Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.von Museis insgemein. mene Raritäten-Kammern anzulegen; allein es liegt am Tage, wie schlechtund leblos solche Anlegungen getrieben werden, wenn nicht ein hertzlicher und eifriger Trieb zur Erlangung allerley rarer Dinge das beste thut. Wo aber die Begierde und auch Vermögen beyderseits groß, da gehets nach Wunsch her, und an dergleichen erwünschten Gelegenheiten muß es vor Zeiten bey unseren Vorfahren nicht gemangelt haben, in Ansehung derer herrlichen Stifftungen von dergleichen Raritäten-Kammern, unter welchen sonderlich die Fürstliche Dreßdnische, welche ihr Alterthum von Anno 1560. her rechnen kan, ihr Haupt an Vollkommenheit über viele andere empor geho- ben. Deßgleichen haben die Ertz-Hertzoge von Oesterreich auf ihrem Schloß zu Amras in Tyrol, wie nicht weniger Jhro Durchl. der Hertzog von Wolffenbüttel und andre hohe Häupter, Kayser, Könige und Für- sten, herrliche Musea schon vor Zeiten angelegt. Es haben auch einige Privati und dem Stande nach Unedle, am Ge- Man will auch denen Patribus Soc. Jesu oder Jesuiten sonderlich zu- Musea und Raritäten-Kammern zu haben, wiederhole ich noch mögen H h h 2
von Muſeis insgemein. mene Raritaͤten-Kammern anzulegen; allein es liegt am Tage, wie ſchlechtund leblos ſolche Anlegungen getrieben werden, wenn nicht ein hertzlicher und eifriger Trieb zur Erlangung allerley rarer Dinge das beſte thut. Wo aber die Begierde und auch Vermoͤgen beyderſeits groß, da gehets nach Wunſch her, und an deꝛgleichen erwuͤnſchten Gelegenheiten muß es vor Zeiten bey unſeren Vorfahren nicht gemangelt haben, in Anſehung derer herrlichen Stifftungen von dergleichen Raritaͤten-Kammern, unter welchen ſonderlich die Fuͤrſtliche Dreßdniſche, welche ihr Alterthum von Anno 1560. her rechnen kan, ihr Haupt an Vollkommenheit uͤber viele andere empor geho- ben. Deßgleichen haben die Ertz-Hertzoge von Oeſterreich auf ihrem Schloß zu Amras in Tyrol, wie nicht weniger Jhro Durchl. der Hertzog von Wolffenbuͤttel und andre hohe Haͤupter, Kayſer, Koͤnige und Fuͤr- ſten, herrliche Muſea ſchon vor Zeiten angelegt. Es haben auch einige Privati und dem Stande nach Unedle, am Ge- Man will auch denen Patribus Soc. Jeſu oder Jeſuiten ſonderlich zu- Muſea und Raritaͤten-Kammern zu haben, wiederhole ich noch moͤgen H h h 2
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von Muſeis insgemein.
mene Raritaͤten-Kammern anzulegen; allein es liegt am Tage, wie ſchlecht
und leblos ſolche Anlegungen getrieben werden, wenn nicht ein hertzlicher
und eifriger Trieb zur Erlangung allerley rarer Dinge das beſte thut. Wo
aber die Begierde und auch Vermoͤgen beyderſeits groß, da gehets nach
Wunſch her, und an deꝛgleichen erwuͤnſchten Gelegenheiten muß es vor Zeiten
bey unſeren Vorfahren nicht gemangelt haben, in Anſehung derer herrlichen
Stifftungen von dergleichen Raritaͤten-Kammern, unter welchen ſonderlich
die Fuͤrſtliche Dreßdniſche, welche ihr Alterthum von Anno 1560. her
rechnen kan, ihr Haupt an Vollkommenheit uͤber viele andere empor geho-
ben. Deßgleichen haben die Ertz-Hertzoge von Oeſterreich auf ihrem
Schloß zu Amras in Tyrol, wie nicht weniger Jhro Durchl. der Hertzog
von Wolffenbuͤttel und andre hohe Haͤupter, Kayſer, Koͤnige und Fuͤr-
ſten, herrliche Muſea ſchon vor Zeiten angelegt.
Es haben auch einige Privati und dem Stande nach Unedle, am Ge-
muͤthe aber manchen vornehmen von Adel uͤbertreffend, gewieſen, daß ihr
groſſer Fleiß und unerſaͤttliche Begierde zu dergleichen Dingen den Raum
ihrer Raritaͤten-Behaͤltniſſe ſo groß und weitlaͤufftig gemacht, daß ſo
gar auch mancher groſſer Fuͤrſt ſich davon uͤberwogen geſehen. Ein ſolcher
curiöſer privat-Mann war der weiland beruͤhmte Herr Viatus zu Nuͤrn-
berg, von welchem Miſſon im I. Theil de ſes Voyages ſchreibet: II n’éſt pas
concevable, comment un ſeul homme & un Particulier, qui n’a pas les
moyens d’ un Prince ou d’ un fort grand Seigneur, peut avoir ramaßé
tant des choſes; car le nombre en eſt grand, & je penſe q’il y en a des qua-
tres coins du monde, pag. 65. Nicht weniger hat Hr. Winckelman zu
Ulm und der vortreffliche D. Georg. Hieronymus Velſchius zu Augſpurg und
viele dergleichen, die mir anitzo eben nicht beyfallen wollen, erwieſen, wie
ſolches ein privat-Mann in Sammlung dergleichen Raritaͤten zu brin-
gen geſchickt ſey.
Man will auch denen Patribus Soc. Jeſu oder Jeſuiten ſonderlich zu-
eignen, daß dieſe vor andern ſollen Gelegenheit haben, ſich auf ſchoͤne Muſea
legen zu koͤnnen, qua ratione iſt mir zwar eben nicht bewuſt, doch kan ſolches
vielleicht ſeyn wegen ihrer muͤßigen Zeit, die ihnen die ſchoͤnſte Gelegenheit
an Hand giebet, merckwuͤrdige Dinge darinnen auszurichten. Daß ſie
aber auch darzu als tuͤchtige Subjecta wohl geſchickt, ſolches hat der weiland
ruhmwuͤrdige P. Athanaſius Kircherus erwieſen, der unwiderſprechlich eines
der ſchoͤnſten Muſcorum in der Welt gehabt.
Muſea und Raritaͤten-Kammern zu haben, wiederhole ich noch
einmal, ſtehet allen curiöſen und philoſophiſchen Gemuͤthern wohl an, ſie
moͤgen
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