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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
um mit einem sonderlichen Thaal/ wie auch der Berg Sinai
Horeb umgeben und hat derselbe oben ein kleines/ iedoch nicht
tieffes/ Thälichen/ welches den Berg theilet und demselben 2.
Ecken macht/ auf deren einer obgedachtes Catharinen-Hütt-
lein stehet/ wo von ohne Zweiffel/ und das/ vorgeben nach/
die heilige Martyrin Catharina dahin soll gebracht worden
seyn/ dieser Berg seinen Namen bekommen und der Cathari-
nen Berg genennet worden.

Auf diesem Berg Sinai-S. Catharinae, welcher/ wie mehr
gedacht und man augenscheinlich sehen kan/ unter allen vie-
len grossen Felsen in der Wüsten der allerhöchste ist/ kan man
nicht allein das rothe und Jndianische Meer zur lincken Hand
werts und zur Rechten das Einsiedler Kloster S. Antonii, so
doch drey starcke Tagereisen davon gelegen/ sondern auch
dasselben fernes und weites Gebürge und Egyptenland gar
eigentlich sehen/ woraus unzweiffelich zuerachten die grausa-
me und fast unglaubliche Höhe dieses Berges/ welche ich mir
selber nicht wol einbilden würde können/ wenn ichs nicht mit
Augen gesehen hätte.

Uber alle Masse aber lustig sind zusehen die vielfältigen
schönen lustigen Gärtlein/ welche die Griechischen Münche
allda in der grossen Wildnis in denen zwischen solchen schreck-
lichen hohen Bergen in denen Thälern erbauet und gepflan-
tzet. Wenn man da von dem rauhen und blossen hohen Ge-
bürge herunter und in dieselben hinein und wie sie mit aller-
hand schönen Bäumen und Früchten gezieret/ siehet/ so er-
quicket und erfreuet es einen gar.

Das ist auch der armen Münche/ die allda in der gros-
sen weiten Wildnis/ als Einsiedler/ von allen Menschen ab-
gesondert und weit und fern herum weder Städte/ Dörffer/
noch Häuser wissen/ leben müssen/ ihre einige Lust/ davon sie

auch

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
um mit einem ſonderlichen Thaal/ wie auch der Berg Sinai
Horeb umgeben und hat derſelbe oben ein kleines/ iedoch nicht
tieffes/ Thaͤlichen/ welches den Berg theilet und demſelben 2.
Ecken macht/ auf deren einer obgedachtes Catharinen-Huͤtt-
lein ſtehet/ wo von ohne Zweiffel/ und das/ vorgeben nach/
die heilige Martyrin Catharina dahin ſoll gebracht worden
ſeyn/ dieſer Berg ſeinen Namen bekommen und der Cathari-
nen Berg genennet worden.

Auf dieſem Berg Sinai-S. Catharinæ, welcher/ wie mehr
gedacht und man augenſcheinlich ſehen kan/ unter allen vie-
len groſſen Felſen in der Wuͤſten der allerhoͤchſte iſt/ kan man
nicht allein das rothe und Jndianiſche Meer zur lincken Hand
werts und zur Rechten das Einſiedler Kloſter S. Antonii, ſo
doch drey ſtarcke Tagereiſen davon gelegen/ ſondern auch
daſſelben fernes und weites Gebuͤrge und Egyptenland gar
eigentlich ſehen/ woraus unzweiffelich zuerachten die grauſa-
me und faſt unglaubliche Hoͤhe dieſes Berges/ welche ich mir
ſelber nicht wol einbilden wuͤrde koͤnnen/ wenn ichs nicht mit
Augen geſehen haͤtte.

Uber alle Maſſe aber luſtig ſind zuſehen die vielfaͤltigen
ſchoͤnen luſtigen Gaͤrtlein/ welche die Griechiſchen Muͤnche
allda in der groſſen Wildnis in denen zwiſchen ſolchen ſchreck-
lichen hohen Bergen in denen Thaͤlern erbauet und gepflan-
tzet. Wenn man da von dem rauhen und bloſſen hohen Ge-
buͤrge herunter und in dieſelben hinein und wie ſie mit aller-
hand ſchoͤnen Baͤumen und Fruͤchten gezieret/ ſiehet/ ſo er-
quicket und erfreuet es einen gar.

Das iſt auch der armen Muͤnche/ die allda in der groſ-
ſen weiten Wildnis/ als Einſiedler/ von allen Menſchen ab-
geſondert und weit und fern herum weder Staͤdte/ Doͤrffer/
noch Haͤuſer wiſſen/ leben muͤſſen/ ihre einige Luſt/ davon ſie

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[216/0222] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. um mit einem ſonderlichen Thaal/ wie auch der Berg Sinai Horeb umgeben und hat derſelbe oben ein kleines/ iedoch nicht tieffes/ Thaͤlichen/ welches den Berg theilet und demſelben 2. Ecken macht/ auf deren einer obgedachtes Catharinen-Huͤtt- lein ſtehet/ wo von ohne Zweiffel/ und das/ vorgeben nach/ die heilige Martyrin Catharina dahin ſoll gebracht worden ſeyn/ dieſer Berg ſeinen Namen bekommen und der Cathari- nen Berg genennet worden. Auf dieſem Berg Sinai-S. Catharinæ, welcher/ wie mehr gedacht und man augenſcheinlich ſehen kan/ unter allen vie- len groſſen Felſen in der Wuͤſten der allerhoͤchſte iſt/ kan man nicht allein das rothe und Jndianiſche Meer zur lincken Hand werts und zur Rechten das Einſiedler Kloſter S. Antonii, ſo doch drey ſtarcke Tagereiſen davon gelegen/ ſondern auch daſſelben fernes und weites Gebuͤrge und Egyptenland gar eigentlich ſehen/ woraus unzweiffelich zuerachten die grauſa- me und faſt unglaubliche Hoͤhe dieſes Berges/ welche ich mir ſelber nicht wol einbilden wuͤrde koͤnnen/ wenn ichs nicht mit Augen geſehen haͤtte. Uber alle Maſſe aber luſtig ſind zuſehen die vielfaͤltigen ſchoͤnen luſtigen Gaͤrtlein/ welche die Griechiſchen Muͤnche allda in der groſſen Wildnis in denen zwiſchen ſolchen ſchreck- lichen hohen Bergen in denen Thaͤlern erbauet und gepflan- tzet. Wenn man da von dem rauhen und bloſſen hohen Ge- buͤrge herunter und in dieſelben hinein und wie ſie mit aller- hand ſchoͤnen Baͤumen und Fruͤchten gezieret/ ſiehet/ ſo er- quicket und erfreuet es einen gar. Das iſt auch der armen Muͤnche/ die allda in der groſ- ſen weiten Wildnis/ als Einſiedler/ von allen Menſchen ab- geſondert und weit und fern herum weder Staͤdte/ Doͤrffer/ noch Haͤuſer wiſſen/ leben muͤſſen/ ihre einige Luſt/ davon ſie auch

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/222>, abgerufen am 24.11.2024.