Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Mondschein, da mög'ns einmal sag'n was woll'n,
Ich sind' er is auf einer Seiten g'schwoll'n.
Die Stern wer'n sich verkühl'n, ich sag's voraus,
Sie setzen sich zu stark der Nachtluft aus.
Der Sonn' ihr G'sundheit is jetzt a schon weg,
Durch'n Tubus sieht man's klar, sie hat die Fleck;
Aber laß'n das was oben g'schiecht,
Herunt schon sieht man, 's thuts in d'Länge nicht.
Sie hab'n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin,
Da is um ein Pfennig all's Mögliche d'rin;
Jetzt kommt g'wiß bald a Zeitschrift heraus, i parier,
Da krieg'n d'Pränumeranten umsonst Kost und
Quartier.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein Fall mehr lang.
Repetition.
Die Fixstern sag'ns seyn allweil auf ein Fleck,
's is erlog'n beim Tag sey'ns alle weg;
's bringt jetzt der allerbeste Astronom
Kein saubre Sonnenfinsterniß mehr z'samm.
Die Venus kriegt auch ganz ein and're G'stalt,
Wer kann davor, sie wird halt a schon alt;
Aber wenn auch ob'n schon Alles kracht,
Herunt ist was, was mir noch Hoffnung macht.
Wenn auch 's Meiste verkehrt wird, bald drent und
bald drüb'n,
Ihre Güte ist stets unverändert geblieb'n;
Der Mondſchein, da mög’ns einmal ſag’n was woll’n,
Ich ſind’ er is auf einer Seiten g’ſchwoll’n.
Die Stern wer’n ſich verkühl’n, ich ſag’s voraus,
Sie ſetzen ſich zu ſtark der Nachtluft aus.
Der Sonn’ ihr G’ſundheit is jetzt a ſchon weg,
Durch’n Tubus ſieht man’s klar, ſie hat die Fleck;
Aber laß’n das was oben g’ſchiecht,
Herunt ſchon ſieht man, ’s thuts in d’Länge nicht.
Sie hab’n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin,
Da is um ein Pfennig all’s Mögliche d’rin;
Jetzt kommt g’wiß bald a Zeitſchrift heraus, i parier,
Da krieg’n d’Pränumeranten umſonſt Koſt und
Quartier.
Da wird einem halt angſt und bang,
Die Welt ſteht auf kein Fall mehr lang.
Repetition.
Die Fixſtern ſag’ns ſeyn allweil auf ein Fleck,
’s is erlog’n beim Tag ſey’ns alle weg;
’s bringt jetzt der allerbeſte Aſtronom
Kein ſaubre Sonnenfinſterniß mehr z’ſamm.
Die Venus kriegt auch ganz ein and’re G’ſtalt,
Wer kann davor, ſie wird halt a ſchon alt;
Aber wenn auch ob’n ſchon Alles kracht,
Herunt iſt was, was mir noch Hoffnung macht.
