Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

An dem wohlgeneigten Leser.
welchem hernach Bünting seine meiste Nachricht zu seinem Alt- und Neu-Te-
stamentischen Reise-Buche genommen. Allein in vielen beschreibts hernach
Christoff Führer anders in seinem Reise-Buche und nun auch nach ihm der
von Neitzschitz in gegenwärtiger seiner Reise-Beschreibung/ der alles selber
mit Augen gesehen/ mit grosser Gefahr und Ungemach alle Winckel durchkro-
chen und gar genaue Nachricht von solchen Leuten/ die er selber auf seine Ko-
sten und Speesen gehalten und mit sich geführet/ eingezogen.

Und ob sich gleich die Länder nicht ändern/ was ihren Situm und Stand
betrifft/ so ändern sie sich doch am Zustande/ daß die Grentzen/ die Namen/ die
Herrschafften/ die Jnwohner und Fruchtbarkeit/ die Mores/ Sitten/ Klei-
dung und Gebräuche/ die Religionen/ das Regiment/ anders/ ja viel Or-
the gar zerstöhret und aufgehaben/ andere aber angelegt/ gebauet/ oder
die gebauete an Gebäuen verbessert und geändert werden/ welches uns
denn ein grosses Liecht zu nützlicher und nöthiger Wissenschafft giebet/ sonder-
lich einem andächtigen Christen/ in dem Stücke/ daß/ wenn er da lieset und si-
het/ wie das Jüdische Land so gar zu Grunde verderbet und geändert und in
frembde Hände und Herrschafften vertheilet/ er desto mehr versichert und ge-
stärcket werde in seinem Glauben/ daß gewiß die Göttliche Weissagung des
Ertzvaters Jacobs/ da er also gesagt zu seiner Zeit im 49. Cap. des 1. B. M.
Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet werden/ noch ein Meister
von seinen Füssen/ biß der Held komme/ das ist: Nicht ehe wird der Heyland
kommen/ der/ als ein Held/ das Menschliche Geschlecht aus des Teufels und
der Höllen Gewalt erlösen wird/ als wenn das Jüdische Volck sein eigen Kö-
nigreich und Meisterschafft zu rathen und zu helffen wird verlohren haben und
frembder Obrigkeit muß unterworffen seyn/ nunmehr erfüllet/ der Heyland
und Held kommen und wir mit den verstockten Jüden auf keinen andern war-
ten dörffen.

Aus diesen Ursachen bin ich auch bewogen worden/ daßich zu Ende die-
ses Reise-Buchs einen Bericht von dem Jüdischen Königreich/ wie sichs nach
und nach geändert und endlich auch gar geendet undaufgehöret/ mit angehen-
get: Jngleichen/ wie auch der gantze Mosaische Gottesdienst gefallen und dem
neuen Bunde des Neuen Testaments des Herrn Meßias Jesu Christi/ das
ist/ der Ossenbahrung seines heiligen Evangelij/ gewichen und nachgegeben.

Sind
B

An dem wohlgeneigten Leſer.
welchem hernach Buͤnting ſeine meiſte Nachricht zu ſeinem Alt- und Neu-Te-
ſtamentiſchen Reiſe-Buche genommen. Allein in vielen beſchreibts hernach
Chriſtoff Fuͤhrer anders in ſeinem Reiſe-Buche und nun auch nach ihm der
von Neitzſchitz in gegenwaͤrtiger ſeiner Reiſe-Beſchreibung/ der alles ſelber
mit Augen geſehen/ mit groſſer Gefahr und Ungemach alle Winckel durchkro-
chen und gar genaue Nachricht von ſolchen Leuten/ die er ſelber auf ſeine Ko-
ſten und Speeſen gehalten und mit ſich gefuͤhret/ eingezogen.

Und ob ſich gleich die Laͤnder nicht aͤndern/ was ihren Situm und Stand
betrifft/ ſo aͤndern ſie ſich doch am Zuſtande/ daß die Grentzen/ die Namen/ die
Herrſchafften/ die Jnwohner und Fruchtbarkeit/ die Mores/ Sitten/ Klei-
dung und Gebraͤuche/ die Religionen/ das Regiment/ anders/ ja viel Or-
the gar zerſtoͤhret und aufgehaben/ andere aber angelegt/ gebauet/ oder
die gebauete an Gebaͤuen verbeſſert und geaͤndert werden/ welches uns
denn ein groſſes Liecht zu nuͤtzlicher und noͤthiger Wiſſenſchafft giebet/ ſonder-
lich einem andaͤchtigen Chriſten/ in dem Stuͤcke/ daß/ wenn er da lieſet und ſi-
het/ wie das Juͤdiſche Land ſo gar zu Grunde verderbet und geaͤndert und in
frembde Haͤnde und Herrſchafften vertheilet/ er deſto mehr verſichert und ge-
ſtaͤrcket werde in ſeinem Glauben/ daß gewiß die Goͤttliche Weiſſagung des
Ertzvaters Jacobs/ da er alſo geſagt zu ſeiner Zeit im 49. Cap. des 1. B. M.
Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet werden/ noch ein Meiſter
von ſeinen Fuͤſſen/ biß der Held komme/ das iſt: Nicht ehe wird der Heyland
kommen/ der/ als ein Held/ das Menſchliche Geſchlecht aus des Teufels und
der Hoͤllen Gewalt erloͤſen wird/ als wenn das Juͤdiſche Volck ſein eigen Koͤ-
nigreich und Meiſterſchafft zu rathen und zu helffen wird verlohren haben und
frembder Obrigkeit muß unterworffen ſeyn/ nunmehr erfuͤllet/ der Heyland
und Held kommen und wir mit den verſtockten Juͤden auf keinen andern war-
ten doͤrffen.

