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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Bezahlung einen Trunck Wein zu schicken/ schickte mir dersel-
be alsbald eine gute Flasche und ließ mir sagen/ weils nun-
mehr sehr spat wäre/ solte ich mich biß morgen gedulden/ ehe
wir würden von dannen nach Joppen reisen/ wolte er zu mir
kommen und eine auf Türckisch gekochte fette Henne und noch
einen Krug voll Wein mit bringen und mit mir speisen/ welches
denn auch geschahe und muste ich ihm für solche Mahlzeit einen
Ducaten zahlen.

Den 28. Aug. sind wir nach Mittage zu Rama aufgewe-
sen und sind um halb Abend nach Joppen kommen. Der Weg
entzwischen ist gut/ lustig und eben. Auf beiden Seiten stehen
nach der Länge hin schöne früchtbare Oel-Bäume in grosser
Anzahl/ zwischen denen man lustig hinreiset/ wie es uns denn
auch Anlaß gab/ weil überaus grosse Hitze war/ daß wir uns
allda der Gegend bedieneten/ im lieblichen Schatten nieder-
legten und etwas ausruheten/ dieweil wir doch noch mit guter
Musse um halb Abend uns getraueten zu Joppen zu seyn/ wie
denn auch geschahe.

Und als wir dahin kommen/ sind wir dieselbe Nacht nahe
am Meer zwischen und auf den Felsen blieben.

Joppen ist eine Uhralte/ iedoch ietzo gantz verwüstete
Stadt/ da man fast anders nichts/ als altes zerstörtes und zer-
brochenes Mäuer-Werck siehet/ ohne das auf der Höhe noch 2.
starcke Thürme und unten am Gebürge und Meere etzliche
schlechte Häuserlein stehen und unterschiedene tieffe Höhlen im
Felsen gegen dem Meere zu sehen. Allda berichtet man gar für
glaubwürdig/ daß diese Stadt noch vor der Sündfluth er-
bauet worden/ welches nicht unglaublich/ weil sie im alten Te-
stament Japho genennet wird und es das Ansehen hat/ als
wenn sie Japhet/ der Sohn Noha erbauet. Dahero sie ohnal-
len zwelfel anjetzo Jaffa heisset. So wird ihrer auch im Büchlein

Judith
X x

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Bezahlung einen Trunck Wein zu ſchicken/ ſchickte mir derſel-
be alsbald eine gute Flaſche und ließ mir ſagen/ weils nun-
mehr ſehr ſpat waͤre/ ſolte ich mich biß morgen gedulden/ ehe
wir wuͤrden von dannen nach Joppen reiſen/ wolte er zu mir
kommen und eine auf Tuͤrckiſch gekochte fette Henne und noch
einen Krug voll Wein mit bringen und mit mir ſpeiſen/ welches
denn auch geſchahe und muſte ich ihm fuͤr ſolche Mahlzeit einen
Ducaten zahlen.

Den 28. Aug. ſind wir nach Mittage zu Rama aufgewe-
ſen und ſind um halb Abend nach Joppen kommen. Der Weg
entzwiſchen iſt gut/ luſtig und eben. Auf beiden Seiten ſtehen
nach der Laͤnge hin ſchoͤne fruͤchtbare Oel-Baͤume in groſſer
Anzahl/ zwiſchen denen man luſtig hinreiſet/ wie es uns denn
auch Anlaß gab/ weil uͤberaus groſſe Hitze war/ daß wir uns
allda der Gegend bedieneten/ im lieblichen Schatten nieder-
legten und etwas ausruheten/ dieweil wir doch noch mit guter
Muſſe um halb Abend uns getraueten zu Joppen zu ſeyn/ wie
denn auch geſchahe.

Und als wir dahin kommen/ ſind wir dieſelbe Nacht nahe
am Meer zwiſchen und auf den Felſen blieben.

Joppen iſt eine Uhralte/ iedoch ietzo gantz verwuͤſtete
Stadt/ da man faſt anders nichts/ als altes zerſtoͤrtes und zer-
brochenes Maͤuer-Werck ſiehet/ ohne das auf der Hoͤhe noch 2.
ſtarcke Thuͤrme und unten am Gebuͤrge und Meere etzliche
ſchlechte Haͤuſerlein ſtehen und unterſchiedene tieffe Hoͤhlen im
Felſen gegen dem Meere zu ſehen. Allda berichtet man gar fuͤr
glaubwuͤrdig/ daß dieſe Stadt noch vor der Suͤndfluth er-
bauet worden/ welches nicht unglaublich/ weil ſie im alten Te-
ſtament Japho genennet wird und es das Anſehen hat/ als
wenn ſie Japhet/ der Sohn Noha erbauet. Dahero ſie ohnal-
len zwelfel anjetzo Jaffa heiſſet. So wird ihrer auch im Buͤchlein

Judith
X x
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[343/0349] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Bezahlung einen Trunck Wein zu ſchicken/ ſchickte mir derſel- be alsbald eine gute Flaſche und ließ mir ſagen/ weils nun- mehr ſehr ſpat waͤre/ ſolte ich mich biß morgen gedulden/ ehe wir wuͤrden von dannen nach Joppen reiſen/ wolte er zu mir kommen und eine auf Tuͤrckiſch gekochte fette Henne und noch einen Krug voll Wein mit bringen und mit mir ſpeiſen/ welches denn auch geſchahe und muſte ich ihm fuͤr ſolche Mahlzeit einen Ducaten zahlen. Den 28. Aug. ſind wir nach Mittage zu Rama aufgewe- ſen und ſind um halb Abend nach Joppen kommen. Der Weg entzwiſchen iſt gut/ luſtig und eben. Auf beiden Seiten ſtehen nach der Laͤnge hin ſchoͤne fruͤchtbare Oel-Baͤume in groſſer Anzahl/ zwiſchen denen man luſtig hinreiſet/ wie es uns denn auch Anlaß gab/ weil uͤberaus groſſe Hitze war/ daß wir uns allda der Gegend bedieneten/ im lieblichen Schatten nieder- legten und etwas ausruheten/ dieweil wir doch noch mit guter Muſſe um halb Abend uns getraueten zu Joppen zu ſeyn/ wie denn auch geſchahe. Und als wir dahin kommen/ ſind wir dieſelbe Nacht nahe am Meer zwiſchen und auf den Felſen blieben. Joppen iſt eine Uhralte/ iedoch ietzo gantz verwuͤſtete Stadt/ da man faſt anders nichts/ als altes zerſtoͤrtes und zer- brochenes Maͤuer-Werck ſiehet/ ohne das auf der Hoͤhe noch 2. ſtarcke Thuͤrme und unten am Gebuͤrge und Meere etzliche ſchlechte Haͤuſerlein ſtehen und unterſchiedene tieffe Hoͤhlen im Felſen gegen dem Meere zu ſehen. Allda berichtet man gar fuͤr glaubwuͤrdig/ daß dieſe Stadt noch vor der Suͤndfluth er- bauet worden/ welches nicht unglaublich/ weil ſie im alten Te- ſtament Japho genennet wird und es das Anſehen hat/ als wenn ſie Japhet/ der Sohn Noha erbauet. Dahero ſie ohnal- len zwelfel anjetzo Jaffa heiſſet. So wird ihrer auch im Buͤchlein Judith X x

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/349>, abgerufen am 22.11.2024.