Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 1. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.und wohlgemuth alte und neue Geschichten, Ganz von ohngefähr fielen hierbei meine Guter Gott! Und ich hatte mich müssen und wohlgemuth alte und neue Geſchichten, Ganz von ohngefaͤhr fielen hierbei meine Guter Gott! Und ich hatte mich muͤſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="168"/> und wohlgemuth alte und neue Geſchichten,<lb/> nach Seemanns Weiſe, auf die Bahn brachten.</p><lb/> <p>Ganz von ohngefaͤhr fielen hierbei meine<lb/> Blicke auf den emſig beſchaͤftigten Tiſchler<lb/> und nahmen mit Verwunderung wahr, wie<lb/> Dieſer hinter der Verkleidung, wo die Fen-<lb/> ſterrahmen eingeſchoben geweſen waren, aller-<lb/> lei Sachen hervorlangte und mit dem krum-<lb/> men Stiele ſeines Schnitzers immer noch<lb/> nach Mehreren angelte. Das Blut ſchoß<lb/> mir auf’s Herz und ins Geſicht. Jch fiel,<lb/> wie aus den Wolken: denn ich erkannte au-<lb/> genblicklich, Stuͤck fuͤr Stuͤck, das verſchwun-<lb/> dene Eigenthum des verſtorbenen Schiffers<lb/> Karl Chriſtian. Da war ſeine Uhr, ſeine<lb/> Garnitur ſilberner Schnallen, ein Beutel<lb/> mit einigen hundert Thalern Daͤniſch Courant,<lb/> ein Schaͤchtelchen mit Pretioſen an goldenen<lb/> Ringen und Ohrgehaͤngen, desgleichen ſil-<lb/> berne Schloͤſſer zu großen Buͤgeltaſchen nach<lb/> damaliger Mode, und was ſonſt noch mehr,<lb/> das der gute Mann vormals in Amſterdam<lb/> eingehandelt und unterweges, aus Furcht<lb/> vor Kaperei, hier in Sicherheit gebracht<lb/> hatte. — Hier hatt’ es kein Menſch geſucht<lb/> und auch <hi rendition="#g">wir</hi> es eher in jedem andern Ver-<lb/> ſteckwinkel geahndet!</p><lb/> <p>Guter Gott! Und ich hatte mich muͤſſen<lb/> drum gleichwohl einen Dieb heiſſen laſſen!<lb/> Aber der Himmel iſt gerecht und barmherzig.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0184]
und wohlgemuth alte und neue Geſchichten,
nach Seemanns Weiſe, auf die Bahn brachten.
Ganz von ohngefaͤhr fielen hierbei meine
Blicke auf den emſig beſchaͤftigten Tiſchler
und nahmen mit Verwunderung wahr, wie
Dieſer hinter der Verkleidung, wo die Fen-
ſterrahmen eingeſchoben geweſen waren, aller-
lei Sachen hervorlangte und mit dem krum-
men Stiele ſeines Schnitzers immer noch
nach Mehreren angelte. Das Blut ſchoß
mir auf’s Herz und ins Geſicht. Jch fiel,
wie aus den Wolken: denn ich erkannte au-
genblicklich, Stuͤck fuͤr Stuͤck, das verſchwun-
dene Eigenthum des verſtorbenen Schiffers
Karl Chriſtian. Da war ſeine Uhr, ſeine
Garnitur ſilberner Schnallen, ein Beutel
mit einigen hundert Thalern Daͤniſch Courant,
ein Schaͤchtelchen mit Pretioſen an goldenen
Ringen und Ohrgehaͤngen, desgleichen ſil-
berne Schloͤſſer zu großen Buͤgeltaſchen nach
damaliger Mode, und was ſonſt noch mehr,
das der gute Mann vormals in Amſterdam
eingehandelt und unterweges, aus Furcht
vor Kaperei, hier in Sicherheit gebracht
hatte. — Hier hatt’ es kein Menſch geſucht
und auch wir es eher in jedem andern Ver-
ſteckwinkel geahndet!
Guter Gott! Und ich hatte mich muͤſſen
drum gleichwohl einen Dieb heiſſen laſſen!
Aber der Himmel iſt gerecht und barmherzig.
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