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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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einen Anker nach hinten in die See hinaus-
zubringen und durch vereinte Arbeit an der
Ankerwinde dem Fahrzeuge einen Schuß nach
hinten in die Tiefe zu verschaffen, wo es
dann leicht wieder flott werden dürfte.

Diesen Vorschlag setzte ich nunmehr einem
russischen Sergeanten auseinander, der etwas
Deutsch konnte und sich an mich gewandt hat-
te, nunmehr aber den Officier in seiner Prü-
gelei, womit derselbe noch immer, wie rasend,
fortfuhr, unterbrach und ihm meine Mey-
nung mittheilte. Je mehr der Mensch vor-
her den Kopf verloren hatte, um so gewis-
ser erschien ich ihm jetzt als ein Engel vom
Himmel. Er war von meinem Anschlage
ganz, wie elektrisirt; fiel mir um den Hals,
nnd drang mir sogar seinen Stock auf, mit
der Bitte, Alles zu commandiren und anzu-
ordnen, wie ich es für das Beste erachten
würde. Mit so voller Gewalt bekleidet, griff
ich auch sofort mein Werk mit Feuer an.
Der Anker ward ausgebracht; während Al-
les, was eine Hand regen konnte, die Bom-
ben, Kugeln u. s. w. möglichst nach hinten
transportiren mußte. Dadurch senkte sich
das Schiff hier wirklich auch so tief, daß das
Wasser fast bis an die Kajüten-Fenster stieg,
ohne daß gleichwohl der Kiel hier den Grund
erreichte. Jetzt, ließ ich mit Gewalt auf
den Anker winden, und -- siehe da! nach 2

einen Anker nach hinten in die See hinaus-
zubringen und durch vereinte Arbeit an der
Ankerwinde dem Fahrzeuge einen Schuß nach
hinten in die Tiefe zu verſchaffen, wo es
dann leicht wieder flott werden duͤrfte.

Dieſen Vorſchlag ſetzte ich nunmehr einem
ruſſiſchen Sergeanten auseinander, der etwas
Deutſch konnte und ſich an mich gewandt hat-
te, nunmehr aber den Officier in ſeiner Pruͤ-
gelei, womit derſelbe noch immer, wie raſend,
fortfuhr, unterbrach und ihm meine Mey-
nung mittheilte. Je mehr der Menſch vor-
her den Kopf verloren hatte, um ſo gewiſ-
ſer erſchien ich ihm jetzt als ein Engel vom
Himmel. Er war von meinem Anſchlage
ganz, wie elektriſirt; fiel mir um den Hals,
nnd drang mir ſogar ſeinen Stock auf, mit
der Bitte, Alles zu commandiren und anzu-
ordnen, wie ich es fuͤr das Beſte erachten
wuͤrde. Mit ſo voller Gewalt bekleidet, griff
ich auch ſofort mein Werk mit Feuer an.
Der Anker ward ausgebracht; waͤhrend Al-
les, was eine Hand regen konnte, die Bom-
ben, Kugeln u. ſ. w. moͤglichſt nach hinten
tranſportiren mußte. Dadurch ſenkte ſich
das Schiff hier wirklich auch ſo tief, daß das
Waſſer faſt bis an die Kajuͤten-Fenſter ſtieg,
ohne daß gleichwohl der Kiel hier den Grund
erreichte. Jetzt, ließ ich mit Gewalt auf
den Anker winden, und — ſiehe da! nach 2

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[141/0157] einen Anker nach hinten in die See hinaus- zubringen und durch vereinte Arbeit an der Ankerwinde dem Fahrzeuge einen Schuß nach hinten in die Tiefe zu verſchaffen, wo es dann leicht wieder flott werden duͤrfte. Dieſen Vorſchlag ſetzte ich nunmehr einem ruſſiſchen Sergeanten auseinander, der etwas Deutſch konnte und ſich an mich gewandt hat- te, nunmehr aber den Officier in ſeiner Pruͤ- gelei, womit derſelbe noch immer, wie raſend, fortfuhr, unterbrach und ihm meine Mey- nung mittheilte. Je mehr der Menſch vor- her den Kopf verloren hatte, um ſo gewiſ- ſer erſchien ich ihm jetzt als ein Engel vom Himmel. Er war von meinem Anſchlage ganz, wie elektriſirt; fiel mir um den Hals, nnd drang mir ſogar ſeinen Stock auf, mit der Bitte, Alles zu commandiren und anzu- ordnen, wie ich es fuͤr das Beſte erachten wuͤrde. Mit ſo voller Gewalt bekleidet, griff ich auch ſofort mein Werk mit Feuer an. Der Anker ward ausgebracht; waͤhrend Al- les, was eine Hand regen konnte, die Bom- ben, Kugeln u. ſ. w. moͤglichſt nach hinten tranſportiren mußte. Dadurch ſenkte ſich das Schiff hier wirklich auch ſo tief, daß das Waſſer faſt bis an die Kajuͤten-Fenſter ſtieg, ohne daß gleichwohl der Kiel hier den Grund erreichte. Jetzt, ließ ich mit Gewalt auf den Anker winden, und — ſiehe da! nach 2

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung01_1821/157>, abgerufen am 16.05.2024.