Neickel, Kaspar Friedrich [i. e. Jencquel, Kaspar Friedrich]; Kanold, Johann: Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum, oder Raritäten-Kammern. Leipzig u. a., 1727.Das V. Capitel. Curiosa mehr. Der medicinische Garten liegt beym Collegio Anatomi-co, darin sind allerley so in- als ausländische Blumen und Gewächse ge- pflantzet. Jm Repositorio stehen unterschiedliche höltzerne und irdene Ge- fässe voller fremder Gewächse. Das Lusthaus ist mit vielen Schilden der Candidaten gezieret, und an den Wänden siehet man allerley Pflantzen, Thiere und Insecta künstlich gemahlet. Des berühmten Professoris und Mathematici Weigelii inventiöses und seltsames Haus ist besehens-würdig, man findet keine Stiegen noch Treppen darin, sondern man muß sich, ver- mittelst eines Stuhls oder Sessels, von einem Stockwerck ins andre heben lassen; ingleichen kan man auch in diesem Hause die Sterne am Himmel bey hellem Mittage sehen. Curiöse können sich nach dem Jnhalt dieser Ver- se der übrigen Merckwürdigkeiten dieses Orts erkundigen: Am, Caput, Draco, Mons, Pons, Vulpecula Turris, Jnspruck. Jn dieser Stadt findet ein Curiöser wieder vielfältige Augen-Weide, Gemähl- von den Cedern vom Berge Libanon; ex Relatione eines gebohrnen Siebenbür- gers, der lange in Herrmanstadt studiret, und der Bibliothec bedient gewesen. Zu Hures Einem schönen Wallachischen Kloster, welches Fürst Constantin, so von den Türcken massacriret worden, bauen lassen, ist zu sehen 1) eine schöne Bibliothec mit vielen uralten MSctis in Griechischer, Sinesischer, Bulgarischer, Hebräischer, Thra- cischer, Wallachischer, Servischer, Rußischer oder Ruthenischer Sprache: Item die Bibel in 7. Sprachen, oder Biblia septaglotta, item die Bibel in puren Kupffer- Stichen Weigelii in fol. auf Regal-Papier. 2) Allerhand Curiosa, z. E. ein rares Bild Mariae Virg. welches S. Lucas soll verfertiget haben: Item 2. schöne sehr grosse Globi: Jm Sacrario templi ist zu sehen eine Capelle von purem Golde gemacht, und mit den schönsten Juwelen versetzt. Ex Relat. ejusdem. (d) Bey dem Hrn. Hof-Rath Struve findet man ein schönes Müntz-Cabinet, wie nicht weniger auch in der Academischen Bibliothec; so wie bey dem Hrn. Profess. Teichmeyer vielerley Curiosa. Das Wedelianische Müntz-Cabinet, woraus die Monatl. Unterr. 1692. p. 909. seq. etwas beybringen, ist vielleicht anitzo in den Händen dessen Hrn. Sohns in Jena. Was das Weigelianische Haus anbetrifft, so ist dasselbe nicht mehr in altem Stande, der Sessel ist weg, und dargegen eine Treppe angelegt. H
Das V. Capitel. Curioſa mehr. Der mediciniſche Garten liegt beym Collegio Anatomi-co, darin ſind allerley ſo in- als auslaͤndiſche Blumen und Gewaͤchſe ge- pflantzet. Jm Repoſitorio ſtehen unterſchiedliche hoͤltzerne und irdene Ge- faͤſſe voller fremder Gewaͤchſe. Das Luſthaus iſt mit vielen Schilden der Candidaten gezieret, und an den Waͤnden ſiehet man allerley Pflantzen, Thiere und Inſecta kuͤnſtlich gemahlet. Des beruͤhmten Profeſſoris und Mathematici Weigelii inventiöſes und ſeltſames Haus iſt beſehens-wuͤrdig, man findet keine Stiegen noch Treppen darin, ſondern man muß ſich, ver- mittelſt eines Stuhls oder Seſſels, von einem Stockwerck ins andre heben laſſen; ingleichen kan man auch in dieſem Hauſe die Sterne am Himmel bey hellem Mittage ſehen. Curiöſe koͤnnen ſich nach dem Jnhalt dieſer Ver- ſe der uͤbrigen Merckwuͤrdigkeiten dieſes Orts erkundigen: Am, Caput, Draco, Mons, Pons, Vulpecula Turris, Jnſpruck. Jn dieſer Stadt findet ein Curiöſer wieder vielfaͤltige Augen-Weide, Gemaͤhl- von den Cedern vom Berge Libanon; ex Relatione eines gebohrnen Siebenbuͤr- gers, der lange in Herrmanſtadt ſtudiret, und der Bibliothec bedient geweſen. Zu Hurés Einem ſchoͤnen Wallachiſchen Kloſter, welches Fuͤrſt Conſtantin, ſo von den Tuͤrcken maſſacriret worden, bauen laſſen, iſt zu ſehen 1) eine ſchoͤne Bibliothec mit vielen uralten MSctis in Griechiſcher, Sineſiſcher, Bulgariſcher, Hebraͤiſcher, Thra- ciſcher, Wallachiſcher, Serviſcher, Rußiſcher oder Rutheniſcher Sprache: Item die Bibel in 7. Sprachen, oder Biblia ſeptaglotta, item die Bibel in puren Kupffer- Stichen Weigelii in fol. auf Regal-Papier. 2) Allerhand Curioſa, z. E. ein rares Bild Mariæ Virg. welches S. Lucas ſoll verfertiget haben: Item 2. ſchoͤne ſehr groſſe Globi: Jm Sacrario templi iſt zu ſehen eine Capelle von purem Golde gemacht, und mit den ſchoͤnſten Juwelen verſetzt. Ex Relat. ejusdem. (d) Bey dem Hrn. Hof-Rath Struve findet man ein ſchoͤnes Muͤntz-Cabinet, wie nicht weniger auch in der Academiſchen Bibliothec; ſo wie bey dem Hrn. Profeſſ. Teichmeyer vielerley Curioſa. Das Wedelianiſche Muͤntz-Cabinet, woraus die Monatl. Unterr. 1692. p. 909. ſeq. etwas beybringen, iſt vielleicht anitzo in den Haͤnden deſſen Hrn. Sohns in Jena. Was das Weigelianiſche Haus anbetrifft, ſo iſt daſſelbe nicht mehr in altem Stande, der Seſſel iſt weg, und dargegen eine Treppe angelegt. H
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Das V. Capitel.