Wenn auch ’s Meiſte verkehrt wird, bald drent und
bald drüb’n,
Ihre Güte iſt ſtets unverändert geblieb’n;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#KNI">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0115" n="109"/>
              <lg n="3">
                <l>Der Mond&#x017F;chein, da mög&#x2019;ns einmal &#x017F;ag&#x2019;n was woll&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Ich &#x017F;ind&#x2019; er is auf einer Seiten g&#x2019;&#x017F;chwoll&#x2019;n.</l><lb/>
                <l>Die Stern wer&#x2019;n &#x017F;ich verkühl&#x2019;n, ich &#x017F;ag&#x2019;s voraus,</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;etzen &#x017F;ich zu &#x017F;tark der Nachtluft aus.</l><lb/>
                <l>Der Sonn&#x2019; ihr G&#x2019;&#x017F;undheit is jetzt a &#x017F;chon weg,</l><lb/>
                <l>Durch&#x2019;n Tubus &#x017F;ieht man&#x2019;s klar, &#x017F;ie hat die Fleck;</l><lb/>
                <l>Aber laß&#x2019;n das was oben g&#x2019;&#x017F;chiecht,</l><lb/>
                <l>Herunt &#x017F;chon &#x017F;ieht man, &#x2019;s thuts in d&#x2019;Länge nicht.</l><lb/>
                <l>Sie hab&#x2019;n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin,</l><lb/>
                <l>Da is um ein Pfennig all&#x2019;s Mögliche d&#x2019;rin;</l><lb/>
                <l>Jetzt kommt g&#x2019;wiß bald a Zeit&#x017F;chrift heraus, i parier,</l><lb/>
                <l>Da krieg&#x2019;n d&#x2019;Pränumeranten um&#x017F;on&#x017F;t Ko&#x017F;t und</l><lb/>
                <l>Quartier.</l><lb/>
                <l>Da wird einem halt ang&#x017F;t und bang,</l><lb/>
                <l>Die Welt &#x017F;teht auf kein Fall mehr lang.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <stage><hi rendition="#g">Repetition</hi>.</stage><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Die Fix&#x017F;tern &#x017F;ag&#x2019;ns &#x017F;eyn allweil auf ein Fleck,</l><lb/>
                <l>&#x2019;s is erlog&#x2019;n beim Tag &#x017F;ey&#x2019;ns alle weg;</l><lb/>
                <l>&#x2019;s bringt jetzt der allerbe&#x017F;te A&#x017F;tronom</l><lb/>
                <l>Kein &#x017F;aubre Sonnenfin&#x017F;terniß mehr z&#x2019;&#x017F;amm.</l><lb/>
                <l>Die Venus kriegt auch ganz ein and&#x2019;re G&#x2019;&#x017F;talt,</l><lb/>
                <l>Wer kann davor, &#x017F;ie wird halt a &#x017F;chon alt;</l><lb/>
                <l>Aber wenn auch ob&#x2019;n &#x017F;chon Alles kracht,</l><lb/>
                <l>Herunt i&#x017F;t was, was mir noch Hoffnung macht.</l><lb/>
                <l>Wenn auch &#x2019;s Mei&#x017F;te verkehrt wird, bald drent und</l><lb/>
                <l>bald drüb&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Ihre Güte i&#x017F;t &#x017F;tets unverändert geblieb&#x2019;n;</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0115] Der Mondſchein, da mög’ns einmal ſag’n was woll’n, Ich ſind’ er is auf einer Seiten g’ſchwoll’n. Die Stern wer’n ſich verkühl’n, ich ſag’s voraus, Sie ſetzen ſich zu ſtark der Nachtluft aus. Der Sonn’ ihr G’ſundheit is jetzt a ſchon weg, Durch’n Tubus ſieht man’s klar, ſie hat die Fleck; Aber laß’n das was oben g’ſchiecht, Herunt ſchon ſieht man, ’s thuts in d’Länge nicht. Sie hab’n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin, Da is um ein Pfennig all’s Mögliche d’rin; Jetzt kommt g’wiß bald a Zeitſchrift heraus, i parier, Da krieg’n d’Pränumeranten umſonſt Koſt und Quartier. Da wird einem halt angſt und bang, Die Welt ſteht auf kein Fall mehr lang. Repetition. Die Fixſtern ſag’ns ſeyn allweil auf ein Fleck, ’s is erlog’n beim Tag ſey’ns alle weg; ’s bringt jetzt der allerbeſte Aſtronom Kein ſaubre Sonnenfinſterniß mehr z’ſamm. Die Venus kriegt auch ganz ein and’re G’ſtalt, Wer kann davor, ſie wird halt a ſchon alt; Aber wenn auch ob’n ſchon Alles kracht, Herunt iſt was, was mir noch Hoffnung macht. Wenn auch ’s Meiſte verkehrt wird, bald drent und bald drüb’n, Ihre Güte iſt ſtets unverändert geblieb’n;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/115
Zitationshilfe: Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nestroy_lumpacivagabundus_1835/115>, abgerufen am 24.11.2024.