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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
einen schönen grossen Platz gleich wie der Burgplatz zu Wien
ist.

Den 10. Martij sind wir früh auf die Muer gesessen und
also zu Wasser diesen Tag zwischen hohen von Dannenbäu-
men bewachsenen und steinfelsichten Gebürge hingefahren/ so
gar lustig gewesen/ auf einen Marckt 18. Frohnleiden genannt/
zukommen und gegen Abend 19. nach Eckenfeld/ da wir denn
auch über Nacht verblieben.

Das III. Capitul.

Von dem Jungfer-Sprung.

ZWischen Frohnleiden und Eckenfeld ist zur rechten Hand
ein zimlich hoher jählinger Felß/ den man den Jungfer-
sprung nennet und hat mit demselben eine solche Beschaffen-
heit. Einsmahls hat um selbige Gegend eine Jungfer die Geissen
gehütet und als sie ein Soldate nothzüchtigen wollen und sie
ihre Ehre zuretten auf diesen Felsen sich begeben und gesehen/ daß
kein ander Mittel gewesen auß deß Bösewichts Händen zuent-
kommen/ ist sie oben vom Felsen her ab über die Muer unverlezt
ihrer Ehre und Lebens gesprungen.

Als solches der Soldate gesehen/ ist der Bößwicht auß
Gottes gerechtem Gericht an solchen Felsen angeschlagen und
ein groß Loch drein geschlagen und sich drüber zerschmettert/
daß man den Fall gar eigentlich sehen und erkennen kan. Ein we-
nig über den Jungfer-Sprung zur lincken Hand ist von der
Muer auf ein langer Weg in den Felsen gehauen.

Den 11. Martij sind wir von Eckenfeld zu Wasser wieder
auff gewesen und 20. uf Grewein zur rechten Hand werts lie-
gend kommen/ auf der lincken Hand aber haben wir 21. S. Veit
liegen lassen und sind darauff früh um 9. Uhr 22. auf Grätz kom-
men.


Das
N 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
einen ſchoͤnen groſſen Platz gleich wie der Burgplatz zu Wien
iſt.

Den 10. Martij ſind wir fruͤh auf die Muer geſeſſen und
alſo zu Waſſer dieſen Tag zwiſchen hohen von Dannenbaͤu-
men bewachſenen und ſteinfelſichten Gebuͤrge hingefahren/ ſo
gar luſtig geweſen/ auf einen Marckt 18. Frohnleiden genannt/
zukommen und gegen Abend 19. nach Eckenfeld/ da wir denn
auch uͤber Nacht verblieben.

Das III. Capitul.

Von dem Jungfer-Sprung.

ZWiſchen Frohnleiden und Eckenfeld iſt zur rechten Hand
ein zimlich hoher jaͤhlinger Felß/ den man den Jungfer-
ſprung nennet und hat mit demſelben eine ſolche Beſchaffen-
heit. Einsmahls hat um ſelbige Gegend eine Jungfeꝛ die Geiſſen
gehuͤtet und als ſie ein Soldate nothzuͤchtigen wollen und ſie
ihre Ehre zuretten auf dieſen Felſen ſich begeben uñ geſehen/ daß
kein ander Mittel geweſen auß deß Boͤſewichts Haͤnden zuent-
kommen/ iſt ſie oben vom Felſen her ab uͤber die Muer unverlezt
ihrer Ehre und Lebens geſprungen.

Als ſolches der Soldate geſehen/ iſt der Boͤßwicht auß
Gottes gerechtem Gericht an ſolchen Felſen angeſchlagen und
ein groß Loch drein geſchlagen und ſich druͤber zerſchmettert/
daß man den Fall gar eigentlich ſehen uñ erkennen kan. Ein we-
nig uͤber den Jungfer-Sprung zur lincken Hand iſt von der
Muer auf ein langer Weg in den Felſen gehauen.

Den 11. Martij ſind wir von Eckenfeld zu Waſſer wieder
auff geweſen und 20. uf Grewein zur rechten Hand werts lie-
gend kommen/ auf der lincken Hand aber haben wir 21. S. Veit
liegen laſſen und ſind darauff fruͤh um 9. Uhr 22. auf Graͤtz kom-
men.


Das
N 2
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[97/0103] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. einen ſchoͤnen groſſen Platz gleich wie der Burgplatz zu Wien iſt. Den 10. Martij ſind wir fruͤh auf die Muer geſeſſen und alſo zu Waſſer dieſen Tag zwiſchen hohen von Dannenbaͤu- men bewachſenen und ſteinfelſichten Gebuͤrge hingefahren/ ſo gar luſtig geweſen/ auf einen Marckt 18. Frohnleiden genannt/ zukommen und gegen Abend 19. nach Eckenfeld/ da wir denn auch uͤber Nacht verblieben. Das III. Capitul. Von dem Jungfer-Sprung. ZWiſchen Frohnleiden und Eckenfeld iſt zur rechten Hand ein zimlich hoher jaͤhlinger Felß/ den man den Jungfer- ſprung nennet und hat mit demſelben eine ſolche Beſchaffen- heit. Einsmahls hat um ſelbige Gegend eine Jungfeꝛ die Geiſſen gehuͤtet und als ſie ein Soldate nothzuͤchtigen wollen und ſie ihre Ehre zuretten auf dieſen Felſen ſich begeben uñ geſehen/ daß kein ander Mittel geweſen auß deß Boͤſewichts Haͤnden zuent- kommen/ iſt ſie oben vom Felſen her ab uͤber die Muer unverlezt ihrer Ehre und Lebens geſprungen. Als ſolches der Soldate geſehen/ iſt der Boͤßwicht auß Gottes gerechtem Gericht an ſolchen Felſen angeſchlagen und ein groß Loch drein geſchlagen und ſich druͤber zerſchmettert/ daß man den Fall gar eigentlich ſehen uñ erkennen kan. Ein we- nig uͤber den Jungfer-Sprung zur lincken Hand iſt von der Muer auf ein langer Weg in den Felſen gehauen. Den 11. Martij ſind wir von Eckenfeld zu Waſſer wieder auff geweſen und 20. uf Grewein zur rechten Hand werts lie- gend kommen/ auf der lincken Hand aber haben wir 21. S. Veit liegen laſſen und ſind darauff fruͤh um 9. Uhr 22. auf Graͤtz kom- men. Das N 2

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/103>, abgerufen am 24.11.2024.