Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. cher nach Heydnischen Brauche von dem Volcke verehret wor-den/ weil er nach Absterben Osyridis erschienen und die Heydni- schen Pfaffen fürgeben/ als wenns Osyris wäre. Diese Stadt liegt fast umb und umb im Wasser/ hat starcke Mauren/ und ist mit Munition und Stücken wohl versehen. Vordessen haben die Lombardischen Marggraffen allda ihren Sitz gehabt/ ietzt aber gehöret sie den Venetianern. Von hier aufs süsse Wasser ins Meer und in zwey Stunden 3. zu Venedig ange- langet. Allda habe ich im weissen Löwen acht Tage stille gelegen und den 8. Junij drauff Nachts zwischen 11. und 12. Uhr mit einem Schiffe/ so gemeiniglich alle Nacht dahin zulauffen pfleget/ 4. nacher Padua kommen und sind wir ohngefähr mor- gens umb 9. Uhr allda angelanget und im güldenen Stern ein- gekehret. Als ich mich nun einen Monat allda aufgehalten und/ Weil ich mich aber des Schiffs halber/ so nacher Constan- Und wiewohlich gerne der Stadt Venedig allhier etwas Pracht
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. cher nach Heydniſchen Brauche von dem Volcke verehret wor-den/ weil er nach Abſterben Oſyridis erſchienen und die Heydni- ſchen Pfaffen fuͤrgeben/ als wenns Oſyris waͤre. Dieſe Stadt liegt faſt umb und umb im Waſſer/ hat ſtarcke Mauren/ und iſt mit Munition und Stuͤcken wohl verſehen. Vordeſſen haben die Lombardiſchen Marggraffen allda ihren Sitz gehabt/ ietzt aber gehoͤret ſie den Venetianern. Von hier aufs ſuͤſſe Waſſer ins Meer und in zwey Stunden 3. zu Venedig ange- langet. Allda habe ich im weiſſen Loͤwen acht Tage ſtille gelegen und den 8. Junij drauff Nachts zwiſchen 11. und 12. Uhr mit einem Schiffe/ ſo gemeiniglich alle Nacht dahin zulauffen pfleget/ 4. nacher Padua kommen und ſind wir ohngefaͤhr mor- gens umb 9. Uhr allda angelanget und im guͤldenen Stern ein- gekehret. Als ich mich nun einen Monat allda aufgehalten und/ Weil ich mich aber des Schiffs halber/ ſo nacher Conſtan- Und wiewohlich gerne der Stadt Venedig allhier etwas Pracht
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
cher nach Heydniſchen Brauche von dem Volcke verehret wor-
den/ weil er nach Abſterben Oſyridis erſchienen und die Heydni-
ſchen Pfaffen fuͤrgeben/ als wenns Oſyris waͤre. Dieſe Stadt
liegt faſt umb und umb im Waſſer/ hat ſtarcke Mauren/ und iſt
mit Munition und Stuͤcken wohl verſehen. Vordeſſen haben
die Lombardiſchen Marggraffen allda ihren Sitz gehabt/ ietzt
aber gehoͤret ſie den Venetianern. Von hier aufs ſuͤſſe
Waſſer ins Meer und in zwey Stunden 3. zu Venedig ange-
langet. Allda habe ich im weiſſen Loͤwen acht Tage ſtille
gelegen und den 8. Junij drauff Nachts zwiſchen 11. und 12. Uhr
mit einem Schiffe/ ſo gemeiniglich alle Nacht dahin zulauffen
pfleget/ 4. nacher Padua kommen und ſind wir ohngefaͤhr mor-
gens umb 9. Uhr allda angelanget und im guͤldenen Stern ein-
gekehret.
Als ich mich nun einen Monat allda aufgehalten und/
was zubeſehen geweſen/ fleißig in Augenſchein genommen/ bin
ich mit GOTT ſchluͤßig worden meine Reiſe mit dem foͤrder-
ſamſten nach Conſtantinopel fortzuſetzen/ habe mich demnach
wieder auf einer gemuͤtheten Land-Gutſchen zuruͤcke nacher
Venedig begeben/ ſind ſechs Meilen/ und habe allda mein Logier
im ſchwartzen Adler genommen.
Weil ich mich aber des Schiffs halber/ ſo nacher Conſtan-
tinopel ſegeln wollen/ in etwas allda aufhalten muͤſſen/ habe ich
mich aus dem Wirthshauſe in Cameram locantem begeben und
allda nach meinem belieben ſelber bekoſtet/ dieweil im Wirths-
hauſe die Speeſen ziemlich hoch anlauffen wollen.
Und wiewohlich gerne der Stadt Venedig allhier etwas
gedencken wolte/ ſo iſt doch des Dings ſo viel/ daß ichs faſt nicht
wagen darff. Kurtz aber zuſagen/ ſo halte ich nicht/ daß eine
Stadt in gantz Europa der Stadt Venedig an Herrligkeit/
Pracht
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