Blöße zu decken suchen. Also wanderte ich getrost zu der nächstgelegenen Holzwärterei Grünhausen; klopfte den Bowohner (Er hieß Krössin) hervor; gab mich zu erkennen und bat um Aufnahme. Seine abschlägige Ant- wort durfte mich nicht befremden, da es der- zeiten hart verboten war, Flüchtlinge meiner Art zu hegen, die vielmehr sofort angehalten und ausgeliefert werden sollten. Jch be- schränkte demnach meine Bitten auf irgend eine Kopfbedeckung und ein Paar Strümpfe. Der ehrliche Kerl reichte mir seine Schlaf- mütze vom Kopf und ein Paar hölzerne Pan- toffeln von seinen Füßen, und fügte den Rath hinzu, mich eiligst zu entfernen, weil es auch bei ihm nichts weniger als sicher sey, da er gleichfalls einen Sohn im Hause habe, dem, obwohl er krank und elend sey, von den Sol- daten nachgetrachtet werde.
So auf's abentheuerlichste ausstaffiert, be- gab ich mich nach der Maykuhle zurück, um eine anderweitige Zuflucht aufzusuchen. Es stand dort, wie ich wußte, ein alter Schiffs- rumpf hoch auf dem Strande, der im Som- mer als ein Bierschank benutzt zu werden pflegte. An diesem kletterte ich hinan; stieg oben durch das Rauchfangs-Loch, und duckte mich da vor der Kälte in einen Winkel zu- sammen. Darüber gieng endlich die lang-
Bloͤße zu decken ſuchen. Alſo wanderte ich getroſt zu der naͤchſtgelegenen Holzwaͤrterei Gruͤnhauſen; klopfte den Bowohner (Er hieß Kroͤſſin) hervor; gab mich zu erkennen und bat um Aufnahme. Seine abſchlaͤgige Ant- wort durfte mich nicht befremden, da es der- zeiten hart verboten war, Fluͤchtlinge meiner Art zu hegen, die vielmehr ſofort angehalten und ausgeliefert werden ſollten. Jch be- ſchraͤnkte demnach meine Bitten auf irgend eine Kopfbedeckung und ein Paar Struͤmpfe. Der ehrliche Kerl reichte mir ſeine Schlaf- muͤtze vom Kopf und ein Paar hoͤlzerne Pan- toffeln von ſeinen Fuͤßen, und fuͤgte den Rath hinzu, mich eiligſt zu entfernen, weil es auch bei ihm nichts weniger als ſicher ſey, da er gleichfalls einen Sohn im Hauſe habe, dem, obwohl er krank und elend ſey, von den Sol- daten nachgetrachtet werde.
So auf’s abentheuerlichſte ausſtaffiert, be- gab ich mich nach der Maykuhle zuruͤck, um eine anderweitige Zuflucht aufzuſuchen. Es ſtand dort, wie ich wußte, ein alter Schiffs- rumpf hoch auf dem Strande, der im Som- mer als ein Bierſchank benutzt zu werden pflegte. An dieſem kletterte ich hinan; ſtieg oben durch das Rauchfangs-Loch, und duckte mich da vor der Kaͤlte in einen Winkel zu- ſammen. Daruͤber gieng endlich die lang-
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Bloͤße zu decken ſuchen. Alſo wanderte ich
getroſt zu der naͤchſtgelegenen Holzwaͤrterei
Gruͤnhauſen; klopfte den Bowohner (Er hieß
Kroͤſſin) hervor; gab mich zu erkennen und
bat um Aufnahme. Seine abſchlaͤgige Ant-
wort durfte mich nicht befremden, da es der-
zeiten hart verboten war, Fluͤchtlinge meiner
Art zu hegen, die vielmehr ſofort angehalten
und ausgeliefert werden ſollten. Jch be-
ſchraͤnkte demnach meine Bitten auf irgend
eine Kopfbedeckung und ein Paar Struͤmpfe.
Der ehrliche Kerl reichte mir ſeine Schlaf-
muͤtze vom Kopf und ein Paar hoͤlzerne Pan-
toffeln von ſeinen Fuͤßen, und fuͤgte den Rath
hinzu, mich eiligſt zu entfernen, weil es auch
bei ihm nichts weniger als ſicher ſey, da er
gleichfalls einen Sohn im Hauſe habe, dem,
obwohl er krank und elend ſey, von den Sol-
daten nachgetrachtet werde.
So auf’s abentheuerlichſte ausſtaffiert, be-
gab ich mich nach der Maykuhle zuruͤck, um
eine anderweitige Zuflucht aufzuſuchen. Es
ſtand dort, wie ich wußte, ein alter Schiffs-
rumpf hoch auf dem Strande, der im Som-
mer als ein Bierſchank benutzt zu werden
pflegte. An dieſem kletterte ich hinan; ſtieg
oben durch das Rauchfangs-Loch, und duckte
mich da vor der Kaͤlte in einen Winkel zu-
ſammen. Daruͤber gieng endlich die lang-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/106>, abgerufen am 21.11.2024.
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