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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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III. Theil von Bibliothequen.
als derselben allergnädigsten Protectorin und Beschützerin in einem Pane-
gyrico
erhoben worden, welche Lob-Rede ehestens durch öffentlichen Druck
wird bekandt gemacht werden. Solchem publiquen Actui haben Jhro
Königl. Hoheit der Hertzog von Holstein in hoher Person samt Dero
Ministern und gantzem Hofe, wie ingleichen der hohe Senat, der heilige
Synodus, die meisten ausländische Ministres, und viele andere Personen von
Distinction beygewohnet. Der Hr. Professor Büllfinger hielte die Rede,
und handelte von den Absichten, Pflicht und Nutzen einer Academie
derer Wissenschafften, da er die Gelegenheit genommen, das Lob des
Fundatoris und der Protectricin, ihrer allergnädigsten Czaarin, auf eine
sinnreiche Art einzurücken. Nachdem erörterte er die Quaestion: Ob
man in der
Theoria Magnetica bereits genugsame Observationes gemacht,
um das beruffene
Problema de Longitudine solviren zu können: Das Au-
ditorium
hat ein sonderbares Vergnügen darüber bezeuget; und nachdem
dieser Actus, welcher von 9. bis 11. Uhr des Morgens gewähret, geendiget
worden, wurde das gantze Corpus Mittags bey Seiner Königlichen Ho-
heit tractiret. Nach den Feyertagen werden die Lectiones publicae ange-
hen, die Auditoria eröffnet, und die privat-Conferenzen, so wie vorhin,
zweymal die Woche gehalten werden. Jederman redet von diesem Eta-
blissement,
und weil Jhro Majestät, die anitzo regierende Czaarin, dassel-
be täglich mit neuer Gnade überschüttet, und die Grossen des Reichs so viele
Affection darüber bezeugen, so zweifelt niemand, daß alles werde einen gu-
ten Succeß haben. Ein mehreres hiervon kan folgender Extract aus ei-
nem Briefe, den ein neu angekommener Professor ausgefertiget, und der in
den Holsteinischen Gazetten befindlich ist, besagen: Bey meiner Ankunfft
nach S. Petersburg, schreibt er, habe mir fast bedüncken lassen, als ob ich
in eine andere Welt gekommen wäre; die Magnificenz dieses Orts ist viel
grösser, als daß es glaublich seyn kan, daß er in so kurtzer Zeit sey angebauet
worden. Die Academie ist zwar noch nicht zum Stande: Aber es ist
mehr denn ein Fürstlicher Pallast. Die Raritäten-Kammer, Bibliothec
und das Theatrum Anatomicum, samt den Auditoriis, nehmen eine Rei-
he längst dem Revier ein. Hinter demselben sind unsere Wohnungen an-
gelegt, davon eine iede mehr denn eine Familie beherbergen könte. Jndes-
sen aber, daß dieses prächtige Gebäue aufgerichtet wird, leben wir noch zer-
streuet, die Unverheyratheten auf der also genannten Academie, wir Ver-
heyratheten aber ungemein weit davon, bey der itzigen Bibliothec. Jch ha-
be den Pallast des General Maschuffs einbekommen, und Herr de l' Isle
wohnt auf der einen Seite, ich auf der andern. Für Stube, Beschläge,

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T t 2

III. Theil von Bibliothequen.
als derſelben allergnaͤdigſten Protectorin und Beſchuͤtzerin in einem Pane-
gyrico
erhoben worden, welche Lob-Rede eheſtens durch oͤffentlichen Druck
wird bekandt gemacht werden. Solchem publiquen Actui haben Jhro
Koͤnigl. Hoheit der Hertzog von Holſtein in hoher Perſon ſamt Dero
Miniſtern und gantzem Hofe, wie ingleichen der hohe Senat, der heilige
Synodus, die meiſten auslaͤndiſche Miniſtres, und viele andere Perſonen von
Diſtinction beygewohnet. Der Hr. Profeſſor Büllfinger hielte die Rede,
und handelte von den Abſichten, Pflicht und Nutzen einer Academie
derer Wiſſenſchafften, da er die Gelegenheit genommen, das Lob des
Fundatoris und der Protectricin, ihrer allergnaͤdigſten Czaarin, auf eine
ſinnreiche Art einzuruͤcken. Nachdem eroͤrterte er die Quæſtion: Ob
man in der
Theoria Magnetica bereits genugſame Obſervationes gemacht,
um das beruffene
Problema de Longitudine ſolviren zu koͤnnen: Das Au-
ditorium
hat ein ſonderbares Vergnuͤgen daruͤber bezeuget; und nachdem
dieſer Actus, welcher von 9. bis 11. Uhr des Morgens gewaͤhret, geendiget
worden, wurde das gantze Corpus Mittags bey Seiner Koͤniglichen Ho-
heit tractiret. Nach den Feyertagen werden die Lectiones publicæ ange-
hen, die Auditoria eroͤffnet, und die privat-Conferenzen, ſo wie vorhin,
zweymal die Woche gehalten werden. Jederman redet von dieſem Eta-
bliſſement,
und weil Jhro Majeſtaͤt, die anitzo regierende Czaarin, daſſel-
be taͤglich mit neuer Gnade uͤberſchuͤttet, und die Groſſen des Reichs ſo viele
Affection daruͤber bezeugen, ſo zweifelt niemand, daß alles werde einen gu-
ten Succeß haben. Ein mehreres hiervon kan folgender Extract aus ei-
nem Briefe, den ein neu angekommener Profeſſor ausgefertiget, und der in
den Holſteiniſchen Gazetten befindlich iſt, beſagen: Bey meiner Ankunfft
nach S. Petersburg, ſchreibt er, habe mir faſt beduͤncken laſſen, als ob ich
in eine andere Welt gekommen waͤre; die Magnificenz dieſes Orts iſt viel
groͤſſer, als daß es glaublich ſeyn kan, daß er in ſo kurtzer Zeit ſey angebauet
worden. Die Academie iſt zwar noch nicht zum Stande: Aber es iſt
mehr denn ein Fuͤrſtlicher Pallaſt. Die Raritaͤten-Kammer, Bibliothec
und das Theatrum Anatomicum, ſamt den Auditoriis, nehmen eine Rei-
he laͤngſt dem Revier ein. Hinter demſelben ſind unſere Wohnungen an-
gelegt, davon eine iede mehr denn eine Familie beherbergen koͤnte. Jndeſ-
ſen aber, daß dieſes praͤchtige Gebaͤue aufgerichtet wird, leben wir noch zer-
ſtreuet, die Unverheyratheten auf der alſo genannten Academie, wir Ver-
heyratheten aber ungemein weit davon, bey der itzigen Bibliothec. Jch ha-
be den Pallaſt des General Maſchuffs einbekommen, und Herr de l’ Isle
wohnt auf der einen Seite, ich auf der andern. Fuͤr Stube, Beſchlaͤge,

