Nicht lange aber, so blitzte noch ein zweiter Schuß von der Seite nach mir auf; und die- ser kam von einem andern Vorposten-Schiffe, dem ich ebensowenig Rede zu stehen geson- nen war.
Nunmehr machten beide Galleyen die ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und kamen mir in der That nahe genug, daß unter den unzähligen Kugeln, womit sie mich begrüßten, viere durch meine Segel giengen. Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp über. Hier aber kamen mir bereits drei von unsern Preussischen armirten Fahrzeugen entgegen, die gewöhnlich bei Ziegenort lagen und durch das nächtliche Schiessen allarmirt worden waren. Unter ihrem Schutze hin- derte mich denn nichts, meinen Bestimmungs- ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.
Während ich hier lag, kam der Friede mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen benutzend, macht' ich schnell hinter einander eine Reihe glücklicher Fahrten; von Stettin nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach der dritten Belagerung und bei den zerstör- ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit einer Ladung Wein nach Königsberg und wiederum dahin zurück mit Roggen. Auf dieser letztern Reise kreuzte ich, bei widrigem Winde, unter der Halbinsel Hela vor Danzig; und hier sah ich ein großes russisches Schiff
Nicht lange aber, ſo blitzte noch ein zweiter Schuß von der Seite nach mir auf; und die- ſer kam von einem andern Vorpoſten-Schiffe, dem ich ebenſowenig Rede zu ſtehen geſon- nen war.
Nunmehr machten beide Galleyen die ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und kamen mir in der That nahe genug, daß unter den unzaͤhligen Kugeln, womit ſie mich begruͤßten, viere durch meine Segel giengen. Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp uͤber. Hier aber kamen mir bereits drei von unſern Preuſſiſchen armirten Fahrzeugen entgegen, die gewoͤhnlich bei Ziegenort lagen und durch das naͤchtliche Schieſſen allarmirt worden waren. Unter ihrem Schutze hin- derte mich denn nichts, meinen Beſtimmungs- ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.
Waͤhrend ich hier lag, kam der Friede mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen benutzend, macht’ ich ſchnell hinter einander eine Reihe gluͤcklicher Fahrten; von Stettin nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach der dritten Belagerung und bei den zerſtoͤr- ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit einer Ladung Wein nach Koͤnigsberg und wiederum dahin zuruͤck mit Roggen. Auf dieſer letztern Reiſe kreuzte ich, bei widrigem Winde, unter der Halbinſel Hela vor Danzig; und hier ſah ich ein großes ruſſiſches Schiff
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0155"n="139"/>
Nicht lange aber, ſo blitzte noch ein zweiter<lb/>
Schuß von der Seite nach mir auf; und die-<lb/>ſer kam von einem andern Vorpoſten-Schiffe,<lb/>
dem ich ebenſowenig Rede zu ſtehen geſon-<lb/>
nen war.</p><lb/><p>Nunmehr machten beide Galleyen die<lb/>
ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und<lb/>
kamen mir in der That nahe genug, daß<lb/>
unter den unzaͤhligen Kugeln, womit ſie mich<lb/>
begruͤßten, viere durch meine Segel giengen.<lb/>
Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp<lb/>
uͤber. Hier aber kamen mir bereits drei<lb/>
von unſern Preuſſiſchen armirten Fahrzeugen<lb/>
entgegen, die gewoͤhnlich bei Ziegenort lagen<lb/>
und durch das naͤchtliche Schieſſen allarmirt<lb/>
worden waren. Unter ihrem Schutze hin-<lb/>
derte mich denn nichts, meinen Beſtimmungs-<lb/>
ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.</p><lb/><p>Waͤhrend ich hier lag, kam der Friede<lb/>
mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen<lb/>
benutzend, macht’ ich ſchnell hinter einander<lb/>
eine Reihe gluͤcklicher Fahrten; von Stettin<lb/>
nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach<lb/>
der dritten Belagerung und bei den zerſtoͤr-<lb/>
ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit<lb/>
einer Ladung Wein nach Koͤnigsberg und<lb/>
wiederum dahin zuruͤck mit Roggen. Auf<lb/>
dieſer letztern Reiſe kreuzte ich, bei widrigem<lb/>
Winde, unter der Halbinſel Hela vor Danzig;<lb/>
und hier ſah ich ein großes ruſſiſches Schiff<lb/></p></div></body></text></TEI>
[139/0155]
Nicht lange aber, ſo blitzte noch ein zweiter
Schuß von der Seite nach mir auf; und die-
ſer kam von einem andern Vorpoſten-Schiffe,
dem ich ebenſowenig Rede zu ſtehen geſon-
nen war.
Nunmehr machten beide Galleyen die
ganze Nacht hindurch Jagd auf mich und
kamen mir in der That nahe genug, daß
unter den unzaͤhligen Kugeln, womit ſie mich
begruͤßten, viere durch meine Segel giengen.
Mit Tages-Anbruch war ich gegen Neu-Warp
uͤber. Hier aber kamen mir bereits drei
von unſern Preuſſiſchen armirten Fahrzeugen
entgegen, die gewoͤhnlich bei Ziegenort lagen
und durch das naͤchtliche Schieſſen allarmirt
worden waren. Unter ihrem Schutze hin-
derte mich denn nichts, meinen Beſtimmungs-
ort zu erreichen und meine Fracht abzuliefern.
Waͤhrend ich hier lag, kam der Friede
mit Rußland zu Stande. Die Conjuncturen
benutzend, macht’ ich ſchnell hinter einander
eine Reihe gluͤcklicher Fahrten; von Stettin
nach Colberg mit Salz, woran es dort, nach
der dritten Belagerung und bei den zerſtoͤr-
ten Salzkoten, dringend fehlte; von hier mit
einer Ladung Wein nach Koͤnigsberg und
wiederum dahin zuruͤck mit Roggen. Auf
dieſer letztern Reiſe kreuzte ich, bei widrigem
Winde, unter der Halbinſel Hela vor Danzig;
und hier ſah ich ein großes ruſſiſches Schiff
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/155>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.