Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
vier Meilen von Schettwien abliegend/ biß wir auf den Abend
9. nach Langwang kommen/ da wir auch übernachtet.

Langwang gehört dem Herrn von Schöfftenberg: das
Schloß ligt in der Höhe zur lincken Hand gar lustig. An diesem
Orthe bin ich von einem Gutscher um einen gantz neuen gefüt-
terten Rock und Säbel betrogen worden/ dem ichs mit auf sei-
nen Wagen vertrauet/ weil er sich von Grätz genennet. Kurtz
vor dem Dorff Langwang ist er in einem Wäldlein zurücke
blieben. Alsich aber in Grätz unter den Gutschern und Fuhr-
leuten nach ihm gefraget/ ist er niemand bekant gewesen und
müste ich also meinen guten Rock und Säbel entperen.

Den 9. Martij sind wir früh wieder aufgewesen 10. nach
Krügel und dann um Mittag/ da wir gespeiset/ 11. nach Wart-
berg kommen: von darauß 12. nach Kinnberg/ welches ein
Keyserlicher Marckt/ weiter 13. nach Mertzhofen 14. Morein/
15. Haffendorff und 16. nach Karpffenberg/ allwo wir über-
Nacht blieben.

Es ist aber solch Karpffenberg ein Marckt/ den Herrn
von Stubenberg gehörig. Das Schloß ligt gar auf einem ho-
hen Berge und fließt unten das Wasser/ Mertz genant/ beyhin
und um den halben Flecken umher und gehet eine Brücke drü-
ber. Sind also diesen Tag vier Meilen gereiset.

Den 10. Martij früh um 9. Uhr sind wir wieder fort ge-
reiset und um 10 Uhr 17. zu Brück an der Muer in der Ober-
Steuermarck eine Meile von Karpffenberg einkommen/ Jst
eine kleine/ iedoch die Hauptstadt in Ober - Steuermarck von
170. Häusern/ ohne Vorstadt und hat vier Thore einander ge-
gen über und fleußt das Wasser die Muer an derselben hin/
wie denn auch auf der andern Seiten die Mentz von Karpfen-
berg her fliessend drein fället. Das Schloß ligt auf der Höhe/
und ist mit Mauren umzogen. So hat es auch allhier gar

einen

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
vier Meilen von Schettwien abliegend/ biß wir auf den Abend
9. nach Langwang kommen/ da wir auch uͤbernachtet.

Langwang gehoͤrt dem Herrn von Schoͤfftenberg: das
Schloß ligt in der Hoͤhe zur lincken Hand gar luſtig. An dieſem
Orthe bin ich von einem Gutſcher um einen gantz neuen gefuͤt-
terten Rock und Saͤbel betrogen worden/ dem ichs mit auf ſei-
nen Wagen vertrauet/ weil er ſich von Graͤtz genennet. Kurtz
vor dem Dorff Langwang iſt er in einem Waͤldlein zuruͤcke
blieben. Alsich aber in Graͤtz unter den Gutſchern und Fuhr-
leuten nach ihm gefraget/ iſt er niemand bekant geweſen und
muͤſte ich alſo meinen guten Rock und Saͤbel entperen.

Den 9. Martij ſind wir fruͤh wieder aufgeweſen 10. nach
Kruͤgel und dann um Mittag/ da wir geſpeiſet/ 11. nach Wart-
berg kommen: von darauß 12. nach Kinnberg/ welches ein
Keyſerlicher Marckt/ weiter 13. nach Mertzhofen 14. Morein/
15. Haffendorff und 16. nach Karpffenberg/ allwo wir uͤber-
Nacht blieben.

Es iſt aber ſolch Karpffenberg ein Marckt/ den Herrn
von Stubenberg gehoͤrig. Das Schloß ligt gar auf einem ho-
hen Berge und fließt unten das Waſſer/ Mertz genant/ beyhin
und um den halben Flecken umher und gehet eine Bruͤcke druͤ-
ber. Sind alſo dieſen Tag vier Meilen gereiſet.

Den 10. Martij fruͤh um 9. Uhr ſind wir wieder fort ge-
reiſet und um 10 Uhr 17. zu Bruͤck an der Muer in der Ober-
Steuermarck eine Meile von Karpffenberg einkommen/ Jſt
eine kleine/ iedoch die Hauptſtadt in Ober - Steuermarck von
170. Haͤuſern/ ohne Vorſtadt und hat vier Thore einander ge-
gen uͤber und fleußt das Waſſer die Muer an derſelben hin/
wie denn auch auf der andern Seiten die Mentz von Karpfen-
berg her flieſſend drein faͤllet. Das Schloß ligt auf der Hoͤhe/
und iſt mit Mauren umzogen. So hat es auch allhier gar

