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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
ches Wesen bey jener allgemeinen Auferweckung aller Todten annehmen,
und sich aufs neue mit der Seele vereinigen. Solchen aber mangelt es an
der Wissenschafft der rechten Betrachtung der Natur eines Menschen, und
des Wercks seiner Schöpffung; dazu gedencken sie auch nicht an den, der
den ersten Menschen von einem gleichfals aus kleinem Staub oder Sand-
Theilchen bestehenden Chaos oder Erden-Kloß gantz neu erschaffen, inglei-
chen der ihm das Leben gegeben hat, und durch welches Krafft das Leben der
Menschen erhalten wird. Jst die natürliche Wissenschafft und Kunst bey
Menschen schon so hoch gestiegen, daß ein Chymicus, vermittelst einer gewis-
sen Zubereitung, aus dieser oder jener Blumen Asche in einem Glase, eine voll-
kommne natürliche Blume mit ihrer lebendigen Farbe und Positur wieder
hervor bringen kan; ja da mit einem Thiere oder Vogel ein gleiches kan pra-
ctici
ret werden; worüber weitläufftig Franckenaus Palingenesia und die so-
genannte entdeckte Grufft natürlicher Geheimnisse kan nachgelesen
werden: Wer wolte denn wohl den geringsten Zweifel oder Mistrauen zu
der Allmacht des allgewaltigen und majestätischen GOttes hegen, dem doch
die Unmöglichkeit selber zum Befehl stehet, wie der grosse König und Pro-
phet David im 33. seiner Psalmen behauptet: So er spricht, so geschie-
het es, so er gebeut, so stehets da.
Solte der GOtt, der aus nichts et-
was, ja das gantze grosse Welt-Gebäude einig und allein durch sein kräffti-
ges Wort erschaffen, nicht vermögend seyn, aus etwas, aus der zum wenig-
sten doch gewiß überbleibenden Asche, das vorige Behältniß der Seelen,
doch in einem viel verklärtern Stande wieder hervor zu bringen? "Ferner"
weil Leib und Seel unzertrennlich vermischet, einen vollkommenen Men-"
schen machen, so muß ja der gantze Mensch, das ist die Seele, unsterblich"
seyn, und der Leib durch das Geheimniß der Auferstehung auch ewig leben."
Denn das Werck der Schöpffung der Menschen kan nicht zulassen, daß eines"
ohne das andre, die endliche Seligkeit, dazu er geschaffen, geniesse, und der"
halbe Mensch, nur ein Theil die Seligkeit erlange; derohalben muß der"
Leib zu seiner Zeit wieder auferstehen, und mit der Seelen zusammen gefügt,"
in gleicher Gestalt ewig leben. Denn da GOTT mit dem Werck der"
Schöpffung umging, sprach er: Laßt uns Menschen machen, ein Bild,"
das uns gleich sey:
Mit welchen Worten er nicht allein das eine Theil"
des Menschen, sondern einen solchen Menschen, der aus Leib und Seel ge-"
macht ist, hat anzeigen wollen. Denn diese beyde zusammen gefüget, ma-"
chen einen vollkömmlichen Menschen, und wenn sie von einander gesondert"
werden, so stirbt der Mensch. Darum gibts die Vernunfft, daß beyde"
Theile, nemlich der nachmals auferweckte und wiederum neu-formirte Leib"

mit
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von Muſeis insgemein.
ches Weſen bey jener allgemeinen Auferweckung aller Todten annehmen,
und ſich aufs neue mit der Seele vereinigen. Solchen aber mangelt es an
der Wiſſenſchafft der rechten Betrachtung der Natur eines Menſchen, und
des Wercks ſeiner Schoͤpffung; dazu gedencken ſie auch nicht an den, der
den erſten Menſchen von einem gleichfals aus kleinem Staub oder Sand-
Theilchen beſtehenden Chaos oder Erden-Kloß gantz neu erſchaffen, inglei-
chen der ihm das Leben gegeben hat, und durch welches Krafft das Leben der
Menſchen erhalten wird. Jſt die natuͤrliche Wiſſenſchafft und Kunſt bey
Menſchen ſchon ſo hoch geſtiegen, daß ein Chymicus, vermittelſt einer gewiſ-
ſen Zubereitung, aus dieſer oder jener Blumen Aſche in einem Glaſe, eine voll-
kommne natuͤrliche Blume mit ihrer lebendigen Farbe und Poſitur wieder
hervor bringen kan; ja da mit einem Thiere oder Vogel ein gleiches kan pra-
ctici
ret werden; woruͤber weitlaͤufftig Franckenaus Palingeneſia und die ſo-
genannte entdeckte Grufft natuͤrlicher Geheimniſſe kan nachgeleſen
werden: Wer wolte denn wohl den geringſten Zweifel oder Mistrauen zu
der Allmacht des allgewaltigen und majeſtaͤtiſchen GOttes hegen, dem doch
die Unmoͤglichkeit ſelber zum Befehl ſtehet, wie der groſſe Koͤnig und Pro-
phet David im 33. ſeiner Pſalmen behauptet: So er ſpricht, ſo geſchie-
het es, ſo er gebeut, ſo ſtehets da.
Solte der GOtt, der aus nichts et-
was, ja das gantze groſſe Welt-Gebaͤude einig und allein durch ſein kraͤffti-
ges Wort erſchaffen, nicht vermoͤgend ſeyn, aus etwas, aus der zum wenig-
ſten doch gewiß uͤberbleibenden Aſche, das vorige Behaͤltniß der Seelen,
doch in einem viel verklaͤrtern Stande wieder hervor zu bringen? „Ferner„
weil Leib und Seel unzertrennlich vermiſchet, einen vollkommenen Men-„
ſchen machen, ſo muß ja der gantze Menſch, das iſt die Seele, unſterblich„
ſeyn, und der Leib durch das Geheimniß der Auferſtehung auch ewig leben.„
Denn das Werck der Schoͤpffung der Menſchen kan nicht zulaſſen, daß eines„
ohne das andre, die endliche Seligkeit, dazu er geſchaffen, genieſſe, und der„
halbe Menſch, nur ein Theil die Seligkeit erlange; derohalben muß der„
Leib zu ſeiner Zeit wieder auferſtehen, und mit der Seelen zuſammen gefuͤgt,„
in gleicher Geſtalt ewig leben. Denn da GOTT mit dem Werck der„
Schoͤpffung umging, ſprach er: Laßt uns Menſchen machen, ein Bild,„
das uns gleich ſey:
Mit welchen Worten er nicht allein das eine Theil„
des Menſchen, ſondern einen ſolchen Menſchen, der aus Leib und Seel ge-„
macht iſt, hat anzeigen wollen. Denn dieſe beyde zuſammen gefuͤget, ma-„
chen einen vollkoͤmmlichen Menſchen, und wenn ſie von einander geſondert„
werden, ſo ſtirbt der Menſch. Darum gibts die Vernunfft, daß beyde„
Theile, nemlich der nachmals auferweckte und wiederum neu-formirte Leib„

