"mit der Seele dermaleins an jenem Tage aufs neue zur Ewigkeit wieder "verbunden wird, und beyde vereiniget das bestimmte Ziel erlangen müssen, "entweder die Seligkeit, so sie fromm gelebt, oder die Verdammniß, so sie "böse gewesen.
Die andre herrliche Eigenschafft, welche ein Mensch vor allen andern von GOtt erschaffenen Creaturen besonders hat, ist die Anima rationalis oder Begabung mit einer vernünfftigen Seele, woran der Höchste selbst sein fonderlich Wohlgefallen bezeiget, welches aus diesen Worten der heiligen Schrifft abzunehmen: Denn als GOtt der HErr gemacht hatte von der Erden allerley Thiere auf dem Felde, und allerley Vögel unter dem Himmel, brachte er sie zu dem Menschen, daß er sehe, wie er sie nennete, denn wie der Mensch allerley lebendige Thiere nennen würde, so solten sie heissen. Und der Mensch gab einem ieglichen Vieh, und Vögel unter dem Himmel, und Thier auf dem Felde, sei- nen Namen etc.Genes. Cap. 2. v. 19. 20. Hier sehen wir die erste Pro- be, welche GOtt von seinem neu erschaffenen Ebenbild genommen, die theils mit einer Anzeigung grosser Liebe, theils auch mit einer sonderlichen Hoch- achtung zu dem Menschen verknüpfft gewesen, indem ja der allweise Schöpf- fer, der das Geschöpffe selber auf das wunderbarste hervor gebracht, auch am allergeschicktesten dazu war, seiner Hände Wercke einen mit ihrer Na- tur überein kommenden Namen beyzulegen; aber nein: Das unbegreiffli- che Wohlgefallen der Gottheit an der Menschheit wolte solches ihrem neuen Ebenbild auftragen, denn wie der Mensch allerley lebendige Thiere nennen würde, so solten sie heissen. Zu dem Ende stellet GOtt Adam, der nach der Hebräischen Sprache ein Mensch heisset, vor allen Creaturen dar. Alles Vieh, wodurch die heilige Schrifft zahmes Vieh, und alle Thie- re, durch welchen sie die wilden Thiere will verstanden haben, musten mit al- len Vögeln vor dem Menschen, als ihrem Haupt und Herrscher, erscheinen, GOtt selber brachte sie zu ihm, daß er sehe, wie er sie nennete. Man stel- le sich nun einmal vor das herrliche Ingenium und fast unbegreiffliche Ju- dicium des neu-erschaffenen Göttlichen Ebenbildes, ich meyne des Men- schen vor dem betrübten Sünden-Fall: Man erwäge die tausend und über tausend, ja fast unzählige Zahl aller Creaturen, denen allhier der Mensch ei- nem ieden besonders nach seiner Art und Eigenschafft Namen beygelegt. Der Allwissenheit des Höchsten war das Vermögen des Menschen zu diesem wichtigen Werck schon vorher bekandt, derohalben war es im Göttlichen Rathschluß beschlossen, daß es bey dem Ausspruche desselben verbleiben solte, und wie der Mensch solche nennen würde, also solten sie hinfüro heissen.
Adam
IV. Theil Anmerckungen.
„mit der Seele dermaleins an jenem Tage aufs neue zur Ewigkeit wieder „verbunden wird, und beyde vereiniget das beſtimmte Ziel erlangen muͤſſen, „entweder die Seligkeit, ſo ſie fromm gelebt, oder die Verdammniß, ſo ſie „boͤſe geweſen.
Die andre herrliche Eigenſchafft, welche ein Menſch vor allen andern von GOtt erſchaffenen Creaturen beſonders hat, iſt die Anima rationalis oder Begabung mit einer vernuͤnfftigen Seele, woran der Hoͤchſte ſelbſt ſein fonderlich Wohlgefallen bezeiget, welches aus dieſen Worten der heiligen Schrifft abzunehmen: Denn als GOtt der HErr gemacht hatte von der Erden allerley Thiere auf dem Felde, und allerley Voͤgel unter dem Himmel, brachte er ſie zu dem Menſchen, daß er ſehe, wie er ſie nennete, denn wie der Menſch allerley lebendige Thiere nennen wuͤrde, ſo ſolten ſie heiſſen. Und der Menſch gab einem ieglichen Vieh, und Voͤgel unter dem Himmel, und Thier auf dem Felde, ſei- nen Namen ꝛc.Geneſ. Cap. 2. v. 19. 20. Hier ſehen wir die erſte Pro- be, welche GOtt von ſeinem neu erſchaffenen Ebenbild genommen, die theils mit einer Anzeigung groſſer Liebe, theils auch mit einer ſonderlichen Hoch- achtung zu dem Menſchen verknuͤpfft geweſen, indem ja der allweiſe Schoͤpf- fer, der das Geſchoͤpffe ſelber auf das wunderbarſte hervor gebracht, auch am allergeſchickteſten dazu war, ſeiner Haͤnde Wercke einen mit ihrer Na- tur uͤberein kommenden Namen beyzulegen; aber nein: Das unbegreiffli- che Wohlgefallen der Gottheit an der Menſchheit wolte ſolches ihrem neuen Ebenbild auftragen, denn wie der Menſch allerley lebendige Thiere nennen wuͤrde, ſo ſolten ſie heiſſen. Zu dem Ende ſtellet GOtt Adam, der nach der Hebraͤiſchen Sprache ein Menſch heiſſet, vor allen Creaturen dar. Alles Vieh, wodurch die heilige Schrifft zahmes Vieh, und alle Thie- re, durch welchen ſie die wilden Thiere will verſtanden haben, muſten mit al- len Voͤgeln vor dem Menſchen, als ihrem Haupt und Herrſcher, erſcheinen, GOtt ſelber brachte ſie zu ihm, daß er ſehe, wie er ſie nennete. Man ſtel- le ſich nun einmal vor das herrliche Ingenium und faſt unbegreiffliche Ju- dicium des neu-erſchaffenen Goͤttlichen Ebenbildes, ich meyne des Men- ſchen vor dem betruͤbten Suͤnden-Fall: Man erwaͤge die tauſend und uͤber tauſend, ja faſt unzaͤhlige Zahl aller Creaturen, denen allhier der Menſch ei- nem ieden beſonders nach ſeiner Art und Eigenſchafft Namen beygelegt. Der Allwiſſenheit des Hoͤchſten war das Vermoͤgen des Menſchen zu dieſem wichtigen Werck ſchon vorher bekandt, derohalben war es im Goͤttlichen Rathſchluß beſchloſſen, daß es bey dem Ausſpruche deſſelben verbleiben ſolte, und wie der Menſch ſolche nennen wuͤrde, alſo ſolten ſie hinfuͤro heiſſen.