Curioſa mehr. Der mediciniſche Garten liegt beym Collegio Anatomi-
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pflantzet. Jm Repoſitorio ſtehen unterſchiedliche hoͤltzerne und irdene Ge-
faͤſſe voller fremder Gewaͤchſe. Das Luſthaus iſt mit vielen Schilden der
Candidaten gezieret, und an den Waͤnden ſiehet man allerley Pflantzen,
Thiere und Inſecta kuͤnſtlich gemahlet. Des beruͤhmten Profeſſoris und
Mathematici Weigelii inventiöſes und ſeltſames Haus iſt beſehens-wuͤrdig,
man findet keine Stiegen noch Treppen darin, ſondern man muß ſich, ver-
mittelſt eines Stuhls oder Seſſels, von einem Stockwerck ins andre heben
laſſen; ingleichen kan man auch in dieſem Hauſe die Sterne am Himmel
bey hellem Mittage ſehen. Curiöſe koͤnnen ſich nach dem Jnhalt dieſer Ver-
ſe der uͤbrigen Merckwuͤrdigkeiten dieſes Orts erkundigen:
Am, Caput, Draco, Mons, Pons, Vulpecula Turris,
Weigeliana domus, ſeptem miracula Jenæ. (d)
Jnſpruck.
Jn dieſer Stadt findet ein Curiöſer wieder vielfaͤltige Augen-Weide,
und unter denenſelben iſt vornemlich das Schloß wegen vieler Curioſitäten
und Antiquitäten zu beſehen; inſonderheit ſind darinnen zu bemercken 1) die
Ruhe-Luſt, mit dabey befindlichen 6. Gaͤrten: 2) Die Gallerie mit vielen
Gemaͤhl-
(c)
(d) Bey dem Hrn. Hof-Rath Struve findet man ein ſchoͤnes Muͤntz-Cabinet, wie
nicht weniger auch in der Academiſchen Bibliothec; ſo wie bey dem Hrn. Profeſſ.
Teichmeyer vielerley Curioſa. Das Wedelianiſche Muͤntz-Cabinet, woraus die
Monatl. Unterr. 1692. p. 909. ſeq. etwas beybringen, iſt vielleicht anitzo in den
Haͤnden deſſen Hrn. Sohns in Jena. Was das Weigelianiſche Haus anbetrifft,
ſo iſt daſſelbe nicht mehr in altem Stande, der Seſſel iſt weg, und dargegen eine
Treppe angelegt.
(c) von den Cedern vom Berge Libanon; ex Relatione eines gebohrnen Siebenbuͤr-
gers, der lange in Herrmanſtadt ſtudiret, und der Bibliothec bedient geweſen. Zu
Hurés
Einem ſchoͤnen Wallachiſchen Kloſter, welches Fuͤrſt Conſtantin, ſo von den
Tuͤrcken maſſacriret worden, bauen laſſen, iſt zu ſehen 1) eine ſchoͤne Bibliothec mit
vielen uralten MSctis in Griechiſcher, Sineſiſcher, Bulgariſcher, Hebraͤiſcher, Thra-
ciſcher, Wallachiſcher, Serviſcher, Rußiſcher oder Rutheniſcher Sprache: Item
die Bibel in 7. Sprachen, oder Biblia ſeptaglotta, item die Bibel in puren Kupffer-
Stichen Weigelii in fol. auf Regal-Papier. 2) Allerhand Curioſa, z. E. ein rares
Bild Mariæ Virg. welches S. Lucas ſoll verfertiget haben: Item 2. ſchoͤne ſehr groſſe
Globi: Jm Sacrario templi iſt zu ſehen eine Capelle von purem Golde gemacht, und
mit den ſchoͤnſten Juwelen verſetzt. Ex Relat. ejusdem.
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