wenige Studenten allda, indem sie ein-
ander schier täglich in den Haaren liegen, und muß man nach der Sonnen
Untergang mit grossen Furchten ausgehen. Das Collegium, Albo genannt,
hat ein 6faches Theatrum Anatomicum, deßgleichen ist zwischen der Mi-
norit
en und Justinae Kirchen ein rarer Kräuter-Garten, daß also diejenige,
welche Medicinam studiren wollen, hier gute Gelegenheit finden. Der
vortrefflichen Bibliothec des Gymnasii Patavini gedencket T. Spitzel. in sei-
ner Dissert. de Biblioth. So sind auch ausser der Biblioth. S. Justinae berühmt
die Biblioth. S. Augustini, worinnen der bekandte Albertus Magnus studiret; die
Bibl. in dem Kloster S. Antonii; in dem Kloster S. Francisci; in dem Kloster S. Ur-
sulae
,
ausserhalb der Stadt, RR. Patrum Ordinis Eremitarum; in dem Klo-
ster D. Mariae Bataleae: Divae Mariae Montis Ortoni: RR. Clericorum Regu-

larium,
(*) Gleich, da dieses unter der Presse erhält man aus denen Nürnber-
ger Zeitungen folgende Nachricht, so aus Paris 1727. d. 14. Mart.
geschrieben wurde, dieses Jnnhalts: Der König hat ein in 20. Kä-
sten oder Schub-Läden bestehendes Cabinet erkauffet, worinnen alle
Bildnisse derer Götzen, die von den alten und heutigen Heiden ange-
betet worden, zu sehen sind; sie sind von allerhand Gattungen Metall
verfertiget. Es soll dieses Cabinet viel Millionen werth, aber von
dem Verkäuffer aus Noth um 4800000. Livres verkaufft worden
seyn. Der König bezahlet daran monatlich 5000. Livres, und ist
das Inventarium von diesem Cabinet, so in einem gantzen Buche in
Folio
bestehet, in des Königs Bibliothec zu sehen, und wird von allen
Kennern und Liebhabern der Antiquitäten dieses Cabinet für eines
der curiösesten Stücken von Europa gehalten.
S s 3

III. Theil von Bibliothequen.
tzet man den Verluſt auf 200000. Livres. Wer mehr von den Pariſiſchen
Bibliothequen zu wiſſen begehret, der leſe Danielis Maichelii introduction. ad
Hiſtor. Literar. de præcip. Biblioth. Pariſienſ.
&c.
(*) Von den Frantzoͤſiſchen
Bibliothequen wenden wir uns nach den Jtalieniſchen, und zwar zuerſt
nach

Padua,

Daſelbſt iſt in dem Kloſter bey der Kirchen S. Juſtinæ eine gute Biblio-
thec
zu ſehen. Laſſel in ſeiner Jtal. Reiſ. Beſchr. p. 584. Eben derſelbe
gedencket noch einer andern ſtattlichen Bibliothec in dem Pallaſt des Ca-
pitain Grande.
Die Univerſität allhier hat Kayſer Frideric. I. aufrichten
laſſen, und obwol die Venetianer eine groſſe Anzahl Profeſſores daſelbſt un-
terhalten, ſo finden ſich dennoch wenige Studenten allda, indem ſie ein-
ander ſchier taͤglich in den Haaren liegen, und muß man nach der Sonnen
Untergang mit groſſen Furchten ausgehen. Das Collegium, Albo genannt,
hat ein 6faches Theatrum Anatomicum, deßgleichen iſt zwiſchen der Mi-
norit
en und Juſtinæ Kirchen ein rarer Kraͤuter-Garten, daß alſo diejenige,
welche Medicinam ſtudiren wollen, hier gute Gelegenheit finden. Der
vortrefflichen Bibliothec des Gymnaſii Patavini gedencket T. Spitzel. in ſei-
ner Diſſert. de Biblioth. So ſind auch auſſer der Biblioth. S. Juſtinæ beruͤhmt
die Biblioth. S. Auguſtini, worinnen der bekandte Albertus Magnus ſtudiret; die
Bibl. in dem Kloſter S. Antonii; in dem Kloſter S. Franciſci; in dem Kloſter S. Ur-
ſulæ
,
auſſerhalb der Stadt, RR. Patrum Ordinis Eremitarum; in dem Klo-
ſter D. Mariæ Bataleæ: Divæ Mariæ Montis Ortoni: RR. Clericorum Regu-