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[331/0359] III. Theil von Bibliothequen. als derſelben allergnaͤdigſten Protectorin und Beſchuͤtzerin in einem Pane- gyrico erhoben worden, welche Lob-Rede eheſtens durch oͤffentlichen Druck wird bekandt gemacht werden. Solchem publiquen Actui haben Jhro Koͤnigl. Hoheit der Hertzog von Holſtein in hoher Perſon ſamt Dero Miniſtern und gantzem Hofe, wie ingleichen der hohe Senat, der heilige Synodus, die meiſten auslaͤndiſche Miniſtres, und viele andere Perſonen von Diſtinction beygewohnet. Der Hr. Profeſſor Büllfinger hielte die Rede, und handelte von den Abſichten, Pflicht und Nutzen einer Academie derer Wiſſenſchafften, da er die Gelegenheit genommen, das Lob des Fundatoris und der Protectricin, ihrer allergnaͤdigſten Czaarin, auf eine ſinnreiche Art einzuruͤcken. Nachdem eroͤrterte er die Quæſtion: Ob man in der Theoria Magnetica bereits genugſame Obſervationes gemacht, um das beruffene Problema de Longitudine ſolviren zu koͤnnen: Das Au- ditorium hat ein ſonderbares Vergnuͤgen daruͤber bezeuget; und nachdem dieſer Actus, welcher von 9. bis 11. Uhr des Morgens gewaͤhret, geendiget worden, wurde das gantze Corpus Mittags bey Seiner Koͤniglichen Ho- heit tractiret. Nach den Feyertagen werden die Lectiones publicæ ange- hen, die Auditoria eroͤffnet, und die privat-Conferenzen, ſo wie vorhin, zweymal die Woche gehalten werden. Jederman redet von dieſem Eta- bliſſement, und weil Jhro Majeſtaͤt, die anitzo regierende Czaarin, daſſel- be taͤglich mit neuer Gnade uͤberſchuͤttet, und die Groſſen des Reichs ſo viele Affection daruͤber bezeugen, ſo zweifelt niemand, daß alles werde einen gu- ten Succeß haben. Ein mehreres hiervon kan folgender Extract aus ei- nem Briefe, den ein neu angekommener Profeſſor ausgefertiget, und der in den Holſteiniſchen Gazetten befindlich iſt, beſagen: Bey meiner Ankunfft nach S. Petersburg, ſchreibt er, habe mir faſt beduͤncken laſſen, als ob ich in eine andere Welt gekommen waͤre; die Magnificenz dieſes Orts iſt viel groͤſſer, als daß es glaublich ſeyn kan, daß er in ſo kurtzer Zeit ſey angebauet worden. Die Academie iſt zwar noch nicht zum Stande: Aber es iſt mehr denn ein Fuͤrſtlicher Pallaſt. Die Raritaͤten-Kammer, Bibliothec und das Theatrum Anatomicum, ſamt den Auditoriis, nehmen eine Rei- he laͤngſt dem Revier ein. Hinter demſelben ſind unſere Wohnungen an- gelegt, davon eine iede mehr denn eine Familie beherbergen koͤnte. Jndeſ- ſen aber, daß dieſes praͤchtige Gebaͤue aufgerichtet wird, leben wir noch zer- ſtreuet, die Unverheyratheten auf der alſo genannten Academie, wir Ver- heyratheten aber ungemein weit davon, bey der itzigen Bibliothec. Jch ha- be den Pallaſt des General Maſchuffs einbekommen, und Herr de l’ Isle wohnt auf der einen Seite, ich auf der andern. Fuͤr Stube, Beſchlaͤge, Ti- T t 2

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/359>, abgerufen am 25.11.2024.