Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.würde. Zugleich aber mußt' ich ihr leider Nach diesem betrübenden Abschiede langte 1. Bändchen. (9)
wuͤrde. Zugleich aber mußt’ ich ihr leider Nach dieſem betruͤbenden Abſchiede langte 1. Bändchen. (9)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0145" n="129"/> wuͤrde. Zugleich aber mußt’ ich ihr leider<lb/> auch ankuͤndigen, daß ſowohl ſeine Baarſchaf-<lb/> ten, als eine Menge andrer Sachen von<lb/> Werthe, auf eine, uns Allen unbegreifliche<lb/> Weiſe, unter ſeinem Nachlaß vermißt wuͤr-<lb/> den, wofern ſich nicht etwa noch in ſeinen<lb/> Papieren daruͤber eine naͤhere Auskunft ergaͤbe.</p><lb/> <p>Nach dieſem betruͤbenden Abſchiede langte<lb/> ich mit dem Schiffe bei Koͤnigsberg an und<lb/> meldete mich bei den Rheedern deſſelben.<lb/> Hier war es ſofort das Erſte, daß wir ſaͤm̃t-<lb/> liches Schiffsvolk zu einer eidlichen Erklaͤrung<lb/> uͤber alle einzelnen Umſtaͤnde des dem Schif-<lb/> fer widerfahrnen Ungluͤcks aufgefordert wur-<lb/> den. Wir Alle, und ich inſonderheit, muß-<lb/> ten uns auf gleiche Weiſe von jedem Ver-<lb/> dachte einer Veruntreuung ſeines Eigenthums<lb/> reinigen und unſre Unkenntniß, wohin die<lb/> verſchwundenen Sachen gekommen, erhaͤrten.<lb/> Haͤtte nur dieſe gerichtliche Prozedur zugleich<lb/> auch meine Unſchuld vor den Augen der Welt<lb/> und der giftigen Stimme der Laͤſterung zu<lb/> rechtfertigen vermocht! Aber leider! fiel hier<lb/> die Sache ganz anders! Jch mußte mir hinter<lb/> meinem Ruͤcken Dinge nachſagen laſſen, an<lb/> die meine Seele nie gedacht hatte. Jch galt<lb/> wohl uͤberall fuͤr den Dieb, der Wittwen und<lb/> Waiſen verkuͤrzt habe, und mußte es duldeu,<lb/> daß oftmals auch in meinem Beiſeyn mit<lb/> ſpitzigen Worten auf dergleichen gedeutelt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">1. Bändchen. (9)</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0145]
wuͤrde. Zugleich aber mußt’ ich ihr leider
auch ankuͤndigen, daß ſowohl ſeine Baarſchaf-
ten, als eine Menge andrer Sachen von
Werthe, auf eine, uns Allen unbegreifliche
Weiſe, unter ſeinem Nachlaß vermißt wuͤr-
den, wofern ſich nicht etwa noch in ſeinen
Papieren daruͤber eine naͤhere Auskunft ergaͤbe.
Nach dieſem betruͤbenden Abſchiede langte
ich mit dem Schiffe bei Koͤnigsberg an und
meldete mich bei den Rheedern deſſelben.
Hier war es ſofort das Erſte, daß wir ſaͤm̃t-
liches Schiffsvolk zu einer eidlichen Erklaͤrung
uͤber alle einzelnen Umſtaͤnde des dem Schif-
fer widerfahrnen Ungluͤcks aufgefordert wur-
den. Wir Alle, und ich inſonderheit, muß-
ten uns auf gleiche Weiſe von jedem Ver-
dachte einer Veruntreuung ſeines Eigenthums
reinigen und unſre Unkenntniß, wohin die
verſchwundenen Sachen gekommen, erhaͤrten.
Haͤtte nur dieſe gerichtliche Prozedur zugleich
auch meine Unſchuld vor den Augen der Welt
und der giftigen Stimme der Laͤſterung zu
rechtfertigen vermocht! Aber leider! fiel hier
die Sache ganz anders! Jch mußte mir hinter
meinem Ruͤcken Dinge nachſagen laſſen, an
die meine Seele nie gedacht hatte. Jch galt
wohl uͤberall fuͤr den Dieb, der Wittwen und
Waiſen verkuͤrzt habe, und mußte es duldeu,
daß oftmals auch in meinem Beiſeyn mit
ſpitzigen Worten auf dergleichen gedeutelt
1. Bändchen. (9)
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