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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Nicht lange aber, so blitzte noch ein zweiter
Schuß von der Seite nach mir auf; und die-
ser kam von einem andern Vorposten-Schiffe,
dem ich ebensowenig Rede zu stehen geson-
nen war.

Nunmehr machten beide Galleyen die
ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und
kamen mir in der That nahe genug, daß
unter den unzähligen Kugeln, womit sie mich
begrüßten, viere durch meine Segel giengen.
Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp
über. Hier aber kamen mir bereits drei
von unsern Preussischen armirten Fahrzeugen
entgegen, die gewöhnlich bei Ziegenort lagen
und durch das nächtliche Schiessen allarmirt
worden waren. Unter ihrem Schutze hin-
derte mich denn nichts, meinen Bestimmungs-
ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.

Während ich hier lag, kam der Friede
mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen
benutzend, macht' ich schnell hinter einander
eine Reihe glücklicher Fahrten; von Stettin
nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach
der dritten Belagerung und bei den zerstör-
ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit
einer Ladung Wein nach Königsberg und
wiederum dahin zurück mit Roggen. Auf
dieser letztern Reise kreuzte ich, bei widrigem
Winde, unter der Halbinsel Hela vor Danzig;
und hier sah ich ein großes russisches Schiff

Nicht lange aber, ſo blitzte noch ein zweiter
Schuß von der Seite nach mir auf; und die-
ſer kam von einem andern Vorpoſten-Schiffe,
dem ich ebenſowenig Rede zu ſtehen geſon-
nen war.

Nunmehr machten beide Galleyen die
ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und
kamen mir in der That nahe genug, daß
unter den unzaͤhligen Kugeln, womit ſie mich
begruͤßten, viere durch meine Segel giengen.
Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp
uͤber. Hier aber kamen mir bereits drei
von unſern Preuſſiſchen armirten Fahrzeugen
entgegen, die gewoͤhnlich bei Ziegenort lagen
und durch das naͤchtliche Schieſſen allarmirt
worden waren. Unter ihrem Schutze hin-
derte mich denn nichts, meinen Beſtimmungs-
ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.

Waͤhrend ich hier lag, kam der Friede
mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen
benutzend, macht’ ich ſchnell hinter einander
eine Reihe gluͤcklicher Fahrten; von Stettin
nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach
der dritten Belagerung und bei den zerſtoͤr-
ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit
einer Ladung Wein nach Koͤnigsberg und
wiederum dahin zuruͤck mit Roggen. Auf
dieſer letztern Reiſe kreuzte ich, bei widrigem
Winde, unter der Halbinſel Hela vor Danzig;
und hier ſah ich ein großes ruſſiſches Schiff

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[139/0155] Nicht lange aber, ſo blitzte noch ein zweiter Schuß von der Seite nach mir auf; und die- ſer kam von einem andern Vorpoſten-Schiffe, dem ich ebenſowenig Rede zu ſtehen geſon- nen war. Nunmehr machten beide Galleyen die ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und kamen mir in der That nahe genug, daß unter den unzaͤhligen Kugeln, womit ſie mich begruͤßten, viere durch meine Segel giengen. Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp uͤber. Hier aber kamen mir bereits drei von unſern Preuſſiſchen armirten Fahrzeugen entgegen, die gewoͤhnlich bei Ziegenort lagen und durch das naͤchtliche Schieſſen allarmirt worden waren. Unter ihrem Schutze hin- derte mich denn nichts, meinen Beſtimmungs- ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern. Waͤhrend ich hier lag, kam der Friede mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen benutzend, macht’ ich ſchnell hinter einander eine Reihe gluͤcklicher Fahrten; von Stettin nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach der dritten Belagerung und bei den zerſtoͤr- ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit einer Ladung Wein nach Koͤnigsberg und wiederum dahin zuruͤck mit Roggen. Auf dieſer letztern Reiſe kreuzte ich, bei widrigem Winde, unter der Halbinſel Hela vor Danzig; und hier ſah ich ein großes ruſſiſches Schiff

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/155>, abgerufen am 16.05.2024.