Adam
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IV. Theil Anmerckungen.
„mit der Seele dermaleins an jenem Tage aufs neue zur Ewigkeit wieder
„verbunden wird, und beyde vereiniget das beſtimmte Ziel erlangen muͤſſen,
„entweder die Seligkeit, ſo ſie fromm gelebt, oder die Verdammniß, ſo ſie
„boͤſe geweſen.
Die andre herrliche Eigenſchafft, welche ein Menſch vor allen andern
von GOtt erſchaffenen Creaturen beſonders hat, iſt die Anima rationalis oder
Begabung mit einer vernuͤnfftigen Seele, woran der Hoͤchſte ſelbſt ſein
fonderlich Wohlgefallen bezeiget, welches aus dieſen Worten der heiligen
Schrifft abzunehmen: Denn als GOtt der HErr gemacht hatte von
der Erden allerley Thiere auf dem Felde, und allerley Voͤgel unter
dem Himmel, brachte er ſie zu dem Menſchen, daß er ſehe, wie er ſie
nennete, denn wie der Menſch allerley lebendige Thiere nennen
wuͤrde, ſo ſolten ſie heiſſen. Und der Menſch gab einem ieglichen
Vieh, und Voͤgel unter dem Himmel, und Thier auf dem Felde, ſei-
nen Namen ꝛc. Geneſ. Cap. 2. v. 19. 20. Hier ſehen wir die erſte Pro-
be, welche GOtt von ſeinem neu erſchaffenen Ebenbild genommen, die theils
mit einer Anzeigung groſſer Liebe, theils auch mit einer ſonderlichen Hoch-
achtung zu dem Menſchen verknuͤpfft geweſen, indem ja der allweiſe Schoͤpf-
fer, der das Geſchoͤpffe ſelber auf das wunderbarſte hervor gebracht, auch
am allergeſchickteſten dazu war, ſeiner Haͤnde Wercke einen mit ihrer Na-
tur uͤberein kommenden Namen beyzulegen; aber nein: Das unbegreiffli-
che Wohlgefallen der Gottheit an der Menſchheit wolte ſolches ihrem neuen
Ebenbild auftragen, denn wie der Menſch allerley lebendige Thiere
nennen wuͤrde, ſo ſolten ſie heiſſen. Zu dem Ende ſtellet GOtt Adam,
der nach der Hebraͤiſchen Sprache ein Menſch heiſſet, vor allen Creaturen
dar. Alles Vieh, wodurch die heilige Schrifft zahmes Vieh, und alle Thie-
re, durch welchen ſie die wilden Thiere will verſtanden haben, muſten mit al-
len Voͤgeln vor dem Menſchen, als ihrem Haupt und Herrſcher, erſcheinen,
GOtt ſelber brachte ſie zu ihm, daß er ſehe, wie er ſie nennete. Man ſtel-
le ſich nun einmal vor das herrliche Ingenium und faſt unbegreiffliche Ju-
dicium des neu-erſchaffenen Goͤttlichen Ebenbildes, ich meyne des Men-
ſchen vor dem betruͤbten Suͤnden-Fall: Man erwaͤge die tauſend und uͤber
tauſend, ja faſt unzaͤhlige Zahl aller Creaturen, denen allhier der Menſch ei-
nem ieden beſonders nach ſeiner Art und Eigenſchafft Namen beygelegt. Der
Allwiſſenheit des Hoͤchſten war das Vermoͤgen des Menſchen zu dieſem
wichtigen Werck ſchon vorher bekandt, derohalben war es im Goͤttlichen
Rathſchluß beſchloſſen, daß es bey dem Ausſpruche deſſelben verbleiben ſolte,
und wie der Menſch ſolche nennen wuͤrde, alſo ſolten ſie hinfuͤro heiſſen.
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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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