Aus dieſen Urſachen bin ich auch bewogen worden/ daßich zu Ende die-
ſes Reiſe-Buchs einen Bericht von dem Juͤdiſchen Koͤnigreich/ wie ſichs nach
und nach geaͤndert und endlich auch gar geendet undaufgehoͤret/ mit angehen-
get: Jngleichen/ wie auch der gantze Moſaiſche Gottesdienſt gefallen und dem
neuen Bunde des Neuen Teſtaments des Herrn Meßias Jeſu Chriſti/ das
iſt/ der Oſſenbahrung ſeines heiligen Evangelij/ gewichen und nachgegeben.

Sind
B
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An dem wohlgeneigten Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
welchem hernach Bu&#x0364;nting &#x017F;eine mei&#x017F;te Nachricht zu &#x017F;einem Alt- und Neu-Te-<lb/>
&#x017F;tamenti&#x017F;chen Rei&#x017F;e-Buche genommen. Allein in vielen be&#x017F;chreibts hernach<lb/>
Chri&#x017F;toff Fu&#x0364;hrer anders in &#x017F;einem Rei&#x017F;e-Buche und nun auch nach ihm der<lb/>
von Neitz&#x017F;chitz in gegenwa&#x0364;rtiger &#x017F;einer Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung/ der alles &#x017F;elber<lb/>
mit Augen ge&#x017F;ehen/ mit gro&#x017F;&#x017F;er Gefahr und Ungemach alle Winckel durchkro-<lb/>
chen und gar genaue Nachricht von &#x017F;olchen Leuten/ die er &#x017F;elber auf &#x017F;eine Ko-<lb/>
&#x017F;ten und Spee&#x017F;en gehalten und mit &#x017F;ich gefu&#x0364;hret/ eingezogen.</p><lb/>
        <p>Und ob &#x017F;ich gleich die La&#x0364;nder nicht a&#x0364;ndern/ was ihren <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Situm</hi></hi> und Stand<lb/>
betrifft/ &#x017F;o a&#x0364;ndern &#x017F;ie &#x017F;ich doch am Zu&#x017F;tande/ daß die Grentzen/ die Namen/ die<lb/>
Herr&#x017F;chafften/ die Jnwohner und Fruchtbarkeit/ die Mores/ Sitten/ Klei-<lb/>
dung und Gebra&#x0364;uche/ die Religionen/ das Regiment/ anders/ ja viel Or-<lb/>
the gar zer&#x017F;to&#x0364;hret und aufgehaben/ andere aber angelegt/ gebauet/ oder<lb/>
die gebauete an Geba&#x0364;uen verbe&#x017F;&#x017F;ert und gea&#x0364;ndert werden/ welches uns<lb/>
denn ein gro&#x017F;&#x017F;es Liecht zu nu&#x0364;tzlicher und no&#x0364;thiger Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft giebet/ &#x017F;onder-<lb/>
lich einem anda&#x0364;chtigen Chri&#x017F;ten/ in dem Stu&#x0364;cke/ daß/ wenn er da lie&#x017F;et und &#x017F;i-<lb/>
het/ wie das Ju&#x0364;di&#x017F;che Land &#x017F;o gar zu Grunde verderbet und gea&#x0364;ndert und in<lb/>
frembde Ha&#x0364;nde und Herr&#x017F;chafften vertheilet/ er de&#x017F;to mehr ver&#x017F;ichert und ge-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket werde in &#x017F;einem Glauben/ daß gewiß die Go&#x0364;ttliche Wei&#x017F;&#x017F;agung des<lb/>
Ertzvaters Jacobs/ da er al&#x017F;o ge&#x017F;agt zu &#x017F;einer Zeit im 49. Cap. des 1. B. M.<lb/>
Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet werden/ noch ein Mei&#x017F;ter<lb/>
von &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ biß der Held komme/ das i&#x017F;t: Nicht ehe wird der Heyland<lb/>
kommen/ der/ als ein Held/ das Men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht aus des Teufels und<lb/>
der Ho&#x0364;llen Gewalt erlo&#x0364;&#x017F;en wird/ als wenn das Ju&#x0364;di&#x017F;che Volck &#x017F;ein eigen Ko&#x0364;-<lb/>
nigreich und Mei&#x017F;ter&#x017F;chafft zu rathen und zu helffen wird verlohren haben und<lb/>
frembder Obrigkeit muß unterworffen &#x017F;eyn/ nunmehr erfu&#x0364;llet/ der Heyland<lb/>
