Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.chen Auftritten in Haufen daneben standen, Wenn nun schon unsre Bürgersöhne sich Hätte ich selbst nicht auch jenen Wider- chen Auftritten in Haufen daneben ſtanden, Wenn nun ſchon unſre Buͤrgerſoͤhne ſich Haͤtte ich ſelbſt nicht auch jenen Wider- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="84"/> chen Auftritten in Haufen daneben ſtanden,<lb/> weinten, ſchrieen, baten und von den Bar-<lb/> baren rauh und unſanft abgefuͤhrt wurden.<lb/> Klagen bei den Obern fanden nicht ſtatt,<lb/> oder wurden verſpottet: denn Dieſe dach-<lb/> ten, wie ihre Untergebenen, und ſahen mit<lb/> kalter Geringſchaͤtzung auf Alles herab, was<lb/> nicht den blauen Rock ihres Koͤnigs trug.</p><lb/> <p>Wenn nun ſchon unſre Buͤrgerſoͤhne ſich<lb/> damals ſo ungern unter die militairiſche<lb/> Fuchtel beugten, ſo wird es um ſo begreifli-<lb/> cher, daß inſonderheit die jungen Seefahrer<lb/> unter ihnen dieſen Abſcheu in noch verſtaͤrk-<lb/> tem Maaſſe bei ſich empfanden, je fruͤher ſie<lb/> bereits auswaͤrts die goldne Freiheit ge-<lb/> koſtet hatten, und je weniger uͤberhaupt<lb/> ihre Handthierung mit dem harten und ge-<lb/> zwungenen Soldatendienſte uͤbereinſtimmte.<lb/> Wer es alſo irgend vermochte, entzog ſich<lb/> dieſer Sklaverei lieber durch die Flucht in’s<lb/> Ausland, und gieng dadurch dem Staate<lb/> gewoͤhnlich fuͤr immer verloren. Aber auch<lb/> der Handelsſtand hat es ſtets ſchmerzlich<lb/> empfunden, der ſich nun fuͤr die Schiffahrt<lb/> oft mit den untauglichſten Leuten behelfen<lb/> mußte.</p><lb/> <p>Haͤtte ich ſelbſt nicht auch jenen Wider-<lb/> willen gegen ein ſo gebundenes Leben ſo leb-<lb/> haft gefuͤhlt, als irgend Einer unter meinen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0100]
chen Auftritten in Haufen daneben ſtanden,
weinten, ſchrieen, baten und von den Bar-
baren rauh und unſanft abgefuͤhrt wurden.
Klagen bei den Obern fanden nicht ſtatt,
oder wurden verſpottet: denn Dieſe dach-
ten, wie ihre Untergebenen, und ſahen mit
kalter Geringſchaͤtzung auf Alles herab, was
nicht den blauen Rock ihres Koͤnigs trug.
Wenn nun ſchon unſre Buͤrgerſoͤhne ſich
damals ſo ungern unter die militairiſche
Fuchtel beugten, ſo wird es um ſo begreifli-
cher, daß inſonderheit die jungen Seefahrer
unter ihnen dieſen Abſcheu in noch verſtaͤrk-
tem Maaſſe bei ſich empfanden, je fruͤher ſie
bereits auswaͤrts die goldne Freiheit ge-
koſtet hatten, und je weniger uͤberhaupt
ihre Handthierung mit dem harten und ge-
zwungenen Soldatendienſte uͤbereinſtimmte.
Wer es alſo irgend vermochte, entzog ſich
dieſer Sklaverei lieber durch die Flucht in’s
Ausland, und gieng dadurch dem Staate
gewoͤhnlich fuͤr immer verloren. Aber auch
der Handelsſtand hat es ſtets ſchmerzlich
empfunden, der ſich nun fuͤr die Schiffahrt
oft mit den untauglichſten Leuten behelfen
mußte.
Haͤtte ich ſelbſt nicht auch jenen Wider-
willen gegen ein ſo gebundenes Leben ſo leb-
haft gefuͤhlt, als irgend Einer unter meinen
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