Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
und Liecht benehmen und man in den untersten Zimmern gar
zeitlich im Tage Liecht gebrauchen muß. Auch sind die Häuser
so gar küstlich und wol gebauet/ daß man sie mit Lust und Ver-
wunderung ansiehet/ zumahl der sonst der gleichen nicht gese-
hen hat. So gibts auch allda über alle masse viel kostbare Lust-
Gärten/ deren Vortrefflichkeiten mit Worten nicht zubeschrei-
ben/ noch gnungsam zu rühmen sind.

Sie hat ihre eigene Rempublicam und freyes Regiment/
auch ihren eigenen Hertzog/ den sie erwehlet/ wo sie will/ gleich
wie die Stadt Venedig/ wiewol sie an Macht und Reichthum
Venedig nicht gleich ist. Sonderlich ist wol zu sehen deß Her-
zogs Palatium, denn es ist dasselbe überaus schön/ groß und
hoch an einem lustigen Platz und Orthe der Stadt aufgefüh-
ret.

Die Guardibestehet in lauter Teutschen/ wie denn in Jta-
lien bey denen vornehmsten Potentaten die Teutschen vor al-
len Nationen in hohem Werth gehalten werden/ dahero auch
der Papst selber seine Leib-Guardi, an seinen nechsten Zimmern
und Gemächern aufzuwarten/ aus Teutschen erwehlet und
läst sie auf Schweitzerisch kleiden/ von gelben/ rothen und viol-
blauen Strichen/ ieglichen einer guten Hand breit/ wechsels-
weise das gantze Kleid und Strimpffe also zusammen gesetzet.
Und fast eben also hat auch der Groß-Hertzog zu Florentz sei-
ne Teutsche Trabanten/ oder Leib-Guardi, so er in unterschie-
denen seinen Städten/ wie ich selber zu Florentz und Siena ge-
sehen/ gekleidet.

Weiter ist auch zu Genua ein gewaltiger grosser Handel
von allerhand fremden Kauff- und Handels Leuten aus un-
terschiedenen Ländern/ auch zu Land und Meer weit entlegenen
Völckern. So ist zu dem Ende auch am Meer ein schön grosses
Arsenal vor die Galleen erbauet.

Bey
B b b 2

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
und Liecht benehmen und man in den unterſten Zimmern gar
zeitlich im Tage Liecht gebrauchen muß. Auch ſind die Haͤuſer
ſo gar kuͤſtlich und wol gebauet/ daß man ſie mit Luſt und Ver-
wunderung anſiehet/ zumahl der ſonſt der gleichen nicht geſe-
hen hat. So gibts auch allda uͤber alle maſſe viel koſtbare Luſt-
Gaͤrten/ deren Vortrefflichkeiten mit Worten nicht zubeſchrei-
ben/ noch gnungſam zu ruͤhmen ſind.

Sie hat ihre eigene Rempublicam und freyes Regiment/
auch ihren eigenen Hertzog/ den ſie erwehlet/ wo ſie will/ gleich
wie die Stadt Venedig/ wiewol ſie an Macht und Reichthum
Venedig nicht gleich iſt. Sonderlich iſt wol zu ſehen deß Her-
zogs Palatium, denn es iſt daſſelbe uͤberaus ſchoͤn/ groß und
hoch an einem luſtigen Platz und Orthe der Stadt aufgefuͤh-
ret.

Die Guardibeſtehet in lauter Teutſchen/ wie denn in Jta-
lien bey denen vornehmſten Potentaten die Teutſchen vor al-
len Nationen in hohem Werth gehalten werden/ dahero auch
der Papſt ſelber ſeine Leib-Guardi, an ſeinen nechſten Zimmern
und Gemaͤchern aufzuwarten/ aus Teutſchen erwehlet und
laͤſt ſie auf Schweitzeriſch kleiden/ von gelben/ rothen und viol-
blauen Strichen/ ieglichen einer guten Hand breit/ wechſels-
weiſe das gantze Kleid und Strimpffe alſo zuſammen geſetzet.
Und faſt eben alſo hat auch der Groß-Hertzog zu Florentz ſei-
ne Teutſche Trabanten/ oder Leib-Guardi, ſo er in unterſchie-
denen ſeinen Staͤdten/ wie ich ſelber zu Florentz und Siena ge-
ſehen/ gekleidet.

Weiter iſt auch zu Genua ein gewaltiger groſſer Handel
von allerhand fremden Kauff- und Handels Leuten aus un-
terſchiedenen Laͤndern/ auch zu Land und Meer weit entlegenen
Voͤlckern. So iſt zu dem Ende auch am Meer ein ſchoͤn groſſes
Arſenal vor die Galleen erbauet.