und Held kommen und wir mit den ver&#x017F;tockten Ju&#x0364;den auf keinen andern war-<lb/>
ten do&#x0364;rffen.</p><lb/>
        <p>Aus die&#x017F;en Ur&#x017F;achen bin ich auch bewogen worden/ daßich zu Ende die-<lb/>
&#x017F;es Rei&#x017F;e-Buchs einen Bericht von dem Ju&#x0364;di&#x017F;chen Ko&#x0364;nigreich/ wie &#x017F;ichs nach<lb/>
und nach gea&#x0364;ndert und endlich auch gar geendet undaufgeho&#x0364;ret/ mit angehen-<lb/>
get: Jngleichen/ wie auch der gantze Mo&#x017F;ai&#x017F;che Gottesdien&#x017F;t gefallen und dem<lb/>
neuen Bunde des Neuen Te&#x017F;taments des <hi rendition="#k">Herrn</hi> Meßias <hi rendition="#k">Je</hi>&#x017F;u Chri&#x017F;ti/ das<lb/>
i&#x017F;t/ der O&#x017F;&#x017F;enbahrung &#x017F;eines heiligen Evangelij/ gewichen und nachgegeben.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Sind</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[7/0013] An dem wohlgeneigten Leſer. welchem hernach Buͤnting ſeine meiſte Nachricht zu ſeinem Alt- und Neu-Te- ſtamentiſchen Reiſe-Buche genommen. Allein in vielen beſchreibts hernach Chriſtoff Fuͤhrer anders in ſeinem Reiſe-Buche und nun auch nach ihm der von Neitzſchitz in gegenwaͤrtiger ſeiner Reiſe-Beſchreibung/ der alles ſelber mit Augen geſehen/ mit groſſer Gefahr und Ungemach alle Winckel durchkro- chen und gar genaue Nachricht von ſolchen Leuten/ die er ſelber auf ſeine Ko- ſten und Speeſen gehalten und mit ſich gefuͤhret/ eingezogen. Und ob ſich gleich die Laͤnder nicht aͤndern/ was ihren Situm und Stand betrifft/ ſo aͤndern ſie ſich doch am Zuſtande/ daß die Grentzen/ die Namen/ die Herrſchafften/ die Jnwohner und Fruchtbarkeit/ die Mores/ Sitten/ Klei- dung und Gebraͤuche/ die Religionen/ das Regiment/ anders/ ja viel Or- the gar zerſtoͤhret und aufgehaben/ andere aber angelegt/ gebauet/ oder die gebauete an Gebaͤuen verbeſſert und geaͤndert werden/ welches uns denn ein groſſes Liecht zu nuͤtzlicher und noͤthiger Wiſſenſchafft giebet/ ſonder- lich einem andaͤchtigen Chriſten/ in dem Stuͤcke/ daß/ wenn er da lieſet und ſi- het/ wie das Juͤdiſche Land ſo gar zu Grunde verderbet und geaͤndert und in frembde Haͤnde und Herrſchafften vertheilet/ er deſto mehr verſichert und ge- ſtaͤrcket werde in ſeinem Glauben/ daß gewiß die Goͤttliche Weiſſagung des Ertzvaters Jacobs/ da er alſo geſagt zu ſeiner Zeit im 49. Cap. des 1. B. M. Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet werden/ noch ein Meiſter von ſeinen Fuͤſſen/ biß der Held komme/ das iſt: Nicht ehe wird der Heyland kommen/ der/ als ein Held/ das Menſchliche Geſchlecht aus des Teufels und der Hoͤllen Gewalt erloͤſen wird/ als wenn das Juͤdiſche Volck ſein eigen Koͤ- nigreich und Meiſterſchafft zu rathen und zu helffen wird verlohren haben und frembder Obrigkeit muß unterworffen ſeyn/ nunmehr erfuͤllet/ der Heyland und Held kommen und wir mit den verſtockten Juͤden auf keinen andern war- ten doͤrffen. Aus dieſen Urſachen bin ich auch bewogen worden/ daßich zu Ende die- ſes Reiſe-Buchs einen Bericht von dem Juͤdiſchen Koͤnigreich/ wie ſichs nach und nach geaͤndert und endlich auch gar geendet undaufgehoͤret/ mit angehen- get: Jngleichen/ wie auch der gantze Moſaiſche Gottesdienſt gefallen und dem neuen Bunde des Neuen Teſtaments des Herrn Meßias Jeſu Chriſti/ das iſt/ der Oſſenbahrung ſeines heiligen Evangelij/ gewichen und nachgegeben. Sind B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/13
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/13>, abgerufen am 18.12.2024.