Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.Unsre Fahrt gieng indeß so pfeilschnell vor- Sobald ich hier mein Schiff reparirt Weniger bedenklich, als Andre, war ich Unſre Fahrt gieng indeß ſo pfeilſchnell vor- Sobald ich hier mein Schiff reparirt Weniger bedenklich, als Andre, war ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="148"/> Unſre Fahrt gieng indeß ſo pfeilſchnell vor-<lb/> waͤrts, daß ich nicht nur am andern Tage,<lb/> Nachmittags um 2 Uhr, und alſo binnen<lb/> 28 Stunden, Pillau erreichte, ſondern auch<lb/> noch des nemlichen Abends, um 9 oder 10 Uhr,<lb/> in Koͤnigsberg beim hollaͤndiſchen Baume an-<lb/> legen konnte.</p><lb/> <p>Sobald ich hier mein Schiff reparirt<lb/> hatte, ſaͤumte ich nicht, mich nach neuer<lb/> Fracht umzuſehen. Es traf dies in den<lb/> Zeitpunkt, wo die ruſſiſchen Truppen, welche<lb/> das Land ſeit mehreren Jahren beſetzt gehal-<lb/> ten, ernſtliche Anſtalten trafen, Preuſſen wieder<lb/> zu raͤumen, und wo eine ungeheure Menge<lb/> von Kriegs-Effecten nach Rußland heimge-<lb/> ſchafft werden ſollten. Zur See fand dieſer<lb/> Transport ein großes Hinderniß in dem<lb/> Mangel an Schiffen, da die Fahrzeuge frem-<lb/> der Nationen dazu nicht gezwungen werden<lb/> konnten, und auch die preuſſiſchen Schiffer<lb/> dem wiederhergeſtellten Frieden, bei der kuͤrz-<lb/> lichſt ſtattgefundenen Regierungs-Veraͤnderung<lb/> nicht voͤllig trauten.</p><lb/> <p>Weniger bedenklich, als Andre, war ich<lb/> unter dieſen Umſtaͤnden der Erſte, der ſich<lb/> dazu entſchloß, eine Fracht nach Riga anzu-<lb/> nehmen: denn mir wurden — was nie zuvor<lb/> erhoͤrt! — 42 Silber-Rubel fuͤr die Laſt ge-<lb/> boten, nebſt voͤlliger Befreiung von Licent<lb/> und allen Unkoſten, nicht nur in Koͤnigsberg<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0164]
Unſre Fahrt gieng indeß ſo pfeilſchnell vor-
waͤrts, daß ich nicht nur am andern Tage,
Nachmittags um 2 Uhr, und alſo binnen
28 Stunden, Pillau erreichte, ſondern auch
noch des nemlichen Abends, um 9 oder 10 Uhr,
in Koͤnigsberg beim hollaͤndiſchen Baume an-
legen konnte.
Sobald ich hier mein Schiff reparirt
hatte, ſaͤumte ich nicht, mich nach neuer
Fracht umzuſehen. Es traf dies in den
Zeitpunkt, wo die ruſſiſchen Truppen, welche
das Land ſeit mehreren Jahren beſetzt gehal-
ten, ernſtliche Anſtalten trafen, Preuſſen wieder
zu raͤumen, und wo eine ungeheure Menge
von Kriegs-Effecten nach Rußland heimge-
ſchafft werden ſollten. Zur See fand dieſer
Transport ein großes Hinderniß in dem
Mangel an Schiffen, da die Fahrzeuge frem-
der Nationen dazu nicht gezwungen werden
konnten, und auch die preuſſiſchen Schiffer
dem wiederhergeſtellten Frieden, bei der kuͤrz-
lichſt ſtattgefundenen Regierungs-Veraͤnderung
nicht voͤllig trauten.
Weniger bedenklich, als Andre, war ich
unter dieſen Umſtaͤnden der Erſte, der ſich
dazu entſchloß, eine Fracht nach Riga anzu-
nehmen: denn mir wurden — was nie zuvor
erhoͤrt! — 42 Silber-Rubel fuͤr die Laſt ge-
boten, nebſt voͤlliger Befreiung von Licent
und allen Unkoſten, nicht nur in Koͤnigsberg
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