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[433/0461] von Muſeis insgemein. ches Weſen bey jener allgemeinen Auferweckung aller Todten annehmen, und ſich aufs neue mit der Seele vereinigen. Solchen aber mangelt es an der Wiſſenſchafft der rechten Betrachtung der Natur eines Menſchen, und des Wercks ſeiner Schoͤpffung; dazu gedencken ſie auch nicht an den, der den erſten Menſchen von einem gleichfals aus kleinem Staub oder Sand- Theilchen beſtehenden Chaos oder Erden-Kloß gantz neu erſchaffen, inglei- chen der ihm das Leben gegeben hat, und durch welches Krafft das Leben der Menſchen erhalten wird. Jſt die natuͤrliche Wiſſenſchafft und Kunſt bey Menſchen ſchon ſo hoch geſtiegen, daß ein Chymicus, vermittelſt einer gewiſ- ſen Zubereitung, aus dieſer oder jener Blumen Aſche in einem Glaſe, eine voll- kommne natuͤrliche Blume mit ihrer lebendigen Farbe und Poſitur wieder hervor bringen kan; ja da mit einem Thiere oder Vogel ein gleiches kan pra- cticiret werden; woruͤber weitlaͤufftig Franckenaus Palingeneſia und die ſo- genannte entdeckte Grufft natuͤrlicher Geheimniſſe kan nachgeleſen werden: Wer wolte denn wohl den geringſten Zweifel oder Mistrauen zu der Allmacht des allgewaltigen und majeſtaͤtiſchen GOttes hegen, dem doch die Unmoͤglichkeit ſelber zum Befehl ſtehet, wie der groſſe Koͤnig und Pro- phet David im 33. ſeiner Pſalmen behauptet: So er ſpricht, ſo geſchie- het es, ſo er gebeut, ſo ſtehets da. Solte der GOtt, der aus nichts et- was, ja das gantze groſſe Welt-Gebaͤude einig und allein durch ſein kraͤffti- ges Wort erſchaffen, nicht vermoͤgend ſeyn, aus etwas, aus der zum wenig- ſten doch gewiß uͤberbleibenden Aſche, das vorige Behaͤltniß der Seelen, doch in einem viel verklaͤrtern Stande wieder hervor zu bringen? „Ferner„ weil Leib und Seel unzertrennlich vermiſchet, einen vollkommenen Men-„ ſchen machen, ſo muß ja der gantze Menſch, das iſt die Seele, unſterblich„ ſeyn, und der Leib durch das Geheimniß der Auferſtehung auch ewig leben.„ Denn das Werck der Schoͤpffung der Menſchen kan nicht zulaſſen, daß eines„ ohne das andre, die endliche Seligkeit, dazu er geſchaffen, genieſſe, und der„ halbe Menſch, nur ein Theil die Seligkeit erlange; derohalben muß der„ Leib zu ſeiner Zeit wieder auferſtehen, und mit der Seelen zuſammen gefuͤgt,„ in gleicher Geſtalt ewig leben. Denn da GOTT mit dem Werck der„ Schoͤpffung umging, ſprach er: Laßt uns Menſchen machen, ein Bild,„ das uns gleich ſey: Mit welchen Worten er nicht allein das eine Theil„ des Menſchen, ſondern einen ſolchen Menſchen, der aus Leib und Seel ge-„ macht iſt, hat anzeigen wollen. Denn dieſe beyde zuſammen gefuͤget, ma-„ chen einen vollkoͤmmlichen Menſchen, und wenn ſie von einander geſondert„ werden, ſo ſtirbt der Menſch. Darum gibts die Vernunfft, daß beyde„ Theile, nemlich der nachmals auferweckte und wiederum neu-formirte Leib„ mit J i i

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/461>, abgerufen am 22.11.2024.