Bey
B b b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0383" n="381[377]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
und Liecht benehmen und man in den unter&#x017F;ten Zimmern gar<lb/>
zeitlich im Tage Liecht gebrauchen muß. Auch &#x017F;ind die Ha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
&#x017F;o gar ku&#x0364;&#x017F;tlich und wol gebauet/ daß man &#x017F;ie mit Lu&#x017F;t und Ver-<lb/>
wunderung an&#x017F;iehet/ zumahl der &#x017F;on&#x017F;t der gleichen nicht ge&#x017F;e-<lb/>
hen hat. So gibts auch allda u&#x0364;ber alle ma&#x017F;&#x017F;e viel ko&#x017F;tbare Lu&#x017F;t-<lb/>
Ga&#x0364;rten/ deren Vortrefflichkeiten mit Worten nicht zube&#x017F;chrei-<lb/>
ben/ noch gnung&#x017F;am zu ru&#x0364;hmen &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Sie hat ihre eigene <hi rendition="#aq">Rempublicam</hi> und freyes Regiment/<lb/>
auch ihren eigenen Hertzog/ den &#x017F;ie erwehlet/ wo &#x017F;ie will/ gleich<lb/>
wie die Stadt Venedig/ wiewol &#x017F;ie an Macht und Reichthum<lb/>
Venedig nicht gleich i&#x017F;t. Sonderlich i&#x017F;t wol zu &#x017F;ehen deß Her-<lb/>
zogs <hi rendition="#aq">Palatium,</hi> denn es i&#x017F;t da&#x017F;&#x017F;elbe u&#x0364;beraus &#x017F;cho&#x0364;n/ groß und<lb/>
hoch an einem lu&#x017F;tigen Platz und Orthe der Stadt aufgefu&#x0364;h-<lb/>
ret.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Guardi</hi>be&#x017F;tehet in lauter Teut&#x017F;chen/ wie denn in Jta-<lb/>
lien bey denen vornehm&#x017F;ten Potentaten die Teut&#x017F;chen vor al-<lb/>
len <hi rendition="#aq">Nation</hi>en in hohem Werth gehalten werden/ dahero auch<lb/>
der Pap&#x017F;t &#x017F;elber &#x017F;eine Leib-<hi rendition="#aq">Guardi,</hi> an &#x017F;einen nech&#x017F;ten Zimmern<lb/>
und Gema&#x0364;chern aufzuwarten/ aus Teut&#x017F;chen erwehlet und<lb/>
la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ie auf Schweitzeri&#x017F;ch kleiden/ von gelben/ rothen und viol-<lb/>
blauen Strichen/ ieglichen einer guten Hand breit/ wech&#x017F;els-<lb/>
wei&#x017F;e das gantze Kleid und Strimpffe al&#x017F;o zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet.<lb/>
Und fa&#x017F;t eben al&#x017F;o hat auch der Groß-Hertzog zu Florentz &#x017F;ei-<lb/>
ne Teut&#x017F;che Trabanten/ oder Leib-<hi rendition="#aq">Guardi,</hi> &#x017F;o er in unter&#x017F;chie-<lb/>
denen &#x017F;einen Sta&#x0364;dten/ wie ich &#x017F;elber zu Florentz und Siena ge-<lb/>
&#x017F;ehen/ gekleidet.</p><lb/>
            <p>Weiter i&#x017F;t auch zu <hi rendition="#aq">Genua</hi> ein gewaltiger gro&#x017F;&#x017F;er Handel<lb/>
von allerhand fremden Kauff- und Handels Leuten aus un-<lb/>
ter&#x017F;chiedenen La&#x0364;ndern/ auch zu Land und Meer weit entlegenen<lb/>
Vo&#x0364;lckern. So i&#x017F;t zu dem Ende auch am Meer ein &#x017F;cho&#x0364;n gro&#x017F;&#x017F;es<lb/><hi rendition="#aq">Ar&#x017F;enal</hi> vor die Galleen erbauet.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B b b 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381[377]/0383] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. und Liecht benehmen und man in den unterſten Zimmern gar zeitlich im Tage Liecht gebrauchen muß. Auch ſind die Haͤuſer ſo gar kuͤſtlich und wol gebauet/ daß man ſie mit Luſt und Ver- wunderung anſiehet/ zumahl der ſonſt der gleichen nicht geſe- hen hat. So gibts auch allda uͤber alle maſſe viel koſtbare Luſt- Gaͤrten/ deren Vortrefflichkeiten mit Worten nicht zubeſchrei- ben/ noch gnungſam zu ruͤhmen ſind. Sie hat ihre eigene Rempublicam und freyes Regiment/ auch ihren eigenen Hertzog/ den ſie erwehlet/ wo ſie will/ gleich wie die Stadt Venedig/ wiewol ſie an Macht und Reichthum Venedig nicht gleich iſt. Sonderlich iſt wol zu ſehen deß Her- zogs Palatium, denn es iſt daſſelbe uͤberaus ſchoͤn/ groß und hoch an einem luſtigen Platz und Orthe der Stadt aufgefuͤh- ret. Die Guardibeſtehet in lauter Teutſchen/ wie denn in Jta- lien bey denen vornehmſten Potentaten die Teutſchen vor al- len Nationen in hohem Werth gehalten werden/ dahero auch der Papſt ſelber ſeine Leib-Guardi, an ſeinen nechſten Zimmern und Gemaͤchern aufzuwarten/ aus Teutſchen erwehlet und laͤſt ſie auf Schweitzeriſch kleiden/ von gelben/ rothen und viol- blauen Strichen/ ieglichen einer guten Hand breit/ wechſels- weiſe das gantze Kleid und Strimpffe alſo zuſammen geſetzet. Und faſt eben alſo hat auch der Groß-Hertzog zu Florentz ſei- ne Teutſche Trabanten/ oder Leib-Guardi, ſo er in unterſchie- denen ſeinen Staͤdten/ wie ich ſelber zu Florentz und Siena ge- ſehen/ gekleidet. Weiter iſt auch zu Genua ein gewaltiger groſſer Handel von allerhand fremden Kauff- und Handels Leuten aus un- terſchiedenen Laͤndern/ auch zu Land und Meer weit entlegenen Voͤlckern. So iſt zu dem Ende auch am Meer ein ſchoͤn groſſes Arſenal vor die Galleen erbauet. Bey B b b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/383
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 381[377]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/383>, abgerufen am 21.11.2024.