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0102" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
vier Meilen von Schettwien abliegend/ biß wir auf den Abend<lb/>
9. nach Langwang kommen/ da wir auch u&#x0364;bernachtet.</p><lb/>
            <p>Langwang geho&#x0364;rt dem Herrn von Scho&#x0364;fftenberg: das<lb/>
Schloß ligt in der Ho&#x0364;he zur lincken Hand gar lu&#x017F;tig. An die&#x017F;em<lb/>
Orthe bin ich von einem Gut&#x017F;cher um einen gantz neuen gefu&#x0364;t-<lb/>
terten Rock und Sa&#x0364;bel betrogen worden/ dem ichs mit auf &#x017F;ei-<lb/>
nen Wagen vertrauet/ weil er &#x017F;ich von Gra&#x0364;tz genennet. Kurtz<lb/>
vor dem Dorff Langwang i&#x017F;t er in einem Wa&#x0364;ldlein zuru&#x0364;cke<lb/>
blieben. Alsich aber in Gra&#x0364;tz unter den Gut&#x017F;chern und Fuhr-<lb/>
leuten nach ihm gefraget/ i&#x017F;t er niemand bekant gewe&#x017F;en und<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te ich al&#x017F;o meinen guten Rock und Sa&#x0364;bel entperen.</p><lb/>
            <p>Den 9. Martij &#x017F;ind wir fru&#x0364;h wieder aufgewe&#x017F;en 10. nach<lb/>
Kru&#x0364;gel und dann um Mittag/ da wir ge&#x017F;pei&#x017F;et/ 11. nach Wart-<lb/>
berg kommen: von darauß 12. nach Kinnberg/ welches ein<lb/>
Key&#x017F;erlicher Marckt/ weiter 13. nach Mertzhofen 14. Morein/<lb/>
15. Haffendorff und 16. nach Karpffenberg/ allwo wir u&#x0364;ber-<lb/>
Nacht blieben.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber &#x017F;olch Karpffenberg ein Marckt/ den Herrn<lb/>
von Stubenberg geho&#x0364;rig. Das Schloß ligt gar auf einem ho-<lb/>
hen Berge und fließt unten das Wa&#x017F;&#x017F;er/ Mertz genant/ beyhin<lb/>
und um den halben Flecken umher und gehet eine Bru&#x0364;cke dru&#x0364;-<lb/>
ber. Sind al&#x017F;o die&#x017F;en Tag vier Meilen gerei&#x017F;et.</p><lb/>
            <p>Den 10. Martij fru&#x0364;h um 9. Uhr &#x017F;ind wir wieder fort ge-<lb/>
rei&#x017F;et und um 10 Uhr 17. zu Bru&#x0364;ck an der Muer in der Ober-<lb/>
Steuermarck eine Meile von Karpffenberg einkommen/ J&#x017F;t<lb/>
eine kleine/ iedoch die Haupt&#x017F;tadt in Ober - Steuermarck von<lb/>
170. Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ ohne Vor&#x017F;tadt und hat vier Thore einander ge-<lb/>
gen u&#x0364;ber und fleußt das Wa&#x017F;&#x017F;er die Muer an der&#x017F;elben hin/<lb/>
wie denn auch auf der andern Seiten die Mentz von Karpfen-<lb/>
berg her flie&#x017F;&#x017F;end drein fa&#x0364;llet. Das Schloß ligt auf der Ho&#x0364;he/<lb/>
und i&#x017F;t mit Mauren umzogen. So hat es auch allhier gar<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0102] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. vier Meilen von Schettwien abliegend/ biß wir auf den Abend 9. nach Langwang kommen/ da wir auch uͤbernachtet. Langwang gehoͤrt dem Herrn von Schoͤfftenberg: das Schloß ligt in der Hoͤhe zur lincken Hand gar luſtig. An dieſem Orthe bin ich von einem Gutſcher um einen gantz neuen gefuͤt- terten Rock und Saͤbel betrogen worden/ dem ichs mit auf ſei- nen Wagen vertrauet/ weil er ſich von Graͤtz genennet. Kurtz vor dem Dorff Langwang iſt er in einem Waͤldlein zuruͤcke blieben. Alsich aber in Graͤtz unter den Gutſchern und Fuhr- leuten nach ihm gefraget/ iſt er niemand bekant geweſen und muͤſte ich alſo meinen guten Rock und Saͤbel entperen. Den 9. Martij ſind wir fruͤh wieder aufgeweſen 10. nach Kruͤgel und dann um Mittag/ da wir geſpeiſet/ 11. nach Wart- berg kommen: von darauß 12. nach Kinnberg/ welches ein Keyſerlicher Marckt/ weiter 13. nach Mertzhofen 14. Morein/ 15. Haffendorff und 16. nach Karpffenberg/ allwo wir uͤber- Nacht blieben. Es iſt aber ſolch Karpffenberg ein Marckt/ den Herrn von Stubenberg gehoͤrig. Das Schloß ligt gar auf einem ho- hen Berge und fließt unten das Waſſer/ Mertz genant/ beyhin und um den halben Flecken umher und gehet eine Bruͤcke druͤ- ber. Sind alſo dieſen Tag vier Meilen gereiſet. Den 10. Martij fruͤh um 9. Uhr ſind wir wieder fort ge- reiſet und um 10 Uhr 17. zu Bruͤck an der Muer in der Ober- Steuermarck eine Meile von Karpffenberg einkommen/ Jſt eine kleine/ iedoch die Hauptſtadt in Ober - Steuermarck von 170. Haͤuſern/ ohne Vorſtadt und hat vier Thore einander ge- gen uͤber und fleußt das Waſſer die Muer an derſelben hin/ wie denn auch auf der andern Seiten die Mentz von Karpfen- berg her flieſſend drein faͤllet. Das Schloß ligt auf der Hoͤhe/ und iſt mit Mauren umzogen. So hat es auch allhier gar einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/102
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/102>, abgerufen am 24.11.2024.