Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.Siebenjährige Welt-Beschauung. ter Ackerbau ohne Gebürge/ aber den gantzen Tag nichts/ alsSchnee und Plödern und sind Nachmittage um 1. Uhr 4. nach Pötrötschon kommen/ und sind zwey Meilen. Das IX. Capitul. Von der strengen Fasten der Bulgaren. ALs wir in grossem schneeichten und windigen Wetter zu Nach dem wir aber den Bauer und sein Weib/ so ein Klei- nichts
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ter Ackerbau ohne Gebuͤrge/ aber den gantzen Tag nichts/ alsSchnee und Ploͤdern und ſind Nachmittage um 1. Uhr 4. nach Pötrötſchon kommen/ und ſind zwey Meilen. Das IX. Capitul. Von der ſtrengen Faſten der Bulgaren. ALs wir in groſſem ſchneeichten und windigen Wetter zu Nach dem wir aber den Bauer und ſein Weib/ ſo ein Klei- nichts
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.</hi></fw><lb/> ter Ackerbau ohne Gebuͤrge/ aber den gantzen Tag nichts/ als<lb/> Schnee und Ploͤdern und ſind Nachmittage um 1. Uhr 4. nach<lb/><hi rendition="#aq">Pötrötſchon</hi> kommen/ und ſind zwey Meilen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">IX.</hi> <hi rendition="#fr">Capitul.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c">Von der ſtrengen Faſten der Bulgaren.</hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>Ls wir in groſſem ſchneeichten und windigen Wetter zu<lb/><hi rendition="#aq">Pötrötſchon</hi> ins Quartier kommen/ und den Stall einnah-<lb/> men/ da die Bauren ihr Vieh unſerm Begehren nach<lb/> außgetrieben/ damit wir Platz haben moͤchten/ fintemahl bey<lb/> ihnen der Stall alles in allen iſt/ wir allda ein Feuer/ uns zu<lb/> truͤcknen und zu waͤrmen/ angemachet/ haben wir endlich un-<lb/> ſer Kaͤß und Brot/ weils beſſer nicht vorhanden/ herfuͤr geſu-<lb/> chet unſern Hunger zu ſtillen.</p><lb/> <p>Nach dem wir aber den Bauer und ſein Weib/ ſo ein Klei-<lb/> nes Kind auf den Armen hatte/ anſichtig worden/ haben wir<lb/> ſie neben uns auch zum Feuer ſitzen laſſen und ihnen von un-<lb/> ſerm Kaͤß und Brote fuͤrgeleget/ aber ſie haben ſich davon zu eſ-<lb/> ſen zum hoͤchſten entſchuldiget um ihrer Faſten willen. Es er-<lb/> greifft aber das Kind ohngefaͤhr nur ein kleines Broͤcklein vom<lb/> Kaͤſe/ faͤhret alsbald damit zum Munde und iſſets hinunter.<lb/> Was geſchahe? Da es die Mutter gewahr werde/ ſtunde ſie<lb/> mit ſolchem Wehklagen und Zettergeſchrey alsbald auf/ daß<lb/> wir meinten/ ſie were unſinnig/ biß wir uns der Urſache we-<lb/> gen durch einen unter uns/ der ihrer Sprache in etwas kundig<lb/> war/ bey ihr erkundigten/ da ſie uns ſagen lieſſe: Jhr Kind het-<lb/> te ietzo eine ſchwere und faſt unvergebliche Suͤnde begangen/<lb/> indem daſſelbe etwas von dem Kaͤſe genoſſen/ weßwegen ſie ſich<lb/> eine ſchwere Verantwortung auf den Halß geladen. Und ob<lb/> wirs ihr wol beſtes Fleiſſes auß dem Sinne geredet/ hats doch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nichts</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0082]
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ter Ackerbau ohne Gebuͤrge/ aber den gantzen Tag nichts/ als
Schnee und Ploͤdern und ſind Nachmittage um 1. Uhr 4. nach
Pötrötſchon kommen/ und ſind zwey Meilen.
Das IX. Capitul.
Von der ſtrengen Faſten der Bulgaren.
ALs wir in groſſem ſchneeichten und windigen Wetter zu
Pötrötſchon ins Quartier kommen/ und den Stall einnah-
men/ da die Bauren ihr Vieh unſerm Begehren nach
außgetrieben/ damit wir Platz haben moͤchten/ fintemahl bey
ihnen der Stall alles in allen iſt/ wir allda ein Feuer/ uns zu
truͤcknen und zu waͤrmen/ angemachet/ haben wir endlich un-
ſer Kaͤß und Brot/ weils beſſer nicht vorhanden/ herfuͤr geſu-
chet unſern Hunger zu ſtillen.
Nach dem wir aber den Bauer und ſein Weib/ ſo ein Klei-
nes Kind auf den Armen hatte/ anſichtig worden/ haben wir
ſie neben uns auch zum Feuer ſitzen laſſen und ihnen von un-
ſerm Kaͤß und Brote fuͤrgeleget/ aber ſie haben ſich davon zu eſ-
ſen zum hoͤchſten entſchuldiget um ihrer Faſten willen. Es er-
greifft aber das Kind ohngefaͤhr nur ein kleines Broͤcklein vom
Kaͤſe/ faͤhret alsbald damit zum Munde und iſſets hinunter.
Was geſchahe? Da es die Mutter gewahr werde/ ſtunde ſie
mit ſolchem Wehklagen und Zettergeſchrey alsbald auf/ daß
wir meinten/ ſie were unſinnig/ biß wir uns der Urſache we-
gen durch einen unter uns/ der ihrer Sprache in etwas kundig
war/ bey ihr erkundigten/ da ſie uns ſagen lieſſe: Jhr Kind het-
te ietzo eine ſchwere und faſt unvergebliche Suͤnde begangen/
indem daſſelbe etwas von dem Kaͤſe genoſſen/ weßwegen ſie ſich
eine ſchwere Verantwortung auf den Halß geladen. Und ob
wirs ihr wol beſtes Fleiſſes auß dem Sinne geredet/ hats doch
nichts
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |