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Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.

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von Museis insgemein.
1. Reg. IV. Nicht minder giebet der Vater dieses weisen Königes, der von
GOtt selbst belobte und beliebte David, in seinem 139. Ps. eine schöne Be-
trachtung der Natur und in verschiedenen andern weiß er nicht genugsam
zu preisen die herrlichen und grossen Wunder derselbigen. Jener Einsiedler,
Antonius genannt, der gleichfals in öde und wüste Oerter entwichen war, da-
mit er desto unverhinderlicher seine Observationes über allerley natürliche
Dinge machen könte, ward auf eine Zeit gefraget, warum er als ein grosser
Liebhaber der Natur- Kündigung, so wenig Bücher hätte? dem gab er zur
Antwort: Die natürliche Dinge der gantzen Welt, die ich anschaue, belu-
stigen nicht allein mein Gemüth, sondern geben auch solche schöne Lehren von
sich, daß ich nicht vieler Bücher bedarf. Und warlich dieser Philosophus
hat hierinn gar recht geredet; dann wann wir Menschen unsern Zustand recht
bedencken, so finden wir, daß unser allgemeine Vater im Himmel GOtt
der HErr zu unserm nöthigen Unterricht zur Seligkeit zwey Bücher giebet,
darinnen sollen wir täglich studiren, und dasjenige, was uns zum Unterricht
dienlich, daraus zu Nutzen machen: Das eine unter solchen ist ein geistli-
ches, nemlich die Bibel oder die heil. Schrifft, diese hat von dem Heil. Geist
die Krafft, daß sie einem ieglichen Menschen den Weg zur Seligkeit weisen
kan. Paulus, der auserwählte Rüst-Zeug GOttes, bekräfftiget solches im
2. Brief an den Tim. 3, 15. Weil du von Kind auf die heil. Schrifft
weissest, kan dich dieselbige unterweisen zur Seligkeit, durch
den Glauben an Christum Jesum etc.
Das andere ist das grosse Wun-
der-Buch die Welt, mit den zweyen grossen Blättern, nemlich Himmel
und Erde, darauf sind uns von GOtt allerley Creaturen vorgeschrieben,
daß wir darinnen practiciren und dadurch etwas grössers erkennen lernen
sollen, nemlich ihn den Schöpffer selbst, seine Majestät und Allmacht.
Vorgemeldter Apostel Paulus lobet auch dieses Welt-Buch, wann er sei-
nen Römern im 1. Cap. also prediget: Denn daß man weiß, daß
GOtt sey, ist ihnen offenbar, denn GOtt hat es ihnen offenbaret,
damit, daß GOttes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige
Krafft und Gottheit wird ersehen, so man das wahrnimmt an den
Wercken
(Creaturen,) nemlich an der Schöpffung der Welt, also,
daß sie keine Entschuldigung haben.
"Und es ist nicht ohne, (ich rede
mit dem Hrn. Oleario,) wenn man den schönen Wunder-Bau des Him-"
mels nicht nur mit leiblichen, sondern auch mit gesunden Vernunffts-Augen"
anschauen und betrachten will, hilff GOtt, was für Wunder werden uns"
da vorkommen! Die Sterne, die wir von uns etliche tausend Meilen er-"
höhet, als kleine Lichter erblicken, seynd ieglicher grösser als der Erdboden,"

worü-
J i i 3

von Muſeis insgemein.
1. Reg. IV. Nicht minder giebet der Vater dieſes weiſen Koͤniges, der von
GOtt ſelbſt belobte und beliebte David, in ſeinem 139. Pſ. eine ſchoͤne Be-
trachtung der Natur und in verſchiedenen andern weiß er nicht genugſam
zu preiſen die herrlichen und groſſen Wunder derſelbigen. Jener Einſiedler,
Antonius genannt, der gleichfals in oͤde und wuͤſte Oerter entwichen war, da-
mit er deſto unverhinderlicher ſeine Obſervationes uͤber allerley natuͤrliche
Dinge machen koͤnte, ward auf eine Zeit gefraget, warum er als ein groſſer
Liebhaber der Natur- Kuͤndigung, ſo wenig Buͤcher haͤtte? dem gab er zur
Antwort: Die natuͤrliche Dinge der gantzen Welt, die ich anſchaue, belu-
ſtigen nicht allein mein Gemuͤth, ſondern geben auch ſolche ſchoͤne Lehren von
ſich, daß ich nicht vieler Buͤcher bedarf. Und warlich dieſer Philoſophus
hat hierinn gar recht geredet; dann wann wir Menſchen unſern Zuſtand recht
bedencken, ſo finden wir, daß unſer allgemeine Vater im Himmel GOtt
der HErr zu unſerm noͤthigen Unterricht zur Seligkeit zwey Buͤcher giebet,
darinnen ſollen wir taͤglich ſtudiren, und dasjenige, was uns zum Unterricht
dienlich, daraus zu Nutzen machen: Das eine unter ſolchen iſt ein geiſtli-
ches, nemlich die Bibel oder die heil. Schrifft, dieſe hat von dem Heil. Geiſt
die Krafft, daß ſie einem ieglichen Menſchen den Weg zur Seligkeit weiſen
kan. Paulus, der auserwaͤhlte Ruͤſt-Zeug GOttes, bekraͤfftiget ſolches im
2. Brief an den Tim. 3, 15. Weil du von Kind auf die heil. Schrifft
weiſſeſt, kan dich dieſelbige unterweiſen zur Seligkeit, durch
den Glauben an Chriſtum Jeſum ꝛc.
Das andere iſt das groſſe Wun-
der-Buch die Welt, mit den zweyen groſſen Blaͤttern, nemlich Himmel
und Erde, darauf ſind uns von GOtt allerley Creaturen vorgeſchrieben,
daß wir darinnen practiciren und dadurch etwas groͤſſers erkennen lernen
ſollen, nemlich ihn den Schoͤpffer ſelbſt, ſeine Majeſtaͤt und Allmacht.
Vorgemeldter Apoſtel Paulus lobet auch dieſes Welt-Buch, wann er ſei-
nen Roͤmern im 1. Cap. alſo prediget: Denn daß man weiß, daß
GOtt ſey, iſt ihnen offenbar, denn GOtt hat es ihnen offenbaret,
damit, daß GOttes unſichtbares Weſen, das iſt, ſeine ewige
Krafft und Gottheit wird erſehen, ſo man das wahrnimmt an den
Wercken
(Creaturen,) nemlich an der Schoͤpffung der Welt, alſo,
daß ſie keine Entſchuldigung haben.
„Und es iſt nicht ohne, (ich rede
mit dem Hrn. Oleario,) wenn man den ſchoͤnen Wunder-Bau des Him-„
mels nicht nur mit leiblichen, ſondern auch mit geſunden Vernunffts-Augen„
anſchauen und betrachten will, hilff GOtt, was fuͤr Wunder werden uns„
da vorkommen! Die Sterne, die wir von uns etliche tauſend Meilen er-„
hoͤhet, als kleine Lichter erblicken, ſeynd ieglicher groͤſſer als der Erdboden,„

