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Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844.

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Ah, da hab ich Respekt, hier hab'ns noch keine Haus-
meister, die werd'n doch schön z'ruck seyn in der Kul-
tur.
(Klopft an das Thor.) He, aufg'macht! (Klopft
stärker.)
Aufg'macht! -- Es hört kein Mensch. --
Wenn ich nur die Wirthschafterin aufrebelln könnt,
das is die einzige Person, die mich kennt im Haus,
auf d'Letzt lassens mich gar nicht hinein -- ich werd
mit einem Sandkörnderl ans Fenster werfen.
(Nimmt
eines vom Boden auf, und wirft an das Glasfenster vorn.)

Es hört mich Niemand -- ich muß ein Steinl neh-
men
(Nimmt eins vom Boden auf und wirft es ans Fen-
ster.)
's nutzt noch nix -- ich muß 's mit ein größern
Steinl probirn
(Nimmt einen Stein auf, und wirft ihn
ins Fenster, die Scherben fallen herab, man hört von
Jnnen einen Schrei von Gertrud.)
Jetzt, glaub ich, hat
mich wer g'hört. Frau Gertrud! -- Frau Gertrud! --
Gertrud (von Jnnen).
Wo brennts?
Melchior.
Nirgends, komm d'Frau Gertrud nur zum
Fenster!
Gertrud
(eine Nachthaube auf dem Kopf, schaut zum Fenster heraus.)
Was is denn, um Alles in der Welt!?
Ah, da hab ich Reſpekt, hier hab’ns noch keine Haus-
meiſter, die werd’n doch ſchön z’ruck ſeyn in der Kul-
tur.
(Klopft an das Thor.) He, aufg’macht! (Klopft
ſtaͤrker.)
Aufg’macht! — Es hört kein Menſch. —
Wenn ich nur die Wirthſchafterin aufrebelln könnt,
das is die einzige Perſon, die mich kennt im Haus,
auf d’Letzt laſſens mich gar nicht hinein — ich werd
mit einem Sandkörnderl ans Fenſter werfen.
(Nimmt
eines vom Boden auf, und wirft an das Glasfenſter vorn.)

Es hört mich Niemand — ich muß ein Steinl neh-
men
(Nimmt eins vom Boden auf und wirft es ans Fen-
ſter.)
’s nutzt noch nix — ich muß ’s mit ein größern
Steinl probirn
(Nimmt einen Stein auf, und wirft ihn
ins Fenſter, die Scherben fallen herab, man hoͤrt von
Jnnen einen Schrei von Gertrud.)
Jetzt, glaub ich, hat
mich wer g’hört. Frau Gertrud! — Frau Gertrud! —
Gertrud (von Jnnen).
Wo brennts?
Melchior.
Nirgends, komm d’Frau Gertrud nur zum
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(eine Nachthaube auf dem Kopf, ſchaut zum Fenſter heraus.)
Was is denn, um Alles in der Welt!?
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[174/0180] Ah, da hab ich Reſpekt, hier hab’ns noch keine Haus- meiſter, die werd’n doch ſchön z’ruck ſeyn in der Kul- tur. (Klopft an das Thor.) He, aufg’macht! (Klopft ſtaͤrker.) Aufg’macht! — Es hört kein Menſch. — Wenn ich nur die Wirthſchafterin aufrebelln könnt, das is die einzige Perſon, die mich kennt im Haus, auf d’Letzt laſſens mich gar nicht hinein — ich werd mit einem Sandkörnderl ans Fenſter werfen. (Nimmt eines vom Boden auf, und wirft an das Glasfenſter vorn.) Es hört mich Niemand — ich muß ein Steinl neh- men (Nimmt eins vom Boden auf und wirft es ans Fen- ſter.) ’s nutzt noch nix — ich muß ’s mit ein größern Steinl probirn (Nimmt einen Stein auf, und wirft ihn ins Fenſter, die Scherben fallen herab, man hoͤrt von Jnnen einen Schrei von Gertrud.) Jetzt, glaub ich, hat mich wer g’hört. Frau Gertrud! — Frau Gertrud! — Gertrud (von Jnnen). Wo brennts? Melchior. Nirgends, komm d’Frau Gertrud nur zum Fenſter! Gertrud (eine Nachthaube auf dem Kopf, ſchaut zum Fenſter heraus.) Was is denn, um Alles in der Welt!?

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Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Einen Jux will er sich machen. Wien, 1844, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_jux_1844/180>, abgerufen am 21.11.2024.