Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835. Leim (indem er mit Zwirn und Knieriem vortritt). Jetzt sagt's mir aber, Kameraden, was fangen wir mit unserm Reichthum an? Ich hab' meinen Plan. Zwirn. O ich auch. Aber nur nobel! Knieriem. Ich hab' ganz eine eigene Idee. Leim. Ich reis' nach Wien morgen in aller Früh; find' ich meine Peppi noch ledig, so bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt; ist sie verheirathet, dann nutzt mich mein ganzer Reichthum nichts -- da geh' ich dann nach Haus, bau ein Spital für unglückliche Tischlergesellen, und da leg' ich zuerst mich selber hinein, und stirb auch d'rin. Zwirn. Nein, dieser Plan ist mir zu traurig. Ich werde von nun an mehr Don Juan, als Schnei- der seyn. Knieriem. Und ich hab' keine Leidenschaft, als die Astro- nomie, d'rum g'wöhn' ich mir's Biersaufen ab, und verleg mich von heut an bloß auf'n Wein. Auf's Jahr geht so die Welt zu Grund, da zieh' ich halt Leim (indem er mit Zwirn und Knieriem vortritt). Jetzt ſagt’s mir aber, Kameraden, was fangen wir mit unſerm Reichthum an? Ich hab’ meinen Plan. Zwirn. O ich auch. Aber nur nobel! Knieriem. Ich hab’ ganz eine eigene Idee. Leim. Ich reiſ’ nach Wien morgen in aller Früh; find’ ich meine Peppi noch ledig, ſo bin ich der glücklichſte Menſch auf der Welt; iſt ſie verheirathet, dann nutzt mich mein ganzer Reichthum nichts — da geh’ ich dann nach Haus, bau ein Spital für unglückliche Tiſchlergeſellen, und da leg’ ich zuerſt mich ſelber hinein, und ſtirb auch d’rin. Zwirn. Nein, dieſer Plan iſt mir zu traurig. Ich werde von nun an mehr Don Juan, als Schnei- der ſeyn. Knieriem. Und ich hab’ keine Leidenſchaft, als die Aſtro- nomie, d’rum g’wöhn’ ich mir’s Bierſaufen ab, und verleg mich von heut an bloß auf’n Wein. Auf’s Jahr geht ſo die Welt zu Grund, da zieh’ ich halt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0053" n="47"/> <sp who="#LEI"> <speaker> <hi rendition="#g">Leim</hi> </speaker><lb/> <stage>(indem er mit Zwirn und Knieriem vortritt).</stage><lb/> <p>Jetzt ſagt’s mir aber, Kameraden, was fangen<lb/> wir mit unſerm Reichthum an? Ich hab’ meinen<lb/> Plan.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>O ich auch. Aber nur nobel!</p> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich hab’ ganz eine eigene Idee.</p> </sp><lb/> <sp who="#LEI"> <speaker><hi rendition="#g">Leim</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich reiſ’ nach Wien morgen in aller Früh;<lb/> find’ ich meine Peppi noch ledig, ſo bin ich der<lb/> glücklichſte Menſch auf der Welt; iſt ſie verheirathet,<lb/> dann nutzt mich mein ganzer Reichthum nichts —<lb/> da geh’ ich dann nach Haus, bau ein Spital für<lb/> unglückliche Tiſchlergeſellen, und da leg’ ich zuerſt<lb/> mich ſelber hinein, und ſtirb auch d’rin.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, dieſer Plan iſt mir zu traurig. Ich<lb/> werde von nun an mehr Don Juan, als Schnei-<lb/> der ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#KNI"> <speaker><hi rendition="#g">Knieriem</hi>.</speaker><lb/> <p>Und ich hab’ keine Leidenſchaft, als die Aſtro-<lb/> nomie, d’rum g’wöhn’ ich mir’s Bierſaufen ab, und<lb/> verleg mich von heut an bloß auf’n Wein. Auf’s<lb/> Jahr geht ſo die Welt zu Grund, da zieh’ ich halt<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0053]
Leim
(indem er mit Zwirn und Knieriem vortritt).
Jetzt ſagt’s mir aber, Kameraden, was fangen
wir mit unſerm Reichthum an? Ich hab’ meinen
Plan.
Zwirn.
O ich auch. Aber nur nobel!
Knieriem.
Ich hab’ ganz eine eigene Idee.
Leim.
Ich reiſ’ nach Wien morgen in aller Früh;
find’ ich meine Peppi noch ledig, ſo bin ich der
glücklichſte Menſch auf der Welt; iſt ſie verheirathet,
dann nutzt mich mein ganzer Reichthum nichts —
da geh’ ich dann nach Haus, bau ein Spital für
unglückliche Tiſchlergeſellen, und da leg’ ich zuerſt
mich ſelber hinein, und ſtirb auch d’rin.
Zwirn.
Nein, dieſer Plan iſt mir zu traurig. Ich
werde von nun an mehr Don Juan, als Schnei-
der ſeyn.
Knieriem.
Und ich hab’ keine Leidenſchaft, als die Aſtro-
nomie, d’rum g’wöhn’ ich mir’s Bierſaufen ab, und
verleg mich von heut an bloß auf’n Wein. Auf’s
Jahr geht ſo die Welt zu Grund, da zieh’ ich halt
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