larium,
(*) Gleich, da dieſes unter der Preſſe erhaͤlt man aus denen Nuͤrnber-
ger Zeitungen folgende Nachricht, ſo aus Paris 1727. d. 14. Mart.
geſchrieben wurde, dieſes Jnnhalts: Der Koͤnig hat ein in 20. Kaͤ-
ſten oder Schub-Laͤden beſtehendes Cabinet erkauffet, worinnen alle
Bildniſſe derer Goͤtzen, die von den alten und heutigen Heiden ange-
betet worden, zu ſehen ſind; ſie ſind von allerhand Gattungen Metall
verfertiget. Es ſoll dieſes Cabinet viel Millionen werth, aber von
dem Verkaͤuffer aus Noth um 4800000. Livres verkaufft worden
ſeyn. Der Koͤnig bezahlet daran monatlich 5000. Livres, und iſt
das Inventarium von dieſem Cabinet, ſo in einem gantzen Buche in
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beſtehet, in des Koͤnigs Bibliothec zu ſehen, und wird von allen
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[325/0353] III. Theil von Bibliothequen. tzet man den Verluſt auf 200000. Livres. Wer mehr von den Pariſiſchen Bibliothequen zu wiſſen begehret, der leſe Danielis Maichelii introduction. ad Hiſtor. Literar. de præcip. Biblioth. Pariſienſ. &c. (*) Von den Frantzoͤſiſchen Bibliothequen wenden wir uns nach den Jtalieniſchen, und zwar zuerſt nach Padua, Daſelbſt iſt in dem Kloſter bey der Kirchen S. Juſtinæ eine gute Biblio- thec zu ſehen. Laſſel in ſeiner Jtal. Reiſ. Beſchr. p. 584. Eben derſelbe gedencket noch einer andern ſtattlichen Bibliothec in dem Pallaſt des Ca- pitain Grande. Die Univerſität allhier hat Kayſer Frideric. I. aufrichten laſſen, und obwol die Venetianer eine groſſe Anzahl Profeſſores daſelbſt un- terhalten, ſo finden ſich dennoch wenige Studenten allda, indem ſie ein- ander ſchier taͤglich in den Haaren liegen, und muß man nach der Sonnen Untergang mit groſſen Furchten ausgehen. Das Collegium, Albo genannt, hat ein 6faches Theatrum Anatomicum, deßgleichen iſt zwiſchen der Mi- noriten und Juſtinæ Kirchen ein rarer Kraͤuter-Garten, daß alſo diejenige, welche Medicinam ſtudiren wollen, hier gute Gelegenheit finden. Der vortrefflichen Bibliothec des Gymnaſii Patavini gedencket T. Spitzel. in ſei- ner Diſſert. de Biblioth. So ſind auch auſſer der Biblioth. S. Juſtinæ beruͤhmt die Biblioth. S. Auguſtini, worinnen der bekandte Albertus Magnus ſtudiret; die Bibl. in dem Kloſter S. Antonii; in dem Kloſter S. Franciſci; in dem Kloſter S. Ur- ſulæ, auſſerhalb der Stadt, RR. Patrum Ordinis Eremitarum; in dem Klo- ſter D. Mariæ Bataleæ: Divæ Mariæ Montis Ortoni: RR. Clericorum Regu- larium, (*) Gleich, da dieſes unter der Preſſe erhaͤlt man aus denen Nuͤrnber- ger Zeitungen folgende Nachricht, ſo aus Paris 1727. d. 14. Mart. geſchrieben wurde, dieſes Jnnhalts: Der Koͤnig hat ein in 20. Kaͤ- ſten oder Schub-Laͤden beſtehendes Cabinet erkauffet, worinnen alle Bildniſſe derer Goͤtzen, die von den alten und heutigen Heiden ange- betet worden, zu ſehen ſind; ſie ſind von allerhand Gattungen Metall verfertiget. Es ſoll dieſes Cabinet viel Millionen werth, aber von dem Verkaͤuffer aus Noth um 4800000. Livres verkaufft worden ſeyn. Der Koͤnig bezahlet daran monatlich 5000. Livres, und iſt das Inventarium von dieſem Cabinet, ſo in einem gantzen Buche in Folio beſtehet, in des Koͤnigs Bibliothec zu ſehen, und wird von allen Kennern und Liebhabern der Antiquitäten dieſes Cabinet fuͤr eines der curiöſeſten Stuͤcken von Europa gehalten. S s 3

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/353>, abgerufen am 22.11.2024.