Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. nichts helffen wollen/ biß wir endlich gesagt/ daß wir die Sün-de vor Gott zuverantworten auf uns nehmen wolten/ welches sie zwar in etwas zu frieden gestellet/ ist aber doch gleichwol biß auf die letzte Stunde unserer Abreise immer noch bekümmert drüber gewesen. Es sind diese Leuthe Griechisches Glaubens und ist hoch zubeklagen/ daß man auch bey dem hellen Liecht der Christlichen Lehre Gott zu ehren und seiner Seelen zu zeitli- chem und ewigen Heil nicht halb solchen Abscheu vor Sünde und Unrecht träget/ als solche arme Leuthe nur bey ihren Ein- bildungen. Darum/ ob sie es an jenem Tage wol nicht entschul- digen wird/ so werden sie doch gleichwol alle solche muthwillige Sünder unter uns beschämen und verdammen. Das X. Capitul. Wie mir und meinen Reiß-Gefehrten die Bulgarische HJer fället mir gleich auch mit ein zuerzehlen/ wie mirs auff Es hat uns der Türcke/ so mich und den Currirer biß damit
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. nichts helffen wollen/ biß wir endlich geſagt/ daß wir die Suͤn-de vor Gott zuverantworten auf uns nehmen wolten/ welches ſie zwar in etwas zu frieden geſtellet/ iſt aber doch gleichwol biß auf die letzte Stunde unſerer Abreiſe immer noch bekuͤmmert druͤber geweſen. Es ſind dieſe Leuthe Griechiſches Glaubens und iſt hoch zubeklagen/ daß man auch bey dem hellen Liecht der Chriſtlichen Lehre Gott zu ehren und ſeiner Seelen zu zeitli- chem und ewigen Heil nicht halb ſolchen Abſcheu vor Suͤnde und Unrecht traͤget/ als ſolche arme Leuthe nur bey ihren Ein- bildungen. Darum/ ob ſie es an jenem Tage wol nicht entſchul- digen wird/ ſo werden ſie doch gleichwol alle ſolche muthwillige Suͤnder unter uns beſchaͤmen und verdammen. Das X. Capitul. Wie mir und meinen Reiß-Gefehrten die Bulgariſche HJer faͤllet mir gleich auch mit ein zuerzehlen/ wie mirs auff Es hat uns der Tuͤrcke/ ſo mich und den Currirer biß damit
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Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
nichts helffen wollen/ biß wir endlich geſagt/ daß wir die Suͤn-
de vor Gott zuverantworten auf uns nehmen wolten/ welches
ſie zwar in etwas zu frieden geſtellet/ iſt aber doch gleichwol biß
auf die letzte Stunde unſerer Abreiſe immer noch bekuͤmmert
druͤber geweſen. Es ſind dieſe Leuthe Griechiſches Glaubens
und iſt hoch zubeklagen/ daß man auch bey dem hellen Liecht der
Chriſtlichen Lehre Gott zu ehren und ſeiner Seelen zu zeitli-
chem und ewigen Heil nicht halb ſolchen Abſcheu vor Suͤnde
und Unrecht traͤget/ als ſolche arme Leuthe nur bey ihren Ein-
bildungen. Darum/ ob ſie es an jenem Tage wol nicht entſchul-
digen wird/ ſo werden ſie doch gleichwol alle ſolche muthwillige
Suͤnder unter uns beſchaͤmen und verdammen.
Das X. Capitul.
Wie mir und meinen Reiß-Gefehrten die Bulgariſche
Hochzeit geſegnet worden.
HJer faͤllet mir gleich auch mit ein zuerzehlen/ wie mirs auff
meiner erſten Reiſe von Conſtantinopel nacher Wien/ die
ich mit einem Curirer auf der Poſt gethan/ um dieſer
Gegend Landes zu Isvvor, deſſen ich oben im 8. Capitul dieſes
erſten Buchs und dieſes andern Theils gedacht/ ergangen iſt.
Es hat uns der Tuͤrcke/ ſo mich und den Currirer biß
nach Ofen in Ungern begleiten muͤſſen/ in ein Bauerhaͤußlein
auf eine Bulgariſche Bauer-Hochzeit gefuͤhret. Zwar als
wir hinein kommen/ ſind wir von den Bauren vertraulich
gnug auff genommen und an einen langen ſchmalen Tiſch/ al-
wo zwey groſſe Kuͤbel/ oder Faſſe voll mit rothen und ſehr
ſtarcken Wein ſtunden/ gefuͤhret und zu ſitzen gebethen worden.
Jn ſolchen Weinfaſſen lagen von außgehoͤlten Kuͤrbiſſen/ der-
gleichen denn im Lande viel wachſe/ etzliche Trinckgeſchirre/
damit
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