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[437/0465] von Muſeis insgemein. 1. Reg. IV. Nicht minder giebet der Vater dieſes weiſen Koͤniges, der von GOtt ſelbſt belobte und beliebte David, in ſeinem 139. Pſ. eine ſchoͤne Be- trachtung der Natur und in verſchiedenen andern weiß er nicht genugſam zu preiſen die herrlichen und groſſen Wunder derſelbigen. Jener Einſiedler, Antonius genannt, der gleichfals in oͤde und wuͤſte Oerter entwichen war, da- mit er deſto unverhinderlicher ſeine Obſervationes uͤber allerley natuͤrliche Dinge machen koͤnte, ward auf eine Zeit gefraget, warum er als ein groſſer Liebhaber der Natur- Kuͤndigung, ſo wenig Buͤcher haͤtte? dem gab er zur Antwort: Die natuͤrliche Dinge der gantzen Welt, die ich anſchaue, belu- ſtigen nicht allein mein Gemuͤth, ſondern geben auch ſolche ſchoͤne Lehren von ſich, daß ich nicht vieler Buͤcher bedarf. Und warlich dieſer Philoſophus hat hierinn gar recht geredet; dann wann wir Menſchen unſern Zuſtand recht bedencken, ſo finden wir, daß unſer allgemeine Vater im Himmel GOtt der HErr zu unſerm noͤthigen Unterricht zur Seligkeit zwey Buͤcher giebet, darinnen ſollen wir taͤglich ſtudiren, und dasjenige, was uns zum Unterricht dienlich, daraus zu Nutzen machen: Das eine unter ſolchen iſt ein geiſtli- ches, nemlich die Bibel oder die heil. Schrifft, dieſe hat von dem Heil. Geiſt die Krafft, daß ſie einem ieglichen Menſchen den Weg zur Seligkeit weiſen kan. Paulus, der auserwaͤhlte Ruͤſt-Zeug GOttes, bekraͤfftiget ſolches im 2. Brief an den Tim. 3, 15. Weil du von Kind auf die heil. Schrifft weiſſeſt, kan dich dieſelbige unterweiſen zur Seligkeit, durch den Glauben an Chriſtum Jeſum ꝛc. Das andere iſt das groſſe Wun- der-Buch die Welt, mit den zweyen groſſen Blaͤttern, nemlich Himmel und Erde, darauf ſind uns von GOtt allerley Creaturen vorgeſchrieben, daß wir darinnen practiciren und dadurch etwas groͤſſers erkennen lernen ſollen, nemlich ihn den Schoͤpffer ſelbſt, ſeine Majeſtaͤt und Allmacht. Vorgemeldter Apoſtel Paulus lobet auch dieſes Welt-Buch, wann er ſei- nen Roͤmern im 1. Cap. alſo prediget: Denn daß man weiß, daß GOtt ſey, iſt ihnen offenbar, denn GOtt hat es ihnen offenbaret, damit, daß GOttes unſichtbares Weſen, das iſt, ſeine ewige Krafft und Gottheit wird erſehen, ſo man das wahrnimmt an den Wercken (Creaturen,) nemlich an der Schoͤpffung der Welt, alſo, daß ſie keine Entſchuldigung haben. „Und es iſt nicht ohne, (ich rede mit dem Hrn. Oleario,) wenn man den ſchoͤnen Wunder-Bau des Him-„ mels nicht nur mit leiblichen, ſondern auch mit geſunden Vernunffts-Augen„ anſchauen und betrachten will, hilff GOtt, was fuͤr Wunder werden uns„ da vorkommen! Die Sterne, die wir von uns etliche tauſend Meilen er-„ hoͤhet, als kleine Lichter erblicken, ſeynd ieglicher groͤſſer als der Erdboden,„ woruͤ- J i i 3

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Zitationshilfe: Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neickel_museographia_1727/465>, abgerufen am 22.11.2024.