Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. von Natur ist/ allwo man denn auch sehen kan/ daß es ein na-türlicher Felß ist. Hat keine Fenster/ dahero es auch gantz stich finster drinnen seyn würde/ wenn die brennende Lampen nicht wären. Denn da henget derselbe voller silbern brennende Lampen über dem heiligen Grabe/ wo Christus/ der HErr/ ge- legen und geruhet hat. Ehe man aber noch in diesen heiligen Felß deß Grabes Uber dasselbige ist gar eine schöne von allerhand farbigem ein
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. von Natur iſt/ allwo man denn auch ſehen kan/ daß es ein na-tuͤrlicher Felß iſt. Hat keine Fenſter/ dahero es auch gantz ſtich finſter drinnen ſeyn wuͤrde/ wenn die brennende Lampen nicht waͤren. Denn da henget derſelbe voller ſilbern brennende Lampen uͤber dem heiligen Grabe/ wo Chriſtus/ der HErr/ ge- legen und geruhet hat. Ehe man aber noch in dieſen heiligen Felß deß Grabes Uber daſſelbige iſt gar eine ſchoͤne von allerhand faꝛbigem ein
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
von Natur iſt/ allwo man denn auch ſehen kan/ daß es ein na-
tuͤrlicher Felß iſt. Hat keine Fenſter/ dahero es auch gantz ſtich
finſter drinnen ſeyn wuͤrde/ wenn die brennende Lampen nicht
waͤren. Denn da henget derſelbe voller ſilbern brennende
Lampen uͤber dem heiligen Grabe/ wo Chriſtus/ der HErr/ ge-
legen und geruhet hat.
Ehe man aber noch in dieſen heiligen Felß deß Grabes
Chriſti koͤmmet/ muß man in der Kirchen Helenæ etzliche
Schritte lang barfuß uͤber einen von ſchoͤnen glatten und hell-
pollirten groſſen Marmelſtein hingehen durch ein kleines
Thuͤrlein in eine kleine Capelle/ welche auſſen an den Felß deß
Grabes Chriſti angebauet iſt. Jns Grab aber hinein iſt noch
ein klein niedriges Thuͤrlein und auſſen davor iſt unten ein
Stein eingemauert/ der etwas vorgehet/ auf welchem der En-
gel ſoll geſeſſen ſeyn/ als die Weiber fruͤh morgens zum Grabe
kommen und den Leichnam Chriſti ſalben wollen. Muß man
ſich alſo buͤcken und kriechen/ ehe man gar hinein ins H. Grab
koͤmmet. Und wenn man hinein koͤmmt und weil man drinnen
iſt/ iſt einem Angſt und bange und hat nichts/ als Grauen und
Schrecken/ wie ich nicht allein an mir ſelber erfahren/ ſondern
auch von allen gehoͤret/ die drinnen geweſen/ daß ihnen derglei-
chen begegnet und weiß niemand/ wo es her koͤmmet.
Uber daſſelbige iſt gar eine ſchoͤne von allerhand faꝛbigem
pollirten Marmel kleine Capelle gebauet/ welche oben ein run-
des ſteinernes Haͤublein hat/ ſtehet auf glatten Marmel-Saͤu-
len in der groſſen Kirchen Helenæ gantz frey/ unten aber um den
Felſen herum iſts mit dem allerſchoͤnſten helleſten Marmel be-
kleidet und belegt. Um dieſe Capelle herum ſindrunde ge-
woͤlbte Bogen uͤbereinander mit allerhand ſchoͤnen Marmel-
ſteinernen Figuren und Bildern/ auf und uͤber welchen
ein
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