über Bord!" -- "Nun denn, nicht lange besonnen! Frisch, daß wir ihm helfen!" -- Sogleich griff ich nach allem Tauwerk, das mir zunächst zur Hand kam, und ließ die Enden über Bord laufen, damit sich der Un- glückliche vielleicht daran halten möchte. Das Gleiche that ich hinten auf dem Ka- jüten-Deck; aber immer noch, ohne zu wis- sen, nach welcher Seite ich ihn eigentlich zu suchen hatte, da das Schiff eine fliegende Fahrt lief. Endlich nahm ich wahr, daß er hinten im Kielwasser in die Höhe tauchte, sich in einer Entfernung von zehn oder zwan- zig Klaftern hinter dem Schiffe zum Schwim- men umwarf und nun mit Macht zu Ru- dern begann. Daß er ein fertiger Schwim- mer sey, der in Ostindien wohl Strecken von mehr als einer Viertelmeile zurückgelegt habe, hatte er selbst mir oftmals erzählt, und auch wohl hinzugesetzt: Er glaube gar nicht, daß er ersaufen könne.
Sobald ich Seiner ansichtig wurde, holte ich das Ruder nach der Steuerbord-Seite, um das Schiff bei den Wind zu legen und dadurch möglichst aufzuhalten. Jn dieser Stellung aber legte es sich (da es ohnehin der tiefen Ladung wegen nur wenig Bord hielt) so übermäßig auf die Seite, daß so- gar die Kajüten-Thüre unter Wasser ge- rieth und dasselbe wie zu einer Schleuse
uͤber Bord!‟ — „Nun denn, nicht lange beſonnen! Friſch, daß wir ihm helfen!‟ — Sogleich griff ich nach allem Tauwerk, das mir zunaͤchſt zur Hand kam, und ließ die Enden uͤber Bord laufen, damit ſich der Un- gluͤckliche vielleicht daran halten moͤchte. Das Gleiche that ich hinten auf dem Ka- juͤten-Deck; aber immer noch, ohne zu wiſ- ſen, nach welcher Seite ich ihn eigentlich zu ſuchen hatte, da das Schiff eine fliegende Fahrt lief. Endlich nahm ich wahr, daß er hinten im Kielwaſſer in die Hoͤhe tauchte, ſich in einer Entfernung von zehn oder zwan- zig Klaftern hinter dem Schiffe zum Schwim- men umwarf und nun mit Macht zu Ru- dern begann. Daß er ein fertiger Schwim- mer ſey, der in Oſtindien wohl Strecken von mehr als einer Viertelmeile zuruͤckgelegt habe, hatte er ſelbſt mir oftmals erzaͤhlt, und auch wohl hinzugeſetzt: Er glaube gar nicht, daß er erſaufen koͤnne.
Sobald ich Seiner anſichtig wurde, holte ich das Ruder nach der Steuerbord-Seite, um das Schiff bei den Wind zu legen und dadurch moͤglichſt aufzuhalten. Jn dieſer Stellung aber legte es ſich (da es ohnehin der tiefen Ladung wegen nur wenig Bord hielt) ſo uͤbermaͤßig auf die Seite, daß ſo- gar die Kajuͤten-Thuͤre unter Waſſer ge- rieth und daſſelbe wie zu einer Schleuſe
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uͤber Bord!‟ — „Nun denn, nicht lange
beſonnen! Friſch, daß wir ihm helfen!‟ —
Sogleich griff ich nach allem Tauwerk, das
mir zunaͤchſt zur Hand kam, und ließ die
Enden uͤber Bord laufen, damit ſich der Un-
gluͤckliche vielleicht daran halten moͤchte.
Das Gleiche that ich hinten auf dem Ka-
juͤten-Deck; aber immer noch, ohne zu wiſ-
ſen, nach welcher Seite ich ihn eigentlich zu
ſuchen hatte, da das Schiff eine fliegende
Fahrt lief. Endlich nahm ich wahr, daß er
hinten im Kielwaſſer in die Hoͤhe tauchte,
ſich in einer Entfernung von zehn oder zwan-
zig Klaftern hinter dem Schiffe zum Schwim-
men umwarf und nun mit Macht zu Ru-
dern begann. Daß er ein fertiger Schwim-
mer ſey, der in Oſtindien wohl Strecken
von mehr als einer Viertelmeile zuruͤckgelegt
habe, hatte er ſelbſt mir oftmals erzaͤhlt,
und auch wohl hinzugeſetzt: Er glaube gar
nicht, daß er erſaufen koͤnne.
Sobald ich Seiner anſichtig wurde, holte
ich das Ruder nach der Steuerbord-Seite,
um das Schiff bei den Wind zu legen und
dadurch moͤglichſt aufzuhalten. Jn dieſer
Stellung aber legte es ſich (da es ohnehin
der tiefen Ladung wegen nur wenig Bord
hielt) ſo uͤbermaͤßig auf die Seite, daß ſo-
gar die Kajuͤten-Thuͤre unter Waſſer ge-
rieth und daſſelbe wie zu einer Schleuſe
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/139>, abgerufen am 21.11.2024.
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