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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Meer siürtzen. Müsten also/ weil wir übermannet waren/
schweigen und noch die freundlichsten Minen darzu machen.

Und ob wirs gleich dem Capitain klagten und ihn seiner
Zusage erinnerten/ auch vorwandten/ wir müsten ihm gleich-
wol unsern guten Lohn geben/ deßwegen er uns auch Schutz
und Friede schaffen solte/ so stund er doch mit dem Hertzen bey
seinen Mohren und wiese uns nur mit falschen Worten abe, da
nichts darhinter war und wäre wol gewiß/ daß es schon verge-
ben gewesen wäre/ wenn wir gleich ins Wasser wären ge-
worffen worden. Derowegen weil wir ihren Pact zusammen
mercketen/ drückten wir und behalffen uns auf einem kleinen
engen und unebenen bösen Räumlein/ das nimmer treuge
ward von dem stetig drauff schlagenden See-Wasser/ so gut
wir konten ferner Unglück zuverhalten und getrösten uns/ daß
es bald ein Ende nehmen und nicht lange wären würde.

Hierzu kam auch noch das stets wärende Rumoren/
Zancken und schlagen der mürrischen und unbändigen Araber
unternander und musten wir immer in Furcht und Sorgen
leben/ wenn auch wir mögten mit Haaren drein gezogen wer-
den. So war auch das süsse Wasser so seltzam/ daß wir nicht so
viel haben konten/ womit wir uns deß Dursts hätten erweh-
ren können und kan ich mit Warheit sagen daß ich kaum mei-
ne gantze Reise über so viel Durst erlidten/ als diese vier Tage
unter diesen untreuen Leuten allein geschehen.

Nach dem wir nun gnusam ausgestanden/ sind wir ja
endlich durch Gottes Hülffe unserer Angst loß worden und
den 4. Aug. glücklich zu Baruth in Syrien ankommen/ da wir
denn unsere Galliott an dem grossen Castell daselbst auf An-
cker geleget/ woselbst auch flugs das Stadt-Thor war/ da wir
hinein in die Stadt giengen nach unserm Logiment/ worinnen
wir uns aufhalten und so lange bleiben wolten/ biß wir unsere
Reise weiter fortstellen könten.


Das

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Meer ſiuͤrtzen. Muͤſten alſo/ weil wir uͤbermannet waren/
ſchweigen und noch die freundlichſten Minen darzu machen.

Und ob wirs gleich dem Capitain klagten und ihn ſeiner
Zuſage erinnerten/ auch vorwandten/ wir muͤſten ihm gleich-
wol unſern guten Lohn geben/ deßwegen er uns auch Schutz
und Friede ſchaffen ſolte/ ſo ſtund er doch mit dem Hertzen bey
ſeinen Mohren und wieſe uns nur mit falſchen Worten abe, da
nichts darhinter war und waͤre wol gewiß/ daß es ſchon verge-
ben geweſen waͤre/ wenn wir gleich ins Waſſer waͤren ge-
worffen worden. Derowegen weil wir ihren Pact zuſammen
mercketen/ druͤckten wir und behalffen uns auf einem kleinen
engen und unebenen boͤſen Raͤumlein/ das nimmer treuge
ward von dem ſtetig drauff ſchlagenden See-Waſſer/ ſo gut
wir konten ferner Ungluͤck zuverhalten und getroͤſten uns/ daß
es bald ein Ende nehmen und nicht lange waͤren wuͤrde.

Hierzu kam auch noch das ſtets waͤrende Rumoren/
Zancken und ſchlagen der muͤrriſchen und unbaͤndigen Araber
unternander und muſten wir immer in Furcht und Sorgen
leben/ wenn auch wir moͤgten mit Haaren drein gezogen wer-
den. So war auch das ſuͤſſe Waſſer ſo ſeltzam/ daß wir nicht ſo
viel haben konten/ womit wir uns deß Durſts haͤtten erweh-
ren koͤnnen und kan ich mit Warheit ſagen daß ich kaum mei-
ne gantze Reiſe uͤber ſo viel Durſt erlidten/ als dieſe vier Tage
unter dieſen untreuen Leuten allein geſchehen.

Nach dem wir nun gnuſam ausgeſtanden/ ſind wir ja
endlich durch Gottes Huͤlffe unſerer Angſt loß worden und
den 4. Aug. gluͤcklich zu Baruth in Syrien ankommen/ da wir
denn unſere Galliott an dem groſſen Caſtell daſelbſt auf An-
cker geleget/ woſelbſt auch flugs das Stadt-Thor war/ da wir
hinein in die Stadt giengen nach unſerm Logiment/ worinnen
wir uns aufhalten und ſo lange bleiben wolten/ biß wir unſere
Reiſe weiter fortſtellen koͤnten.


Das
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[254/0260] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Meer ſiuͤrtzen. Muͤſten alſo/ weil wir uͤbermannet waren/ ſchweigen und noch die freundlichſten Minen darzu machen. Und ob wirs gleich dem Capitain klagten und ihn ſeiner Zuſage erinnerten/ auch vorwandten/ wir muͤſten ihm gleich- wol unſern guten Lohn geben/ deßwegen er uns auch Schutz und Friede ſchaffen ſolte/ ſo ſtund er doch mit dem Hertzen bey ſeinen Mohren und wieſe uns nur mit falſchen Worten abe, da nichts darhinter war und waͤre wol gewiß/ daß es ſchon verge- ben geweſen waͤre/ wenn wir gleich ins Waſſer waͤren ge- worffen worden. Derowegen weil wir ihren Pact zuſammen mercketen/ druͤckten wir und behalffen uns auf einem kleinen engen und unebenen boͤſen Raͤumlein/ das nimmer treuge ward von dem ſtetig drauff ſchlagenden See-Waſſer/ ſo gut wir konten ferner Ungluͤck zuverhalten und getroͤſten uns/ daß es bald ein Ende nehmen und nicht lange waͤren wuͤrde. Hierzu kam auch noch das ſtets waͤrende Rumoren/ Zancken und ſchlagen der muͤrriſchen und unbaͤndigen Araber unternander und muſten wir immer in Furcht und Sorgen leben/ wenn auch wir moͤgten mit Haaren drein gezogen wer- den. So war auch das ſuͤſſe Waſſer ſo ſeltzam/ daß wir nicht ſo viel haben konten/ womit wir uns deß Durſts haͤtten erweh- ren koͤnnen und kan ich mit Warheit ſagen daß ich kaum mei- ne gantze Reiſe uͤber ſo viel Durſt erlidten/ als dieſe vier Tage unter dieſen untreuen Leuten allein geſchehen. Nach dem wir nun gnuſam ausgeſtanden/ ſind wir ja endlich durch Gottes Huͤlffe unſerer Angſt loß worden und den 4. Aug. gluͤcklich zu Baruth in Syrien ankommen/ da wir denn unſere Galliott an dem groſſen Caſtell daſelbſt auf An- cker geleget/ woſelbſt auch flugs das Stadt-Thor war/ da wir hinein in die Stadt giengen nach unſerm Logiment/ worinnen wir uns aufhalten und ſo lange bleiben wolten/ biß wir unſere Reiſe weiter fortſtellen koͤnten. Das

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/260>, abgerufen am 22.11.2024.